Brand im Flüchtlingsheim
Mit welcher Leichtigkeit die Polizei Fremdenfeindlichkeit ausschließt
In der Nacht zum Mittwoch wurde in Niedersachsen auf eine Flüchtlingsunterkunft mit 3.000 Bewohnern ein Brandanschlag verübt. Das Feuer konnte nur mit Hilfe von vier Feuerwehreinsatzstellen gelöscht werden. Fremdenfeindlichkeit schließt die Polizei mit einer unglaublichen Leichtigkeit aus. Überhaupt teilt sie nur auf Nachfrage mit, dass Flüchtlinge betroffen sind. Das Telefonat mit der Polizei als Gedächtnisprotokoll:
Von Ekrem Şenol Donnerstag, 06.08.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.08.2015, 12:37 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
„Auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist auszuschließen.“ Dieser Satz in einer Presseerklärung der Polizeiinspektion Osnabrück von Mittwoch machte mich neugierig. Warum wurde ein fremdenfeindlicher Hintergrund ausgeschlossen. Was war überhaupt passiert? Die Presseerklärung selbst gab so gut wie keine Auskunft:
„In der Nacht zu Mittwoch gerieten aus noch ungeklärter Ursache drei Sanitärcontainer auf dem Gelände der LAB in Bramsche in Brand. Das Feuer konnte durch die Feuerwehren Sögeln, Ueffeln, Bramsche und Hesepe gelöscht werden. Der entstandene Sachschaden wird auf ca. 30000 Euro geschätzt. Personen kamen nicht zu Schaden.“
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Soweit der Wortlaut der polizeilichen Erklärung. Was aber ist auf dem Gelände der LAB? Und was überhaupt ist LAB? Weiter heißt es:
„Brandermittler suchten am heutigen Vormittag das Gelände der LAB auf und untersuchten den Brandort, der sich mitten auf dem Gelände befindet. Die Polizei schließt als Brandursache einen technischen Defekt aus, weiterhin ist nicht davon auszugehen, dass der Brand von Personen außerhalb der LAB verursacht worden ist. Auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist auszuschließen.“
Es half nichts. Aus der Erklärung wurde ich nicht schlau. Ich rief die Polizei an. Das Gespräch mit der Pressestelle als Gedächtnisprotokoll:
Ich: Was ist eine LAB?
Polizei: Das ist die Landesaufnahmebehörde.
Ich: Und was wird dort aufgenommen?
Polizei: Flüchtlinge.
Ich: Auf dem Gelände sind also Flüchtlinge untergebracht?
Polizei: Ja, so ca. 3.000. Eigentlich ist das Gelände für 600 Personen ausgelegt.
Ich: Warum steht in der Presseerklärung nicht, dass dort Flüchtlinge untergebracht sind?
Polizei: Weil klar ist, was die Landesaufnahmebehörde macht. Sie nimmt Flüchtlinge auf. Dieser Name ist bei uns gängig.
Ich: In Ihrer Erklärung steht nur die Abkürzung LAB. Ist diese Abkürzung auch gängig?
Polizei: Oh! Aber ja. Bei uns zumindest ist LAB so gängig, dass wir sie nicht ausgeschrieben haben. Da steckt aber keine böse Absicht dahinter.
Ich: Davon gehe ich auch nicht aus.
Polizei: *lacht*
Ich: Warum geht die Polizei davon aus, dass der Brand von Personen außerhalb der LAB verursacht worden ist?
Polizei: Weil die Container mitten auf dem Gelände stehen. Und das Gelände ist sehr groß. Da kommen normalerweise keine Personen von außerhalb hin.
Ich: Normalerweise!?
Polizei: Ja. Das Gelände ist wirklich riesig.
Ich: Dritte haben also keinen Zutritt auf das Gelände?
Polizei: Ich weiß nicht, wie es derzeit ist. Aber normalerweise nicht.
Ich: Und aufgrund welcher Befunde wird ein fremdenfeindlicher Hintergrund ausgeschlossen?
Polizei: Die Brandermittler haben Spuren gefunden, die vermuten lassen, dass Flüchtlinge den Brand gelegt haben könnten.
Ich: Die Polizei verdächtigt also die Flüchtlinge. Was sind das für Spuren?
Polizei: Es wurde festgestellt, dass die Brände im inneren der Container gelegt wurden und nicht von außen.
Ich: Was sind das eigentlich für Container? Sind das Toiletten?
Polizei: Ja, Damen- und Herreintoiletten und -duschen.
Ich: Sind diese Container verschlossen?
Polizei: Nein, natürlich nicht. Da muss man ja rein- und rausgehen können.
Ich: Ok!?
Polizei: Außerdem wurden am Tatort keinerlei Anzeichen für einen fremdenfeindlichen Hintergrund gefunden.
Ich: Vielen Dank für die Auskunft. Aktuell Meinung Politik
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