Demografie Studie
Deutschland braucht Einwanderung auch aus Nicht-EU-Staaten
Ohne Einwanderung wird Deutschland schon in 35 Jahren mehr als ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung verlieren. Einer aktuellen Studie zufolge kann das nur mit Einwanderung aus Nicht-EU-Staaten ausgeglichen werden - mit bis zu einer halben Million pro Jahr.
Montag, 30.03.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Deutschland ist in den kommenden Jahrzehnten stärker denn je auf Zuwanderung angewiesen. Ohne Einwanderer würde die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 von heute rund 45 Millionen auf unter 29 Millionen sinken. Das wäre ein Rückgang um 36 Prozent. Diese Lücke ist ohne Zuwanderung nicht zu schließen. Selbst wenn genauso viele Frauen berufstätig sind wie Männer und die Rente erst mit 70 Jahren beginnt, steigt die Zahl potenzieller Arbeitskräfte im Land lediglich um 4,4 Millionen. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie prognostiziert außerdem, dass die derzeit hohe Zuwanderung aus EU-Ländern schon bald deutlich nachlässt. Das erfordert verstärkte Bemühungen um qualifizierte Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten.
In 2013 kamen 429.000 mehr Menschen nach Deutschland als das Land verließen. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass im vergangenen Jahr im Saldo sogar 470.000 Einwanderer zuzogen. Eine Nettozuwanderung in dieser Höhe würde laut Studie zumindest in den kommenden zehn Jahren ausreichen, um die Zahl der arbeitsfähigen Menschen hierzulande konstant zu halten. Dann allerdings steigt der Bedarf an Einwanderern, weil die Generation der Baby-Boomer ins Rentenalter kommt. Jeder zweite heutige Arbeitnehmer mit qualifizierter Berufsausbildung verlässt bis 2030 das Arbeitsleben.
Zuzug aus EU-Ländern wird wieder zurückgehen
Die Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg, die die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellten, sehen eine weitere Herausforderung: Das derzeitige Rekordhoch der Zuwanderung aus EU-Staaten (2013: netto rund 300.000) wird sich nicht fortschreiben. Ein Grund ist der demografische Wandel, der in der gesamten EU die Bevölkerung schrumpfen lässt. Auch wird bei wirtschaftlicher Erholung der Krisenländer der Anreiz zur Auswanderung sinken. Die Studienautoren rechnen bis 2050 im Jahresdurchschnitt nur noch mit bis zu 70.000 Einwanderern aus EU-Staaten. Dies wäre immer noch eine erheblich höhere Einwanderung als in den 35 Jahren bis 2010: Da war der Wanderungssaldo mit der EU zumeist ausgeglichen.
Die Migrationsforscher berechnen in verschiedenen Szenarien, dass Deutschland bis 2050 pro Jahr netto zwischen 276.000 und 491.000 Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten benötigt. Diese Gruppe stellte in 2013 unter dem Strich jedoch lediglich 140.000 Einwanderer und damit nur rund ein Drittel der gesamten Nettozuwanderung. Zudem wanderten die meisten der Drittstaatler aus familiären und humanitären Gründen, für ein Studium oder eine Ausbildung nach Deutschland ein. Mit der Blue Card der EU oder über andere Aufenthaltstitel zur Erwerbstätigkeit kamen hingegen noch nicht einmal 25.000 qualifizierte Fachkräfte ins Land.
Einwanderungsgesetz kann helfen
„Deutschland darf sich nicht auf eine weiterhin hohe Einwanderung aus der EU verlassen. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit Deutschland als Einwanderungsland auch für Drittstaatler attraktiver wird“, sagte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Dazu gehöre ein verständliches Einwanderungssystem, das deutlich mache, dass qualifizierte Zuwanderung von außerhalb der EU nicht nur erlaubt, sondern erwünscht ist, so Dräger. Dieses Willkommenssignal sollte von einem neuen Einwanderungsgesetz ausgehen, das die Einwanderungsregeln transparent und einfach macht und Einwanderern Perspektiven für langfristigen Aufenthalt und zügige Einbürgerung bietet. Die Migrationsforschung zeigt: Staaten sind dann für ausländische Fachkräfte attraktiv, wenn sie gute Chancen auf Teilhabe bieten. Dazu gehören Sprachförderung, Integration in den Arbeitsmarkt, gesellschaftliche Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung.
Tipp!
Die Studie der Bertelsmann-Stiftung „Zuwanderungsbedarf aus Drittstaaten in Deutschland bis 2050“ kann hier kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Die Studienautoren räumen ein, der tatsächliche Bedarf an Erwerbspersonen sei angesichts des Wandels der Arbeitsgesellschaft schwer zu prognostizieren. Die Digitalisierung etwa könne die Bedarfe durchaus zurückschrauben. Trotzdem gehen die Forscher davon aus, dass die Alterung der Gesellschaft den Staatshaushalt und die sozialen Sicherungssysteme vor unlösbare Probleme stellt, sofern die Nettozuwanderung deutlich zurückginge.
Mit einer stärkeren Anwerbung von Einwanderern aus Drittstaaten, so Dräger, würde zugleich Deutschlands Verantwortung für die Stabilität der Arbeitsmärkte in den Herkunftsländern steigen: „Deutschland muss sich international stärker für eine faire Gestaltung von Migration engagieren.“ Der Fairness-Gedanke ist auch der hiesigen Bevölkerung wichtig: In einer repräsentativen TNS Emnid-Umfrage für die Bertelsmann Stiftung hatten kürzlich 43 Prozent der Befragten gesagt, Deutschland dürfe qualifizierte Zuwanderer aus Entwicklungsländern nur dann anwerben, wenn diese Länder dadurch nicht in ihrer Entwicklung behindert werden. (bk/bs) Gesellschaft Leitartikel Studien
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„Deutschland dürfe qualifizierte Zuwanderer aus Entwicklungsländern nur dann anwerben, wenn diese Länder dadurch nicht in ihrer Entwicklung behindert werden.“
Wie kommt man den eigentlich auf die Idee, dass in unterentwickelten Ländern unendlich viele Fachkräfte zu Verfügung stehen? Die Blue Card bestätigt doch, dass diese Fachkräfte nur in den Köpfen der Politiker existieren? Mir ist völlig schleierhaft, wie man z.B. massenweise Professoren, It-Spezialisten und Ingenieure aus Afrika anlocken will.
Eine halbe Million pro Jahr. Dann wäre z.b. Kambodscha nach ca. 10 Jahren menschenleer. Ohne Geburtenzuwachs vs Sterberate. Frei nach Salot Sar: Wir können auch mit 1 Million Menschen einen Staat machen.
Medico International schickt aus Westeuropa jährlich bis zu 500 Ärzte nach Vietnam; weil die Mehrheit der vietnamesischen besser in westlichen Nationen verdienen und das Land verlassen.
Ich finde es immer wieder problematisch mit der „Wirtschaftlichkeit“ von Migration zu argumentieren und so Migrant_Innen in nützlich/unnütz einzuteilen.
Es sollte mehr in die Ausbildung von Menschen investiert werden, die aus welchen Gründen auch immer sowieso nach Deutschland kommen, anstatt gezielt schon ausgebildete Fachleute aus anderen Staaten abzuwerben.
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Es wird doch ein riesiges Lügengebäude um die Frage Einwanderung aufgebaut, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Warum wird denn in D nicht mal über die wahren Ursachen der Kinderarmut in diesem Land gesprochen? Warum ist D so ein „kinderfeindliches“ Land? Weil alles, was mit Kindern zu tun hat, angefangen von den Problemen junger Paare, über die Schwangerschaft, Geburt, Kinderbetreuung und Erziehung, Bildung und Ausbildung, die Möglichkeiten der Eltern, auch mehrere Kinder zu haben, alles Geld kostet. Viel Geld! Und, es erfordert ein generelles Umdenken in der Gesellschaft zu mehr Solidarität, weg von dem Elitedenken. Es kann doch nicht sein, daß solch eine große Aufgabe auf die Landesfürsten und deren Vögte in den Städten abgewälzt werden. Aber Geld gibts viel zuwenig dafür. Und ein jeder Kultur-oder Bildungsmops in so einer Verwaltung hat freie Hand seine Spinnereien mit denen von anderen zu messen.
Und weil das so ist, weil es keine überlegten Pläne und Programme für all diese Probleme gibt, die einmal zusammen passen, deswegen fehlen auch in Deutschland die Menschen.
Es soll so werden, wie es in den USA ist. Eine etwas verstärkte gebildete Oberschicht, eine ziemlich schwache Mittelschicht und eine breite meist minder- oder gar ungebildete Unterschicht, die zu einfachen Bedienern von ansonsten voll automatischen Maschinen und Taktstraßen taugen.
Wenn man den Ländern die gebildeten Mitbürger abwirbst, damit sie in D für wenig Geld die qualifizierten Arbeiten verrichten sollen, für deren Entgelt ein Deutscher sagt, dafür bekomme ich in anderen Ländern eine höhere Entlohnung, dann entzieht man diesen ärmeren Ländern das Bildungsbürgertum und damit die Entwicklungschancen. Dadurch regt man die Wanderungsbewegungen nach Europa an, wo die Menschen ihre Heimat verlassen, Familien auseinander gerissen werden und die Gesellschaften in Europa überfremdet werden, was wiederum zu sozialen, gesellschaftlichen und religiösen Spannungen führt.
Wer öfters mal in NRW unterwegs ist, merkt das ziemlich drastisch, daß dort ein ziemlich großer Prozentsatz der Menschen eben nur Hack-deutsch beherrscht oder nur Kanack oder gar kein Deutsch.
Für was interessieren sich diese Menschen? Nur für sich selbst. Ist ja auch verständlich. Und wem kommt das wieder zugute?
Denen, die diese Entwicklung nicht nur duldeten, sondern auch förderten. Ein politisch desinteressiertes und ungebildetes Volk läßt sich doch leichter lenken als ein Volk mit festen gesellschaftlichen, politischen, auch gewerkschaftlichen und familiären Strukturen.
Es ist gar nicht so einfach, dieses globale Problem zumindest – andeutungsweise – in einem solchen kleinen Beitrag unterzubringen.
Wer mehr Einwanderung will, soll dann bitte auch sämtliche negativen Konsequenzen miteinbeziehen und präventiv handeln, aber dann würde sich der Fachkräfte-Import nicht mehr lohnen.
Bei den momentanen demographischen Problemen und der ausufernden forcierten Einwanderung ist es durchaus berechtigt angst davor zu haben sich irgendwann mal fremd im eigenen Land vorzukommen.
Kinder kriegen ist die einzige Lösung für die demographischen Probleme und wenn wir nicht mal das soziale Engagement dafür aufbringen können, die Konditionen für Eltern zu verbessern, wieso sollten Einwanderer davon ausgehen dass sich besser um sie gekümmert wird? Der Import von Fachkräften ist lediglich die moderne Form von Sklaverei und Ausbeutung.