Ansprüche gewachsen

Einwanderer müssen immer mehr leisten

Die Deutschen sehen ihr Land zunehmend als Einwanderungsland. Trotz einwanderungskritischer Demonstrationen wächst einer aktuellen Studie zufolge die Willkommenskultur. Ausgereift ist sie aber noch lange nicht.

Montag, 09.03.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Deutschen gewöhnen sich daran, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Deutschlands Willkommenskultur wird von der Bevölkerung positiver gesehen als noch vor wenigen Jahren. Sechs von zehn Befragten meinen, Migranten würden vor Ort freundlich empfangen. Bei der letzten Umfrage im Jahr 2012 glaubte das nur die Hälfte. Allerdings ist die Bevölkerung nach wie vor uneins darüber, ob Einwanderung die Gesellschaft bereichert oder ihr eher schadet. Im Osten ist die Skepsis gegenüber neuen Mitbürgern außerdem höher als im Westen.

Den Eindruck, in einem gegenüber Einwanderern zunehmend offeneren Land zu leben, teilen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. 68 Prozent der Befragten mit und 73 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund glauben, dass die Behörden Einwanderer willkommen heißen (2012: 57 beziehungsweise 66). Allerdings sind auch die Ansprüche an die Integrationsbereitschaft der Neuankömmlinge gewachsen. So meinen beispielsweise 97 Prozent, dass Einwanderer sich um ein gutes Zusammenleben mit Einheimischen bemühen sollten (2012: 88) und 80 Prozent wünschen sich mehr soziales Engagement der Migranten (2012: 72).

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Handlungsbedarf beim Ausbau der Willkommenskultur
Die deutsche Bevölkerung sieht allerdings auch Handlungsbedarf beim Ausbau der Willkommenskultur. Um Einwanderern den Start zu erleichtern, sprechen sich 82 Prozent der Befragten für spezielle Hilfen der Agentur für Arbeit aus (2012: 68). 76 Prozent sind außerdem für eine leichtere Anerkennung der im Ausland erworbenen Abschlüsse und 62 Prozent befürworten dauerhafte Aufenthaltserlaubnisse (2012: 69 bzw. 55). 56 Prozent meinen ferner, Deutschland solle Einbürgerungen erleichtern und 54 Prozent der Befragten glauben, die Benachteiligung von Einwanderern müsse durch Gesetze bekämpft werden (2012: 44 bzw. 47).

Was den Nutzen von Zuwanderung angeht, sind die Deutschen nach wie vor zwiegespalten. Zwar sehen sie klare Vorteile, wie zum Beispiel die Ansiedlung internationaler Firmen (68 Prozent). Zugleich jedoch verbindet eine Mehrheit Migranten mit Problemen in Schulen (61) und Belastungen des Sozialstaats (64). 63 Prozent sehen generell Konfliktpotenzial zwischen Einwanderern und Einheimischen.

Download: Die vollständige Studie „Willkommenskultur in Deutschland: Entwicklungen und Herausforderungen“ können Sie hier herunterladen.

Höhere Skepsis gegenüber Einwanderung im Osten

Die Vorbehalte gegenüber Einwanderern sind in Ostdeutschland höher als im Westen – ob bei Schulproblemen (Ost 64 Prozent, West 61 Prozent), vermeintlicher Belastung des Sozialstaats (69:63) oder gesellschaftlichem Konfliktpotenzial (73:61). Während im Westen lediglich ein Drittel der Befragten glaubt, Einwanderer seien in der Bevölkerung unwillkommen, ist es im Osten fast jeder Zweite.

Dabei leben in den ostdeutschen Bundesländern erheblich weniger Migranten als im Westen. Außerdem werden sie wegen des demographischen Wandels in Zukunft besonders stark auf Zuwanderung angewiesen sein. Die Auswirkungen des demographischen Wandels werden in der Bevölkerung jedoch unterschätzt. So glaubt mehr als jeder Vierte, Deutschland werde in den kommenden Jahrzehnten ohne Einwanderer gar nicht oder um maximal eine Million Menschen schrumpfen. Demgegenüber prognostiziert das Statistische Bundesamt bis 2060 ohne Zuwanderung einen Bevölkerungsrückgang um über 20 Millionen Menschen. Entsprechend uneinig sind die Deutschen darüber, mit welchen Strategien eine älter werdende Gesellschaft dem drohenden Fachkräftemangel begegnen soll. 34 Prozent meinen, Deutschland solle mehr Fachkräfte aus dem Ausland holen. Jeder Fünfte ist hingegen der Ansicht, es gebe gar keinen Fachkräftemangel. (mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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  1. Arno sagt:

    Solche Studien bestätigen immer nur das Bild, das die Migrationsverbände und die Politik sehen wollen. Dass die Skepsis im Osten größer ist, hängt damit zusammen, dass der Osten unter dem Strich ärmer ist. Dort hat man weniger Verständnis, Arbeitsplätze und Sozialleistungen zu teilen.