Bayerische Islam-Schulbücher
Burasini nasil buluyorsunuz? – Wıe fınden Sıe es hıer?
Thema Islam im Schulunterricht – ein Aufregerthema. Zu aufregend, um den Islam in Deutschland angemessen darzustellen? Ein Blick in einige Religionslehrwerke bayerischer Schulen...
Von Janosch Freuding Montag, 15.12.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.06.2015, 15:19 Uhr Lesedauer: 9 Minuten |
Ein Stapel bayerischer Schulbücher, sechs katholische und zwei evangelische, liegt auf dem Schreibtisch. 7. Klasse Religionsunterricht – der Islam steht auf dem Lehrplan. Wie stellen die Religionsbücher eigentlich den Islam in Deutschland dar?
Wie so oft resultieren viele problematische Tendenzen aus einer eigentlich positiven Intention. Sprachbrücken bauen – so lautet eine Überschrift aus einem Lehrwerk für die ehemalige Haupt-, nun Mittelschule: Reli 7. Der Lernende wird aufgefordert, im Umgang mit türkischen (muslimischen) Jugendlichen „mit einigen Sätzen in ihrer Sprache zur guten Stimmung und zum gegenseitigen Verstehen“ beizutragen – und darunter steht unter anderem, in fehlerhaftem Türkisch: „Burasini nasil buluyorsunuz? – Wie finden Sie es hier?“ 1
Die 1. Auflage datiert auf das Jahr 1999, damals fast 40 Jahre nach dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen – reichlich spät für eine erste, zögerliche Kontaktaufnahme in Richtung türkisch-muslimischer Jugendlicher. Ob der Satz bei in Deutschland geborenen Jugendlichen darüber hinaus Freudensprünge auslöst, sei hier dahingestellt.
2003, in dem Lehrwerk ReliRealschule 7, das sich in weitgehender Übereinstimmung auf sein Vorgängerwerk für die Hauptschule stützt, fehlt die nun offensichtlich als problematisch erkannte Passage. An anderer Stelle wurde das Lehrwerk ebenfalls geändert: Zwei Jahre nach dem 11. September findet sich dort anstelle eines Texts über Jerusalem und den Felsendom ein Text über den Dschihad. Das ganzseitige Foto des Felsendoms auf der gegenüberliegenden Seite bleibt erhalten – es befindet sich nun natürlich in einem völlig anderen Kontext. Gemeinsame große Überschrift des Islamkapitels in beiden Lehrwerken: „Muslime und wir.“
Muslime und wir
In ähnlicher Weise widmet sich für das Gymnasium Leben gestalten 7 (1. Auflage 2006) der „Begegnung mit Muslimen in unserer Gesellschaft“. Auf einer insgesamt sehr düster geratenen Foto-Doppelseite, die als Hintergrund das Innere einer Moschee zeigt, werden unter genannter Überschrift noch folgende kleinere Bilder gezeigt: eine vollverschleierte, schwarz gekleidete Frau mit Video-Kamera; afghanische Kinder, die einen deutschen Soldaten auf ISAF-Mission beobachten; einen konzentriert schneidenden Dönerverkäufer; hunderte betende Muslime vor dem Felsendom; eine junge Muslima in braunem Mantel und grauem Rock mit einem Kopftuch in Zartflieder; die Coverseite eines Algebra-Buches von Cornelsen.
Was verstehen die Macher des Buches unter „unserer Gesellschaft“, könnte man fragen, oder welche Klischees über den Islam werden hier reproduziert? Wir wollen jedoch den Lernzielen des zugehörigen Lehrerbandes Beachtung schenken. Laut ihnen soll der Blick für die „Vielfalt islamischer Lebensweisen“ geschärft werden, um „Ansätze eines Bewusstseins einer Differenzierung gängiger Klischees“ zu erarbeiten. Alles im grünen Bereich also?
Leider nicht, denn in der Beschreibung des angestrebten Unterrichtsverlaufs steht beispielsweise folgender Satz: „Im Lehrer-Schüler-Gespräch können Erfahrungen mit muslimischen Mitschülern, die Gastarbeiter (Döner), andersartige Erscheinungsformen in der Kleidung (Tschador) und Gebetshäuser bzw. Moscheen angesprochen werden.“ Ist das der Erfahrungshorizont, auf das sich unser Religionsgespräch stützt: „Gastarbeiter (Döner)?“
Die Liste ließe sich ohne weiteres fortsetzen: Unter einer Doppelseite zur Diskriminierung der Frau im Islam steht folgender Arbeitsauftrag: „Bettina hat sich in einen Muslim verliebt. Diskutiert verschiedene Szenarien.“ Ein Zitat aus demselben Buch: „Der Islam fasziniert und erschreckt.“ Religion vernetzt 7 präsentiert unter der Überschrift „große Leistungen von Muslimen“ Kulturleistungen aus islamischen Ländern, die letzte datiert auf das 18. Jh. Der erwähnte, konzentriert schneidende Dönerverkäufer indes scheint die Schulbuchmacher so nachhaltig beeindruckt zu haben, dass sich sein Foto in mindestens drei Lehrwerken der Auer-Schulbuchreihe wiederfindet. Man muss es leider so formulieren: In manchen Schulbuchkapiteln zum Islam ist es müßig, die einzelnen Fehler zu zählen, sie sind ein einziger Fehler.
Die Kapitel folgen dabei einem stets ähnlichen Aufbau: Um die Schüler dort abzuholen, wo sie sind, erscheint als geeigneter Einstieg ein Überblick über die gängigsten Klischees, die sogenannten „verschiedenen Gesichter des Islams“. Der daraus resultierenden Frage: Islam – fremd oder nah? folgt die Erkenntnis, dass der Islam längst in unserer Gesellschaft beheimatet ist. Doch anstatt dies weiter zu vertiefen, machen sich die Schulbuchmacher nun auf in eine von Orientalismen geprägte Reise in die fernen Ursprungsländer des Islams. Ein paar Fakten zum Auswendiglernen werden unterwegs eingestreut (die Biographie Mohameds, die fünf Säulen des Islams). Nachdem man sich auf diese Weise immer weiter von Deutschland und unserer Zeit entfernt, die Länder des Nahen Ostens in Pauschalreisemanier gleichmacherisch durchschritten hat, folgt ein abrupter Zeitsprung in die Gegenwart. Nun sind Terrorismus und Kopftuch Thema. Diesen „befremdlichen“ Seiten der Religion steht der Wunsch oder das Bemühen um ein friedliches Miteinander der Religionen anbei. Oft folgt hier der Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil, in dem sich die katholische Kirche erstmals den nichtchristlichen Religionen gegenüber öffnete. Mit einem Friedensgebet oder einem Meditationsgedanken über die Vielheit der Religionen endet das Kapitel.
- Überall dort, wo der Buchstabe i steht müsste eigentlich der Buchstabe ı stehen. Dass den Autoren der Buchstabe jedoch bekannt ist, zeigt das Zitat „Allaha ısmarladık“ acht Zeilen darüber, hier korrekt mit dem Buchstaben ı, was einen deutlichen Unterschied in der Aussprache ausmacht. Ein kleiner Fehler nur, aber ein deutlicher Beleg dafür, dass es den Autoren nicht besonders ernst war mit ihrem Crashkurs Türkisch.
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WIE STELLEN (Bayrische) RELIGIONSBÜCHER DEN ISLAM IN DEUTSCHLAND DAR?
Jedenfalls nicht objektiv, wie Herr Janosch Freudig in Izmir, einer atemberaubenden Stadt mit einem atemberaubenden Nachtleben und sehr netten Menschen, sicherlich feststellen musste.
Überrascht war er sicherlich auch über die „liberal“ eingestellten moslemischen Persönlichkeiten, die auf der Ege Universität studiren. Beim Anblick der modern bekleideten, gepflegten und freundschaftlich sehr aufgeschlossenen Frauen, vergaß er für einen Augenblick sicherlich, dass er sich in einem islamischen Land aufhielt.
Zu der Frage nochmal…“WARUM…“
kann ich nur sagen, dass ich seit vielen Jahren in Deutschland eine verzerrte, einseitige, diskriminierende, herabwürdigende …Darstellung der Presse und den angeblich „ÖR“ TV/Radio, festgestellt habe.
Dieser Verdacht/Feststellung von mir kann UNMÖGLICH ZUFALL sein, denn es scheint sich sogar auch in den Schulbüchern genau so wiederzufinden.
RESÜMEE: Mann darf/will den Islam, die Muslime, Menschen mit muslimischen Backround in Deutschland oder sonstwo auf der Welt, im TV/Radio nicht in einem positiven Kontext darstellen.
Es muss/darf, so scheint es, (fast) IMMER NUR IN EINEM NEGATIVEN ZUSAMMENHANG, unter anderem, mit Terrorismus, Rückständigkeit, UNINTEGRIERBAR, Analphabetismus, salafistisch, „islamistisch“, ….etc., dargestellt werden.
Ja, als ob sich das Bildungsministerium und die Mainstream-Medien untereinander abgesprochen hätten.
Bin ich jetzt ein Verschwörungstheoretiker oder habe ich paranoide Schizophrenie?
(Schade dass ich mich nicht so „akademisch“ ausdrücken kann, sonst würde ich auch mal den „Verfasser“ spielen).