Festung Europa
Das Sterben an Europas Außengrenzen geht weiter
Die Internationale Organisation für Migration unterstreicht mit neuen Zahlen die menschliche Tragödie vor Europas Außengrenzen. Demnach verloren in diesem Jahr bereits 3.100 Menschen ihr Leben. Zeitgleich spricht sich der neue EU-Migrationskommissar gegen einen Ausbau der Festung Europa aus.
Mittwoch, 01.10.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 01.10.2014, 22:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mindestens 40.000 Migranten sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration seit 2000 weltweit bei gefährlichen See- und Landreisen ums Leben gekommen. Die riskantesten Routen verliefen nach Europa, teilte die IOM am Montag in Genf mit. Mehr als 22.000 Menschen seien seit 2000 bei dem Versuch ums Leben gekommen, Europa zu erreichen, die meisten von ihnen im Mittelmeer. Nach IOM-Angaben starben im Jahr 2014 bereits mehr Menschen im Mittelmeer als in früheren Jahren.
Den Angaben zufolge verloren von Januar bis September 2014 knapp 3.100 Menschen bei der Passage über das Mittelmeer nach Europa ihr Leben. Die meisten stammten aus afrikanischen Krisenländern wie Somalia und Eritrea, aber auch aus Syrien und den Palästinensergebieten. In der Region Ostafrika zählte die IOM im gleichen Zeitraum rund 250 tote Migranten. An der Grenze zwischen den USA und Mexiko kam es zu 230 Todesfällen unter Migranten.
Skrupellose Schlepperbanden machten mit der Not der Migranten und Flüchtlinge einträgliche Geschäfte. Für eine Überfahrt auf völlig überladenen Schiffen von Nordafrika nach Europa verlangten Schleuser oft zwischen 2.000 und 4.000 US-Dollar. Bei einigen Hundert Passagieren kämen pro Fahrt schnell eine halbe Million US-Dollar zusammen. Die IOM forderte die Regierungen auf, entschlossener gegen die Schleuser vorzugehen. Ziel der IOM ist es, legale Migration zu erleichtern. Zudem leistet die IOM humanitäre Hilfe.
EU-Migrationskommissar gegen „Festung Europa“
Derweil hat der designierte EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos versichert, Europa nicht weiter zu einer „Festung“ ausbauen zu wollen. „Die Antwort auf die Herausforderungen ist bestimmt nicht eine Festung Europa. Die Geschichte hat gezeigt: Diejenigen, die sich schützen wollten, wurden letztlich zu Sklaven und lebten in Isolation“, sagte Avramopoulos bei seiner Anhörung im Europaparlament in Brüssel am Dienstag. An Europas Grenzen spiele sich derzeit eine anhaltende humanitäre Katastrophe ab, sagte der 61-Jährige. „Das ist wirklich ein schmerzvoller Kontrast zu unserem gemeinsamen moralischen, kulturellen und politischen Erbe.“
Er wolle sich für die Verbesserung der Situation in den Herkunfts- und Transitländern sowie für eine verstärkte Flüchtlingsaufnahme in Europa einsetzen, sagte Avramopoulos, der bisher griechischer Verteidigungsminister war. Gleichzeitig gelte es, Schleuser- und Menschenhändlerbanden zu bekämpfen und die Außengrenzen mit moderner Technologie zu überwachen. Menschen, die keinen Anspruch auf Schutz in Europa hätten, müssten unter Wahrung der Menschenrechte zügig zurückgebracht werden, sagte er. Die EU müsse diesen Rückkehrern beim Neustart in ihrer Heimat behilflich sein.
Avramopoulos wird sein Amt am 1. November antreten, sofern das Europaparlament die Personalie bestätigt. Der Jurist war viele Jahre lang Diplomat, bevor er sich in die Politik begab. Er gehört in Griechenland der konservativ-liberalen Partei Nea Dimokratia an, die für einen hochproblematischen Umgang mit Flüchtlingen bekannt ist. In Athen hatte er bereits etliche Ministerposten inne: Er war nicht nur zweimal Verteidigungsminister, sondern betreute auch die Dossiers Außenpolitik, Gesundheit und Tourismus. Zudem war er von 1995 2002 Bürgermeister von Athen. (epd/mig) Aktuell Politik
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Vor allem muss die Seenotrettung verbessert werden. Hut ab vor dem italienischen mare nostrum-Programm. Und warum werden die Kosten nicht von den anderen EU-Ländern übernommen und das Projekt ausgweitet auf allle betroffenen Mittelmeerstaaten?. Wie gut, dass der griechische Migrationskommissar jetzt Stellung zu beziehen scheint. Hoffentlich meint er es ehrlich, wenn er die Haltung der EU in der Flüchtlingspolitik im Kontrast zu den Werten des europäischen Erbes sieht. Wollen wir, dass das Mittelmeer zu einer See der Toten wird? Jeder Urlauber ist ja mittlerweile konfrontiert mit der Problematik an den Küsten, dass nachts Boote anlanden und die Polizei auftaucht und verzweifelte Menschen irgendwohin verfrachtet. Wenn das so weiter geht, degradiert sich die EU zu einem Zusammenschluss menschenverachtender Unrechtsstaaten, die nur auf den Erhalt ihres eh schon im Vergleich zu den ärmeren Staaten der Welt superreichen . Wohlstands aus sind, koste es, was es wolle.