Fußball-WM

Wer nicht singt, der fliegt

Der Countdown läuft. Bald fängt die Fußball-Weltmeisterschaft an. Und schon jetzt ist sich Martin Hyun sicher, dass die Diskussion um die Singpflicht der Nationalhymne neu entfacht wird. Im Fokus die deutschen Nationalspieler Mesut Özil, Jerome Boateng und Sami Khedira.

Von Mittwoch, 11.06.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 09.05.2020, 0:57 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Ich sehe es kommen: Konservative Medien und Politiker, die sonst das demokratische Gedankengut der Selbstbestimmung und freien Meinungsäußerung hochhalten, werden autokratisch die Pflicht zum Singen der Nationalhymne fordern. Liberale Politiker werden damit kontern, dass die Pro-Singpflicht-Anhänger, statt des Fußballspiels, den Musikantenstadl einschalten können. Und wenn sie kein Fan von Volksmusik sind, gibt es eine Vielfalt an Vereinen, in der sich die Politiker bei Langeweile engagieren könnten – NPD, AFD, REP, Pro-NRW. Deutschland ist gesegnet an rechtsextremen Gruppierungen.

Manche Fußball-„Experten“, die nie auf einem Fußballfeld standen, geschweige denn den Ball hochhalten können, werden sogar so weit gehen, eine Niederlage und das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft mit dem Nicht-Singen der Nationalhymne einiger Individuen zu verknüpfen. Erinnern wir uns an das EM-Aus gegen Italien vor zwei Jahren. Damals stand für viele dieser Hobby-Wahrsager, die Niederlage schon vor dem Anpfiff fest.

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Aber zurück in die Zukunft: Forscher werden wissenschaftliche Analysen vorlegen, um eine Verbindung zwischen der Niederlage und dem Nicht-Singen herzustellen. Eine liberale Forschergruppe wird zu dieser These eine Antithese erstellen, um das Gegenteil zu beweisen. In Talkshows werden wir uns Diskussionen über die Singpflicht anhören müssen. Titel: „Wer nicht singt, der fliegt.“

Erst kürzlich forderte der konservative Bundestagsvizepräsident Singhammer (CSU), dass die Migranten ihren Patriotismus zu Deutschland, nicht nur auf das Sozialsystem, die Währung und ihren Arbeitsplatz beschränken, sondern dass ihre Liebe zum Land darüber hinausgehen sollte. Er forderte eine neue Form von Patriotismus und die Bereitschaft einer „ehrlichen Integration“, so als wären meine Versuche, mich in die Gesellschaft zu integrieren, unehrlich sein. Ja, der Singhammer, der bei der Abstimmung im Bundestag für eine Diätenerhöhung für Politiker und gegen die Offenlegung von Nebeneinkünften und gegen einen NPD-Verbotsantrag war.

Für mich hat Patriotismus eine völlig andere Bedeutung, die sich mit den verzerrten Vorstellungen eines Politikers wie Singhammer, der Machtnymphomanen und parteiischen Medienlandschaft nicht deckt. Mein Verständnis von Patriotismus kann nicht aufgrund des Singens oder Nicht-Singens einer Nationalhymne, eines Passes, das Hissen der Flagge auf meinem Balkon festgemacht werden oder der Regierung sein Leben zu widmen. Die größte Form von Patriotismus, die einer seinem Land gegenüber erweisen kann, ist die Kritikäußerung, wenn sich die Regierung auf dem falschen Pfad befindet, wenn sie unsere Rechte, wie Gleichheit und Gerechtigkeit, die im Grundgesetz verankert sind, mit Füßen tritt, wenn sie ihre Verantwortung gegenüber den Menschen nicht nachkommt, sie in Stich lässt, missbraucht, destruktiv wird und ihre Stimme verkauft.

Die Nationalhymne ist nur ein Lied. Sie hat mit Patriotismus oder mit der Niederlage eines banalen Fußballspiels nichts zu tun. Ein Fußball-Team gewinnt und verliert immer gemeinsam. Zum Gemeinsamen gehören auch jene außerhalb des Fußballplatzes, die ein Team entweder motivieren oder eben kontraproduktive Patriotismusdebatten anstoßen. Ein Lied kann still gesungen werden (siehe Video). Eine gegenteilige Meinung wäre reiner Hohn gegenüber den Gehörlosen und Stummen unserer Gesellschaft.

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  1. sandmann_hh sagt:

    Ach ja, das liebe Singen.

    Nicth vergessen: 2010 haben wir ganz ohne Gesang eine tolle WM gespielt und die singenden Italener sind schon in der Vorrunde raus :)

    2012 soll das dann den Unterschied gemacht haben. Was ein Gedöns.

  2. aloo masala sagt:

    Im Grunde hatte man sich nie dafür interessiert, ob die Hymne mitgesungen wird oder nicht. Zum Beispiel beim Spiel BRD-DDR während der WM 1974 hatten weder die west- noch die ostdeutschen Spieler mitgesungen, wie das You-Tube Video zeigt:

    https://www.youtube.com/watch?v=mdVcwN4U8Lc

    Die Gesinnungsschnüffelei kam erst mit der Integrationsdebatte auf. Die Gesinnungsschnüffler sind wie Trüffelschweine, die im Unterholz nach volks- und gemeinschaftszersetzenden Umtrieben bei Einwanderern wie nach Trüffeln suchen. So wie die Trüffelschweine ihre Trüffel brauchen, brauchen die Gesinnungsschnüffler die vermeintlichen, fiktiven und echten Verfehlungen der Integrationsscheuen. Die Lehre daraus ist, das selbst wenn Özil und Co hingebungsvoll mit solz geschwellter Brust mitsingen werden, unsere Trüffelschweine weiterziehen werden und nach anderen Trüffeln suchen und sie auch finden werden.

  3. Natürlich ist das Singen der Nationalhymne ein Bekenntnis zur eigenen Identität. Und somit auch immer eine Frage der eigenen Glaubwürdigkeit, Und wenn ich diese Riege von Balltretern da auf dem Rasen erst sehe, dann glaube ich einigen von denen schon nicht mehr, dass sie überhaupt auch nur den Text des Deutschlandliedes kennen. Geschweige denn seine Bedeutung. Also sollten sie auch nicht lügen und heucheln und so tun als ob. Sollen sie einfach nur ihren Mund halten und schweigen, die gehören nicht dazu, und das ist ok.

    Meine Meinung dazu: Natürlich ist die Fussball-WM ein internationales Spiel. Da spielen in diesem weltweiten Wettbewerb die ausgewählten Mannschaften der einzelnen Nationen gegeneinander. Und natürlich vertritt ein jeder einzelne aller teilnehmenden Spieler seine jeweilige Nation. Oder sollte es doch zumindest, wenn er nicht gerade bestochen oder eingekauft worden ist und insgeheim unter fremder Flagge spielt. Am Ende der Spiele wird es einen Sieger geben, und dieser Sieger wird eine Nation sein. Brasilien schon fünfmal, und eben Brasilien und nicht Korea. Und wer das nicht begreift, der hat überhaupt nichts von internationalen Sportwettbewerben begriffen. Für den mag die WM sowas sein wie die Rasentreterei von Taubenzüchter Buxtehude gegen Anglerverein Kleinkleckersdorf, aber sicher kein internationales Event

    Aber jetzt kommen Leute daher und wollen alle nationale Symbolik abschaffen. Zuerst bei internationalen Wettbewerben das Singen der jeweiligen Nationalhymne. Als nächstes dann wohl auch noch die jeweiligen nationalen Trikots der Spieler. Natürlich alles nur im Sinne einer weltumspannenden Völkerfreundschaft. In diesem multikulturellen Fussball-Universum sollen dann alle nur noch miteinander spielen, aber nicht gegeneinander. Geschweige denn dass einer noch seine Nationlahymne singt. Wie langweilig soll das noch werden.

    […]

    Was mir die Freude am Fussball verleidet, sind diese drei Dinge: Erstens die FIFA, die ist korrupt. Zweitens die Spieler, die sich international als Fussball-Söldner für Geld verkaufen, und dann noch nicht einmal die Hymne ihrer jeweiligen neuen Nation singen können. Drittens alle Hooligans und sonstigen Fans, die nicht begreifen können oder wollen, was für ein Schmierentheater der internationale Fussball geworden ist.

  4. Han Yen sagt:

    @aloo masala

    Ich fände es lustig einmal aufzudecken, wer tatsächlich die Sportstadien baut. Ich wette mit Ihnen, es handelt sich um Heerscharen schein-selbständiger Migranten mit einer Privatversicherung, die für einen Generalunternehmer mit 5 Mitarbeitern einen Milliarden Umsatz erwirtschaften. Wieviel Steuergeld steckt tatsächlich in den Sportstadien und wer erhält es praktisch für einen Appel und Ei als geldwerten Vorteil ?

    Die Sponsoren, Medien, Marketing-Fritzen, Bau-Industrie, Sport-Vereine und Werbeindustrie verdienen sich dumm und dämlich an migrantischer Billigarbeit. Wir reden den Migranten ein, sie wären nicht integriert.

    Warum lassen wir nicht einmal die Erbauer der Sportstadien unsere Nationalhymne singen ? Da versammelt sich die Welt bei Freunden.

    Jeder Nationalspieler könnte einen migrantischen Bauarbeiter-Sänger die Nationalhymne auf Ton mitschneiden und dann sich im Stadion hinstellen und die aufgenommende Hymne Playback singen.

  5. aloo masala sagt:

    Das Singen der Nationalhymne nimmt ja bei einigen schon eine quasi-religiöse Bedeutung ein. Es ist das Glaubensbekenntnis der Nation. Die National-Inquisitoren werden heute Abend kurz vor Anpfiff penibel kontrollieren, welche Nationalspieler es wagen, Ihre Lippen nicht zu bewegen. Wer nicht mitsingt ist ein Ketzer, der sich dem nationalen Glaubensbekenntnis öffentlich verweigert. Er gehört an den Pranger gestellt und soll dann verbannt werden.

    Unsere National-Inquisitoren sind Typen, die den Islam für mittelalterlich erklären, sich selbst für aufgeklärt halten, aber geistig selbst auf den Stand im Mittelalter hängen geblieben sind. Es sind schreiende Mini-Talibans, die nationale Sakramente überwachen und Nationalspieler am liebste in eine Hymnen-Burka zwingen wollen.

  6. Jens sagt:

    Beckenbauer hat 1990 die Singpflicht eingeführt und ist damit Weltmeister geworden.

  7. aloo masala sagt:

    @Jens


    Beckenbauer hat 1990 die Singpflicht eingeführt und ist damit Weltmeister geworden.

    Korrelation impliziert keine Kausalität.

  8. Deutsche sagt:

    Jeder Mensch hat in diesem Land staatsbürgerliche Pflichten. Ein Symbol für den Willen, diese wahrzunehmen, ist das Singen der Nationalhymne. Ein Symbol dafür, gemeinsam zusammenzustehen und zusammenzuhalten. Ein Symbol dafür, für dieses Land etwas zu leisten. Es steht jedem Migranten frei, diese Hymne zu singen.

  9. surviver sagt:

    Die Themen werden immer lustiger.
    Seit wann gibt es im Fußball Nötigung zur Zwangsassimilation?