Theater

Draußen

Was wissen wir über die deutsche Flüchtlingspolitik? Was wissen wir über den Alltag eines Asylbewerbers in unserer Stadt? Wie gehen wir, wie geht Deutschland mit Flüchtlingen um? „Draußen“ im Berliner Ballhaus Ost basiert auf Originaldokumenten und Gerichtsverhandlungen, Behördentexten, Interviews mit Anwälten und AsylbewerberInnen, Reden von Politikern.

Von Dienstag, 18.03.2014, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.08.2016, 10:53 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Man unterhält sich über angeschwemmte Leichen. Sie wurden an Urlaubsstränden aus dem Wasser gezogen. Namenlose einer Völkerwanderung von der Dritten in die Erste Welt, die es nicht geschafft haben, in europäischen Küchen und Kellern dem Wohlstand nah zu verelenden. Ich denke an einen Satz von Johannes Bobrowski: „Ich mache bloß so ein Schlußpanorama für die zu Ende gehende Epoche der Seßhaftigkeit, welche im Neolithikum bekanntlich anfing, damit die Leute wissen, wie das war.“

Das Gespräch ändert den Verlauf Richtung Undercut, Glamour und Kahlschlag in einer Frisur. Esther Vorwerk und Johannes Frick besprechen als Repräsentanten beliebiger Zeitgenossenschaft bei Kaffee und Kuchen einen privilegierten Alltag. Sätze bleiben in jedem Fall unvollendet. Die Geläufigkeit jedes Gedankens steht außer Frage. Man schöpft aus einem Erfahrungsreservoir von geringer Tiefe. Man spekuliert auf Übereinstimmung. Man repetiert Paragrafen aus einem Vertragswerk der verdoppelten Verdrängung. Das Publikum erkennt sich wieder und zeigt das mit Gelächter an.

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Der Rassismus ist so banal
Auf der Ballhausbühne vagabundieren aufblasbare Möbel. Ab und zu hauen sich die Spieler Sachen um die Ohren. Wer dabei zu Boden geht, verkörpert den Verlierer im Kampf der Speckseite gegen ein desolates Weltgeschehen. Die Spieler zitieren abwechselnd aus Ausländerbehördenprotokollen. Es geht um Abschiebung, vorbeugende Haft und Aufenthaltsbeschränkungen. Der Rassismus in den Formulierungen ist so banal wie basal, er gehört zum guten Ton des Beamtendeutschen. Die Aushöhlung des Asylrechts stellt sich dar als amtliche Angelegenheit.

Auf einer Projektionsfläche geht es zu wie auf den Bildern von Keith Haring. Ein Schlagzeuger spielt außerdem Bass. Er heißt Sebastian Deufel und gehört gemeinsam mit Esther Vorwerk und Paula Dombrowski zum Künstlerkollektiv „Annja Hofft“. Aktuell Feuilleton

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