Aufbruch voller Widersprüche

Wenn wir glaubwürdig sein wollen…

Warum leben in der Türkei, die über 1000 Jahre christlich geprägt war, nur noch ca. 100 Tausend Christen und was hat die Situation in der Türkei mit den Türkeistämmigen in Deutschland zu tun? Ein Plädoyer von Müzeyyen Dreessen nach einer Kultur- und Dialogreise.

Von Müzeyyen Dreessen Mittwoch, 13.11.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 18.11.2013, 21:51 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Ein Land im Aufbruch, voller Widersprüche. So erlebten etwa 20 Teilnehmer einer Gruppe aus dem Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und weit darüber hinaus wie Berlin, Hamburg, Dormagen bis Österreich den äußersten Osten der Türkei.

Info: Müzeyyen Dreessen, Mitglied der Christlich-Islamische Gesellschaft (CIG) und seit Jahrzehnten in der christlich-islamischen Dialogarbeit engagiert und Axel Lippek, ehemals Evangelische Erwachsenenbildung, hatten im Oktober 2013 zum 5. Mal eine Kultur- und Dialogreise in die Türkei angeboten. Bei den Reisen werden nicht nur kulturhistorische Stätten besichtigt, sondern auch Gespräche mit Vertretern der Minderheiten und Vertretern der türkischen Gesellschaft geführt.

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Es ging von Trabzon, im Nordosten am Schwarzen Meer, durch ein touristisch kaum erschlossenes Gebiet entlang der Grenze zu Georgien, Armenien, Iran und Syrien bis nach Mardin im Südosten. Nicht nur die Landschaft fasziniert in dieser Region, um die sich einst Weltreiche stritten: Urartäische Burgen, römische Festungen und byzantinische Stadtmauern, armenische Kirchen assyrische Klöster, seldschukische Medresen und osmanische Moscheen sind nur einige der Schätze der Osttürkei. Ohne Übertreibung kann man von Südostanatolien, dem einstigen Obermesopotamien, als einer Wiege der Menschheit sprechen.

Mitgebrachte Vorstellungen vom rückständigen Anatolien waren schnell dahin. Es tat sich eine jahrtausendealte Kulturlandschaft auf, ein Schmelztiegel der Völker, Kulturen und Religionen, der sich rasant in die Moderne aufmacht. In Städten und Dörfern entstehen neue Gebäude. Die alten, sich endlos steil in Serpentinen über die Berge schlängelnden Wege haben ausgedient. Neue Straßen werden gebaut, Tunnel durchs Gebirge getrieben, vor allem aber Megaprojekte wie Staudämme und Wasserkraftwerke umgesetzt, die eine in Jahrtausenden entwickelte Landschaft und Kultur gründlich verändern werden.

Widersprüchlich waren die Eindrücke auch angesichts der vielfältigen christlichen Denkmäler dieser Region: Ruinen armenischer Klöster, georgischer Kirchen, syrisch-orthodoxer Anlagen, dazwischen der Berg Ararat (5137m). Auf ihm soll nach biblischem Zeugnis die Arche Noah gelandet sein. Beeindruckend waren die Überreste der Stadt Ani, direkt an der armenischen Grenze gelegen und im 10./11. Jahrhundert Hauptstadt des armenischen Königreiches, bewohnt von 100.000 Menschen.

Heute zeugen wenige Ruinen von der einstigen Pracht dieser durch mehrere Erdbeben zerstörten und seit Jahrhunderten verlassenen Stadt. Ani wird wohl weiter verfallen; denn – so der türkische Reiseleiter – in der Türkei gibt es so viele historische Baudenkmäler, dass der Staat nicht alle erhalten kann.

Sumela Kloster in Trabzon/Türkei © Müzeyyen Dreessen

Sumela Kloster in Trabzon/Türkei © Müzeyyen Dreessen

Restauriert und gut erhalten waren hingegen u. a. das bekannte, hoch in den Zigana-Bergen am Schwarzen Meer gelegene, griechisch-orthodoxe Sumela Kloster aus dem 5. Jahrhundert; das Meisterwerk armenischer Steinmetzkunst, die Heiligkreuzkirche aus dem 10. Jahrhundert auf der Insel Ahtamar im Van-See und zwei Klöster der syrisch-aramäischen Kirche in der Nähe der Stadt Mardin.

Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der „Stiftung Kloster Mor Gabriel“ Kuryakus Ergün, wurde klar, wie prekär die Situation der Christen ist: Nur wenige Dörfer in diesem christlichen Kernland des Tur Abdin, wo noch die Sprache Jesu gesprochen wird, haben noch christliche Bewohner. Die meisten sind nach Amerika und Europa ausgewandert. Jetzt gäbe es viele Flüchtlinge aus Syrien, die bei ihren christlichen Geschwistern Schutz suchen. Skepsis bleibt auch nach der gerade verkündeten Demokratie-Initiative der Regierung Erdoğan, die unter anderem einen langen Rechtsstreit um Land positiv für das Kloster entschied. Nach der Zukunft für die christlichen Minderheiten befragt, antwortete Ergün: „Wir hoffen sehr, dass die Türkei in die Europäische Union aufgenommen wird. Das wäre eine dauerhafte, stabilere Zukunft.“

Aufbruch voller Widersprüche – dies war immer wieder zu erleben. Die Situation für die Minderheiten in der Türkei hat sich in den letzten Jahren etwas verbessert. Aber sie ist immer noch nicht befriedigend, auch für die Kurden, die im Südosten teilweise die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Inzwischen darf in der Öffentlichkeit wieder kurdisch gesprochen werden. Es gibt kurdische Restaurants. Aus den Lautsprechern tönt überall kurdische Musik. Aber die Muttersprache der Minderheiten wird nach dem neu veröffentlichten Demokratiepaket nicht an öffentlichen Schulen, sondern nur in privaten Schulen gelehrt. Es wird eine Minderheit sein, die sich das leisten kann.

Kloster Mor Gabriel in Mardin/Türkei © Müzeyyen Dreessen

Kloster Mor Gabriel in Mardin/Türkei © Müzeyyen Dreessen

In der Stadt Van, am imponierenden Van-See, beobachteten einige Teilnehmer der Gruppe eine Demonstration. Das martialische Polizeiaufgebot – mit modernsten Wasserwerfern, Schutzpanzern und scharfen Kalaschnikows –, das den Demonstranten gegenüberstand, ließ erahnen, mit welcher Brutalität man in der Lage ist, gegen Demonstranten vorzugehen.

Aber diese Demonstration blieb von beiden Seiten friedlich. „Man braucht keine Angst mehr zu haben“, so erzählte eine Reiseteilnehmerin kurdischer Herkunft. Vor zwei Jahren sei dies noch anders gewesen, aber heute herrsche bei den Menschen Aufbruchsstimmung. Im Rückblick auf eine eindrucksvolle Reise verbindet sich damit die Hoffnung, dass der Aufbruch auch das Bewusstsein für den Reichtum des Landes an Geschichte, Religionen und der Vielfalt an Völkern und Sprachen wachsen lässt.

Wir haben im Laufe der Jahre Regionen bereist, wo christliches Gemeindeleben gut möglich ist, weil es wohlwollende Entscheidungsträger gibt, vor allen Dingen in den westlichen Teilen des Landes, wo es internationale Erfahrungen gibt, aber auch Regionen bereist, wo sich Christen nicht trauen, als Christen zu outen. Es fehlt für sie bei vielen Themen die Rechtssicherheit, wie bei Eigentumsfragen, bei Religionsunterricht, Vermitteln ihrer eigenen Sprache oder die Ausbildung von Priestern, um nur einige wenige zu nennen.

Man muss sich fragen, warum in einem Land, das als die Wiege des Christentums bezeichnet wird und das über 1000 Jahre christlich geprägt war, nur noch ca. 100 Tausend Christen leben, welche unnötigen Ängste werden gegen sie immer noch geschürt. Die Priesterschule in Istanbul auf der Marmarainsel Heybeli, die vor gut 40 Jahren geschlossen wurde, ist auch immer noch nicht eröffnet, obwohl die jetzige Regierung das seit Beginn an zusagt.

Wir Türkeistämmigen und unsere großen Dachverbände hier sind sicherlich für die Situation dort nicht verantwortlich, aber wir können unsere Beziehungen und unseren Einfluss für eine freiere Religionsausübung der Minderheiten in unserem Herkunftsland einsetzen. Freie Religionsausübung ist in einer Demokratie ein verfassungsmäßig geschütztes Recht. Zu Recht fordern wir Muslime das in Deutschland und Europa ein, aber wenn wir glaubwürdig sein wollen, sollten wir das auch für unsere christlichen Geschwister in unserem Herkunftsland einfordern. Ausland Leitartikel Meinung

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  1. xyz sagt:

    @Armin V.
    Ich kann nirgends erkennen, dass ich Deutsche beschuldigt hätte.
    Leider eine Unterstellung von Ihnen.

    „Mal ganz davon abgesehen, dass es sich beim NSU-Prozess um den Mord von 11 Ausländer handelt und bei der Christenverfolgung um 10.000 Tote, wenn nicht sogar um Millionen handelt. Ich hoffe sie erkennen, die unterschiedlichen Dimensionen dieser Verbrechen […]“
    Ja ich erkenne ihn, der letzte NSU-Mord geschah am 06.04.2006, die Vertreibung nachdem ersten Weltkrieg also außerhalb unseres Einflusszeitraumes. 11 Ausländer sind weniger wert als 10.000 Christen in Ihren Augen.

    „Es tut mir leid, aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn man aus seinem Land auswandert ,“ Vielleicht sind viele dieser Migranten gar nicht ausgewandert, sondern wurden einfach hier geboren?

    „Außerdem ist es schon ein bisschen heuschlerich, wenn der Großteil der in Deutschland lebenden Türken“
    +
    „Die Halle in Düsseldorf war voll von Menschen die anderer Meinung waren!“
    Es ist einfach genial, wie Sie von einigen sofort auf fast alle projezieren können. Sie kennen anscheined fast alle türkischstämmige Menschen in Deutschland.

    „Der Grund warum es Heutzutag so wenige Christen in der Türkei gibt, hat ja wohl auch damit zu tun, dass man den Christen gegenüber nicht gerade Tolerant war und bis Heute nicht ist!“
    Die Türken in der Türkei werden nicht mehr oder weniger tolerant gegenüber andersgläubigen sein, als Sie.
    Man hat sich eher auf die Aufnahme von Juden konzentriert, die durch Spanier im Mittelalter vertrieben wurden, gerne wurden aber auch Sozialdemokraten und politisch anders Denkende im zweiten Weltkrieg aufgenommen.
    Armin V. bitte auch dafür Verantwortung übernehmen
    Herero-Aufstand in Deutsch-Südwestafrika, da waren Ihre Vorfahren auch sehr tolerant.

    @S.Reichel
    „Er will zweifellos die Türkei an Europa anbinden, aber ich frage mich, ob er wirklich weiß, was das bedeutet:“
    Ich denke schon, eine Anbindung an Europa besteht bereits (Asoziierungsabkommen), dafür muss man keine Kompetenzen abgeben, der EU-Beitritt ist bereits beiseite gelegt, da perspektivlos. Auch wenn man alle Bedingungen erfüllt hätte, würde man an den Volksentscheiden scheitern.
    „Abgabe nationaler Kompetenzen nach Brüssel, weitgehenste Gleichstellung für alle Religionen und Bevölkerungsgruppen“
    Meinen Sie wie Rumänien den Roma gegenüber?
    Meinen Sie wie der tolerante Viktor Orban?
    Welche Reaktion folgt denn auf diese EU-Länder nach der Missachtung von EU-Recht?
    Wie viele Menschen wurden bei Stuttgart 21 verletzt?

    „weitgehenste Gleichstellung für alle Religionen und Bevölkerungsgruppen“
    Wollen Sie mir ehrlich erzählen, dass der Islam, der Buddhismus, der Hinduismus den christlichen Religionen in Deutschland gleichgestellt sind? Sind alle Bevölkerungsgruppen gleich in Deutschland?
    Mit allen Rechten und Pflichten?
    Meinen Sie nicht auch , dass der Bulgare/Rumäne der am 0101.2014 in Berlin eintrifft, nicht sofort mehr Rechte geniesst als ein Türke/Algerier/Tunesier/Marokkaner/Äthiopier/Namibier/Ghanaer/etc die seit vielleicht 40 Jahren in Deutschland leben und arbeiten?

  2. trauma sagt:

    @Wundervoll
    Wen man keine agument hat kommt das“Ewig gestrige“ und die Deutschen Auswanderer.
    Wieviel % Anteil haben den Deutsche Auswanderer an der Gesamtbevölkerung in Brasilian ?
    Merkel macht in Brasilian auch bestimmt kein wahlkampf .
    Weshalb immer dieser Äpfel-Birnen vergleich.

  3. Roter Reichel sagt:

    @xyz
    „der EU-Beitritt ist bereits beiseite gelegt“
    Das ist ja wohl offensichtlich falsch. Einzelne Zustimmungswerte mögen varieren, aber die Bevölkerung hat mit Erdogan ja jemanden gewählt, der sich einen Beitritt als Ziel gesetzt hat.

    http://www.vorarlbergernachrichten.at/politik/2013/11/07/tuerkei-draengt-wieder-in-die-europaeische-union.vn

    „Welche Reaktion folgt denn auf diese EU-Länder nach der Missachtung von EU-Recht?“
    Die Sanktionen gegen Ungarn und Rumänien sind zwar nur unsicher im Erfolg, aber sie verdeutlichen, dass ein solches Verhalten in der EU nicht toleriert wird – auch nicht von künftigen Mitgliedern.

    http://kurier.at/politik/ausland/orban-kuendigt-einlenken-im-streit-um-ungarische-verfassung-an/9.324.694

    „Wie viele Menschen wurden bei Stuttgart 21 verletzt?“
    Zum Einen ist dies kein sachliches Argument, weil es keine Verbindung mit den Verhältnissen in der Türkei gibt. Zum Anderen ist diese Frage nur sinnvoll, wenn Sie der Meinung sind, dass die Polizeigewalt bei den Protesten gegen Stuttgart21 gerechtfertigt war. Sind Sie der Meinung, dass die Gewalt in Stuttgart falsch war? Ja? Dann müssen Sie die Polizeigewalt bei den türkischen Unruhen ja wohl auch kritisieren.

    „Wollen Sie mir ehrlich erzählen, dass der Islam, der Buddhismus, der Hinduismus den christlichen Religionen in Deutschland gleichgestellt sind?“
    Natürlich gibt es auch in der Europäischen Union unterschiedliche Rechtsstatuus hinsichtlich Wahlrecht, Bleiberecht usw. Diese unterschiedlichen Rechteverteilungen will ich aber gar nicht kritisieren, weshalb ich den Begriff „weitgehenst“ verwendete. Ich will aber feststellen, dass Benachteiligungen von nichtmuslimischen Minderheiten in der Türkei weit darüber hinausgehen: Während allein in Deutschland um die 2.500 Moscheevereine blühen, sind christliche Gemeinden in der Türkei nicht einmal rechtsfähig – ihre eigenen Kirchen können ihnen nicht gehören. Während seit drei Jahren im christlichen Baden-Württemberg Imame ausgebildet werden, sind (wie im Artikel oben beschrieben) die beiden Zentren für christliche Priesterlehrgänge in der Türkei seit Jahrzehnten geschlossen.

    http://www.swr.de/international/de/-/id=233334/nid=233334/did=7020106/16btio9/

    Diese Probleme können bei den Beitrittsverhandlungen unmöglich verschwiegen werden. Natürlich denke ich, dass die Türkei diese Probleme lösen kann. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Erdogan die entscheidenden Schritte unternehmen wird. Debatten um Geschlechtertrennung in Wohnheimen führen jedenfalls kaum dorthin…

    „Meinen Sie nicht auch , dass der Bulgare/Rumäne der am 0101.2014 in Berlin eintrifft, nicht sofort mehr Rechte geniesst als ein Türke/Algerier/Tunesier/Marokkaner/Äthiopier/Namibier/Ghanaer/etc die seit vielleicht 40 Jahren in Deutschland leben und arbeiten?“
    Sicher haben Erstgenannte mehr Rechte. Aber dies findet seine Begründung nun mal darin, dass die Staaten in Osteuropa nach 1990 neugegründet und sich zu diesem Zeitpunkt bereits westlich orientiert haben. Bei der Türkei setzte diese Annäherung nun mal später ein. Ich weiß – das hilft dem einzelnen Menschen mit Migrationshintergrund hier nicht. Aber dann bleibt eben nur eine altbekannte Möglichkeit: Das Bemühen um die deutsche Staatsbürgerschaft.

    MsGaB,
    Reichel

  4. xyz sagt:

    Sehr geehrter Herr Reichel,
    vielen Dank für die ausführliche Erläuterungen.

    Polizeigewalt ist nie gerechtfertigt.
    Gewalt gegen Menschen ist nie gerechtfertigt, egal ob staatlich authorisiert oder nicht.

    „Einzelne Zustimmungswerte mögen varieren, aber die Bevölkerung hat mit Erdogan ja jemanden gewählt, der sich einen Beitritt als Ziel gesetzt hat.“ HIer geht es nicht um Zustimmungswerte von der Seiten der Bevölkerung, sondern um die Verzögerungstaktiken einiger Mitgliedsstaaten inkl. Deutschland. Man hat erkannt, dass man nur hingehalten wird, siehe Visa-Politik.

    „Die Sanktionen gegen Ungarn und Rumänien sind zwar nur unsicher im Erfolg“ Ach so, der Versuch zählt. Und ist Orban eingeknickt? Hat Rumänien seine Politik den Roma gegenüber geändert? Eher nein, oder? Aber der Wille war ja da : ) Orban hat seit dem schlaflose Nächte.

    „Während allein in Deutschland um die 2.500 Moscheevereine blühen, sind christliche Gemeinden in der Türkei nicht einmal rechtsfähig“ also haben gewisse Religionen den Status ähnlich eines Skatklubs oder Hundevereins. Hier geht es doch darum, dass Sie mit dem Finger auf die Türkei zeigen, aber nicht erkennen, dass 4 Finger auf Sie zeigen.
    Die Moscheevereine blühen, weil wir in Deutschland GG Art. 3 Abs 3 haben, dieser fehlt in der Türkei anscheinend. Die AKP hat bereits mehrfach versucht die Verfassung zu ändern/oder neu zu verfassen.
    Gescheitert an Ihrer Schwesterpartei der CHP. Sie als Sozialdemokrat fordern aus Deutschland mehr Demokratie, die CHP blockiert alles.
    Das ihr Oppositionsgedanke, gerade Ihre Partei hat doch in der letzten Legislaturperiode bewiesen, dass Oppositionsarbeit auch konstruktiv sein kann.
    Ihre Schwesterpartei steht halt für Armee, MIlitär, geistige Eliten die den angeblich rückständigen Rest regiert, alles unter dem Vorwand des Kemalismus. Diese haben übrigens die Priesterseminare geschlossen und diese Verfassung verhindert die Öffnung etc.

    „dass die Staaten in Osteuropa nach 1990 neugegründet und sich zu diesem Zeitpunkt bereits westlich orientiert haben.“ Sehe ich nicht so, es ist der Dank für die Wiedervereinigung, Schwächung/Auflösung des Warschauer Paktes und Ausdehnung der NATO.

    Die Türkei hat sich spätestens seit dem Assoziierungsabkommen EWG am 12. September 1963 zum Westen bekannt. Daher kann ich Ihrer Interpretation nicht folgen.

    “ Aber dann bleibt eben nur eine altbekannte Möglichkeit: Das Bemühen um die deutsche Staatsbürgerschaft.“ Mach ich Herr Reichel, der eine muss sich Bemühen der andere halt nicht. Lebensleistung zählt halt nicht, die Aussenpolitik macht die Integrationspolitik. Hier steht es etwas anders GG Art.3 Abs. 1. , aber das ist wohl nur eine Interpretationssache.

    VG

    ein Sympathisant Ihrer Partei

  5. dominatorix sagt:

    „Natürlich ist man als Türke dafür mitverantwortlich für das was in der Türkei passiert“

    dann könnte ich ja auch die deutschen minderheiten in brasilien/latein amerika (mehrheitlich nazi nachfahren ) für all die Rechtsbeugung und Verbrechen der BRD verantwortlich machen ? Oder von den deutschen kriegsverbrechen in anderen ländern an denen die bundesregierung beteiligt ist ?

    ich meine klar die meisten sind zwar dort geboren ,mehrheitlich die zweite generation , aber sie sprechen ja immer noch deutsch und haben wahrscheinlich ja auch noch kontakt nach deutschland .

  6. deutscher staatsbürger sagt:

    Dieser Artikel von Frau Dreessen beschreibt wunderschön die Situation der Christen in der Türkei. Der erste Weltkrieg und der Weg zum ersten Weltkrieg sind die Gründe, dass es in der Türkei so wenig Christen gibt. Aber das ist nur eine einfache Erklärung. Wenn man es genau erklären möchte, müsste man den Kommentarbereich sprengen.

    Schade, dass sie sich Verantwortlich fühlt für etwas, welches eigentlich gar nicht mal so schlecht ist. Leider hat sie vergessen zu erwähnen, dass die Türkei einer der schönsten Kirchen Europas hat, und auch ihre Anzahl in letzter Zeit deutlich gestiegen ist. Vergessen hat sie auch zu erwähnen, wie schön die Glocken läuten, obwohl dort so wenig Christen leben. Natürlich würde die Zahl der Christen steigen, wenn die Touristen mitgezählt würden.

    Mit der rechtlichen Situation kenn ich mich nicht so aus. Aber ich denke mal, dass die orthodoxen Christen vom türkischen Staat heute und vor allem in naher Zukunft mehr Unterstützung bekommen werden.

  7. trauma sagt:

    @dominatorix“
    (mehrheitlich nazi nachfahren )“
    Ka warum sie so ein Unsinn Schreiben .
    Ein schneller Blick ins .wikipedia hätte sie davon Abgehalten.Aber Deutsche Nazis ziehen immer oder?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschsprachige_in_Lateinamerika

  8. Achmed sagt:

    Ich finde es ziemlich unfair, den Türken den Schuld zu geben, dass es so wenige Christen sind. Viele Christen sind aus der Türkei einfach weggegangen! Daher gibt es so wenige dort, wo sollen sie sonst hin sein (ja, ich weiß, jetzt kommt wieder Armenien-Holocaust, etc pp, was es aber nie gab).

    In der Türkei gibt es mehr Krichen als hier Moscheen, also bitte. Von wegen Minderheiten unterdrückt und so Käse. Türkei ist so ziemlich das vielfältigste Land mit vielen Kulturen und Religionen. Muss man halt erstmal selber hinfahren!

    Aber hautpsache, Muslime schlecht machen und Christen über den goldenen Klee loben!

  9. Armin V. sagt:

    @dominatorix
    „dann könnte ich ja auch die deutschen minderheiten in brasilien/latein amerika (mehrheitlich nazi nachfahren ) für all die Rechtsbeugung und Verbrechen der BRD verantwortlich machen ? Oder von den deutschen kriegsverbrechen in anderen ländern an denen die bundesregierung beteiligt ist ?“

    Man ist für das Land verantwortlich dessen Pass man besitzt! So einfach ist das! Ein Deutscher, der schon seit Jahrzehnten in Brasilien lebt und immer noch seinen deutschen Pass behalten will, fühlt sich ja wohl offensichtlich Deutschland immer noch zugehörig. Und zu dieser Zugehörigkeit gehört nunmal auch Verantwortlichkeit! Das ist ja auch ein Teil der Demokratie, dass die Bürger sich für ihren Staat verantwortlich fühlen und auch gegen ihn auf die Strasse gehen, wenn die Zeit gekommen ist! Und ich erwarte von den in Deutschland lebenden Türken auch eine gewisse Verantwortlichkeit gegenüber der Politik in der Türkei. Wenn man sich nicht mehr für die Politik in der Türkei verantwortlich fühlt, dann ist man auch kein Türke mehr, folglich müsste man den Pass abgeben!

  10. posteo sagt:

    Achmed sagt:
    „Ich finde es ziemlich unfair, den Türken den Schuld zu geben, dass es so wenige Christen sind. Viele Christen sind aus der Türkei einfach weggegangen! Daher gibt es so wenige dort, wo sollen sie sonst hin sein.“

    Die (überwiegend griechischen) Christen sind nicht einfach weggegangen, sondern mussten aufgrund des Bevölkerungsaustausches der neu gregründeten türkischen Republik die Türke verlassen, wie auch die in Griechenland lebenden Türken ihre angestammte Heimat verlassen mussten. Dies war ein Teil der kemalistischen Staatsdoktrin, die ein eigenes sehr komplexes Thema darstellt.

    In der Türkei gibt es mehr Krichen als hier Moscheen, also bitte. Von wegen Minderheiten unterdrückt und so Käse. Türkei ist so ziemlich das vielfältigste Land mit vielen Kulturen und Religionen. Muss man halt erstmal selber hinfahren!

    Der Vergleich „türkische Christen – europäische Muslime“ ist nur sehr bedingt zulässig. Das heutige Staatsgebiet der Türkei war bis zur Eroberung Konstantinopels nicht nur irgendein christliches geprägtes Gebiet, sondern zusammen mit dem nahen Osten die Wiege der Christenheit. Die Evangelien wurden in Kleinasien verfasst, ebenso war der Apostel Paulus, dessen Gemeindebriefe ebenfalls im Neuen Testament enthalten sind, dort als erster christlicher Missionar tätig. Viele christlichen Bauten in der Türkei haben allein aufgrund ihres Alters auch einen unersetzlichen kunsthistorischen Wert. Die Vernachlässigung derselben, beziehungsweise die Verweigerung der türkischen Regierung, diese Bauten selbst auf eigene Kosten der christlichen Gemeinden erhalten zu dürfen (siehe Mor Gabriel, das älteste noch erhaltene christliche Kloster der Welt) war für die westliche Welt also nicht nur ein religionspolitischer, sondern auch ein kulturpolitischer Affront, der Gott sei Dank beigelegt werden konnte.

    Was die Datierung islamischen Lebens in Europas zurück ins 17.Jahrhundert angeht, war dies ein Teil der jahrhunderte andauernden osmanischen Eroberungsbestrebungen mit insgesamt 25 Türkenkriegen gegen die abendländische Welt. Als weitere kriegsbedingte Präsenz des Islams auf europäischem Boden darf dann auch die Präsenz muslimischer Politiker und Armeeführer (Handschar-Divisionen) im Berlin der Hitlerzeit erwähnt werden.