Kriegerische Stimmung

Freiheit? Ja! Verantwortung?

Weshalb Syrien und Co. nun definitiv der Status der ‚islamischen Staaten’ aberkannt werden und der Westen Mut zu mehr Diplomatie und Nächstenliebe haben sollte.

Von Anna Tariq Mittwoch, 04.09.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 09.09.2013, 22:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Aus dem Arabischen Frühling ist inzwischen ein eiskalter Winter geworden, der die gesamte Menschheit schlottern lässt. Tausende von unschuldigen Menschen sterben durch Bombardierungen, zuletzt durch den Einsatz chemischer Waffen, wodurch vor allem Kinder umkamen. Nun möchte auch noch der Westen nicht etwa durch diplomatische Lösungsansätze, sondern durch Militärschläge eingreifen. Die derzeitigen Zustände in Syrien, aber auch in Ägypten und den umliegenden Ländern sind einfach fatal und desolat.

Und diese Länder werden gerne als die ‚islamischen Staaten’ bezeichnet. Doch diese Bezeichnung ist in Anbetracht der derzeitigen Lage dermaßen paradox, dass sie aus dem Sprachgebrauch verbannt werden sollte. Wenn diese tatsächlich islamische Staaten wären, würden hier definitiv keine Waffen eingesetzt werden. Denn das Wort ‚Islam’ stammt ursprünglich aus der arabischen Wurzel s-l-m und bedeutet ‚Unversehrtheit’. Zu diesem Wortstamm gehören auch die arabischen Begriffe Heil, Sicherheit und Frieden.

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Kommen wir zum ‚liberalem’ Westen, der eventuell durch Militäreinschläge in die ohnehin schon heikle Situation eingreifen und damit seine Herrschaft unter Beweis stellen möchte. Apropos liberal: Die Liberalität ist der Menschheit inzwischen selbst zum Verhängnis geworden. Denn „der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein“, schrieb Jean-Paul Sartre 1948, „verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, und dennoch frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für all das verantwortlich ist, was er tut.“ Alleine die Tatsache, dass der Mensch Atomwaffen herstellt oder Deutschland Saudi Arabien mit Panzern beliefert, beweist die Unendlichkeit dieser Freiheit. Und wo bleibt die ‚Verantwortung‘?

Deshalb sollte sich der Westen um zweierlei Dinge bemühen: zum einen um diplomatische und friedensfördernde Lösungsansätze und zum anderen um die Gewährung der Sicherheit der unschuldigen Bevölkerung. Hierzu gibt es sicherlich einige Lösungsansätze, die der Westen bewusst verdrängt oder nur Ansatzweise erfüllt, indem er freundlicherweise einige Flüchtlinge aufnimmt und ‚duldet’.

Reden wir von der Wirtschaft, so sind wir plötzlich ein globales Dorf und eine starke Gemeinschaft, die stets gehegt und gepflegt wird – weil der Pfleger profitiert? Doch in einem Dorf ist es üblich, dass einer des anderen Leid kennt und sich gegenseitig hilft. Von diesem Zusammenhalt ist derzeit leider wenig zu sehen. Aktuell Meinung

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  1. sprachlos sagt:

    „Die Liberalität ist den Menschen selbst zum Verhängnis geworden.“ Nur leider will es keiner wahrhaben.

  2. Lynx sagt:

    Bei jeder entsprechenden Gelegenheit versuche ich darauf hinzuweisen, daß all die sogenannten „islamischen“ Staaten nicht wirklich islamisch sind, und daß es derzeit auf der Erde keinen einzigen Staat gibt, der diese Bezeichnung verdient. Leider wird die diesbezügliche Desinformation nicht nur von den Medien, sondern auch von der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) betrieben. Man muß zwischen einem „islamischen“ und einem „muslimischen“ Staat unterscheiden. Letzterer ist ein solcher, in dem die Bevölkerung mehrheitlich und bezüglich seiner Führung aus Personen besteht, die sich selbst (zu Recht oder zu Unrecht) als Muslime verstehen, während ersterer ein Staat ist, dessen Angelegenheiten auf der Grundlage der Regeln der islamischen Religion (Schari´a) geführt werden, wobei wirkliche Unabhängigkeit von anderen Mächten, Währungssystemen und Weltanschauungen eine der Prioriäten bildet. Diesem am nächsten kommt derzeit allenfalls noch die Islamische Republik Iran (wenn man von deren spezifisch schi´itischer Ausrichtung absieht).
    Vermutlich ist das ein Hauptgrund, warum die westlichen Großmächte, allen voran die USA, Iran so vehement bekämpfen und zu Fall zu bringen suchen. Versuche, irgendwo einen islamischen Staat zu errichten, werden von den führenden Mächten auf verschiedene Weise im Keim erstickt. Stattdessen läßt man „islamische“ Staaten, die nicht nach den Prinzipien der islamischen Religion regiert und in denen nur mehr oder weniger unwesentliche Teile davon angewandt werden, unter dieser irreführenden Bezeichnung bestehen und agieren, um so in der Welt ein Zerrbild zu erzeugen und die Abneigung gegen einen (wirklich) islamischen Staat zu vertiefen.

  3. Mathis sagt:

    O.K.,@ Lynx
    Wenn ich Sie richtig verstehe, ist der „wahre islamische Staat“ die Lösung für den „arabischen Raum“? Oder was meinen Sie?