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Kampagne gegen Fachkräftemangel

„Wir rechnen jedes Jahr mit 200.000 Fachkräften aus dem Ausland“

Das Wirtschafts- und Arbeitsministerium starten gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit eine nationale und internationale Kampagne zur Fachkräftegewinnung. Jedes Jahr sollen 200.000 Fachkräfte aus dem Ausland kommen.

Mittwoch, 06.06.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.06.2012, 23:34 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sowie der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, gaben am Dienstag in Berlin den Startschuss für eine auf Dauer angelegte gemeinsame Kampagne zur Fachkräftesicherung.

Kernstück der Fachkräfteoffensive sind die beiden Internetplattformen www.fachkräfte-offensive.de und www.make-it-in-Germany.com. Die Inlandplattform bündelt Beratungs- und Unterstützungsangebote für Unternehmen und Fachkräfte. Das Auslandsportal wirbt – zunächst in Deutsch und Englisch – nicht nur für die Chancen einer Karriere in Deutschland, sondern bietet auch Jobangebote und konkrete Hilfestellungen, die Schritt für Schritt zur Aufnahme einer Arbeit in Deutschland führen. Suchmöglichkeiten nach Beratungsangeboten vor Ort sowie der Zugang zur Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit runden das Angebot ab. Beide Portale sollen in den nächsten Monaten weiter ausgebaut werden.

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Herzlich Willkommen
Rösler: „Mit unserem Internetportal werden wir Fachkräften im Ausland zeigen, warum es sich lohnt, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Vor allem aber werden wir ihnen zeigen, dass sie herzlich willkommen sind. Ich hoffe, dass wir mit unserem Portal ausländische Fachkräfte für eine Arbeit und ein Leben in Deutschland begeistern können. Ich möchte an Sie appellieren: Gestalten Sie Ihre Zukunft in Deutschland, im Herzen Europas.“

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Die Fachkräfteoffensive richtet sich an potenzielle Fachkräfte und Unternehmen, aber auch an die breite Öffentlichkeit. Sie will Antworten geben auf drängende Fragen, die sich Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland stellen: Wer kann die Arbeit von morgen leisten? Welche sind die Engpassberufe? Wie können wir die großen Potenziale, insbesondere der Älteren und Frauen weiter mobilisieren? Wie können sich auch kleinere und mittlere Betriebe sicher im demografischen Wandel aufstellen? Ziel der Kampagne im Inland ist, die Dringlichkeit des Themas Fachkräftesicherung noch stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und konkrete Lösungswege aufzuzeigen, wie Unternehmen und potenzielle Fachkräfte von der Entwicklung profitieren können. Im Ausland will die Kampagne junge, gut qualifizierte Menschen für eine berufliche Zukunft in Deutschland interessieren.

200.000 Fachkräfte pro Jahr
Das ist laut von der Leyen auch bitter nötig. „Der deutschen Wirtschaft werden im Jahr 2025 rein demografisch bis zu sechs Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen.“ Es gehe dabei umd die Sicherung des Wohlstands und des sozialen Standards. „Wenn wir alle bisher ungenutzten Ressourcen zuerst im Inland, aber auch zunehmend im Ausland aktivieren, hat Deutschland gute Perspektiven, ein starkes Land im globalen Wettbewerb zu bleiben“, so Leyen.

Weise ergänzt: „Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, müssen wir eine Doppelstrategie verfolgen. Zum einen geht es darum, die inländischen Potenziale zu heben: Also die Erwerbstätigkeit von Frauen und Älteren zu erhöhen, arbeitslose Menschen zu qualifizieren, die Abbrecherquoten bei Schülern, Auszubildenden und Studenten zu senken. Aber selbst, wenn das in großem Umfang gelingt, bleibt eine Lücke, die nur durch qualifizierte Zuwanderung zu schließen ist. Wir rechnen, dass jedes Jahr 200.000 Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland kommen müssen.“

SPD: Verantwortlichkeiten bündeln
Das alles überzeugt den stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Hubertus Heil, kaum. Deutschland habe bereits große Fachkräftepotenziale. „Diese Potenziale können gehoben werden, wenn Jugendliche besser ausgebildet werden, Frauen die Möglichkeit haben, höherwertig und vermehrt in Vollzeit zu arbeiten, Ältere bessere Chancen bekommen und Geringqualifizierte weitergebildet werden. Bis 2025 lassen sich aus diesen Bereichen nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit bis zu 5,2 Millionen zusätzliche Fachkräfte mobilisieren.

Um eine entsprechende Strategie erfolgreich umzusetzen, seien mehr Verbindlichkeit und klare Verantwortlichkeiten notwendig. „Fachkräftesicherung ist eine Aufgabe vieler Akteure: der Unternehmen selbst, der Tarifpartner, der Gesellschaft und der Politik. Gefragt sind Arbeitsmarkt-, Sozial-, Wirtschafts-, Bildungs- und Integrationspolitik. Ein unkoordiniertes Herumwerkeln an einzelnen Baustellen führt nicht weiter, umso mehr wenn die Zuständigkeiten schon innerhalb der Bundesregierung völlig zersplittert sind“, so Heil. Er fordert die Einrichtung des Deutschen Rats für Fachkräftesicherung beim Bundeskanzleramt. Ein solcher Rat sei notwendig, um die vielen zersplitterten Verantwortlichkeiten bei diesem Thema zu einer koordinierten Politik zusammenzuführen“.

Linke fordern ehrliche Debatte
Die Linkspartei hingegen fordert eine ehrliche Debatte, das nicht für Lohndumping-Versuche missbraucht werden dürfe. „Seriösen Studien zufolge gibt es mittelfristig eher in den Sozial- und Gesundheitsberufen eine Fachkräftelücke als bei Ingenieuren und Naturwissenschaftlern. Dem kann nur durch bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen und höhere Löhne begegnet werden. Ohne gute Arbeit keine guten Fachkräfte“, so Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Derzeit würden aber nur „Schreckensbilder an die Wand“ gemalt. Das diene nur dazu, den Beschäftigten noch mehr Flexibilität abzuverlangen. „Es wird zwar viel geklagt über den Fachkräftemangel, dagegen unternommen wird jedoch wenig und wenn, dann das Falsche. Wo bleiben denn die Qualifizierungsoffensiven für die eigenen Mitarbeiter, wo die Einstiegsprogramme für die über eine Millionen Langzeitarbeitslosen?“, so die Linkspolitikerin. Auch das BLUE-Card-Gesetz, mit dem die Einkommensschwelle für zuwandernde Hochqualifizierte auf unter 3.000 Euro monatlich halbiert wurde, gehe in eine falsche Richtung.

Grüne: an Einwanderung führt kein Weg vorbei
Für den migrationspolitischen Sprecher der Bundestagsgründen, Memet Kılıç, führt an einer stärkeren Einwanderung von Fachkräften „kein Weg vorbei“. Deshalb müsse die Einwanderung nach Deutschland attraktiver gestaltet werden. Kontraproduktiv sei in diesem Zusammenhang aber das geplante Betreuungsgeld. Dadurch „wird der Fachkräftemangel weiter ansteigen, da Elternteile dann eher auf die Arbeit verzichten werden“, so der Grünen Politiker. (etb)
Leitartikel Wirtschaft

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  1. Sinan Sayman sagt:

    Schon krass, einerseits brauchen sie Arbeiter, anderseits behandeln sie sie wie Untermenschen, die, die gut sind sind Mehrsprachiog, die gehen doch lieber in die USA oder kanada, mehr geld, besseres Wetter, und sehr viel netter zu ausländern ist man auch, leute Ihr müsst wohl euren Müll selber rausbringen..

  2. Gero sagt:

    Hallo Sinan,
    Sie wissen aber schon, dass Sie hier sehr starke Anschuldigungen formulieren („Deutschland behandelt seine Einwanderer wie Untermenschen“).

    Wissen Sie aber auch, wie die soziale Absicherung in den USA oder Kanada aussieht? Was glauben Sie, wie gut können Sie dort leben, wenn Sie arbeitslos sind? Wer sorgt für Sie dann? Wie ist das mit der ärztlichen Versorgung dort im Falle Ihrer Zahlungsunfähigkeit zum Beispiel? Und Sie sagen „Deutschland behandelt eine Einwanderer wie Untermenschen“…?

    Noch etwas: Im Artikel oben geht es um Facharbeiter. Es wird von einem Mangel an Fachkräften gesprochen. Da geht es nicht um Einwanderer, die für die Deutschen „den Müll rausbringen“ sollen.. .

    Vielleicht sollten Sie darüber mal nachdenken – und vielleicht auch darüber, dass man nicht so einfach Behauptungen aufstellen darf („Untermenschen“).

  3. azrael sagt:

    Sinan
    Sayman
    Jup, daß Gras ist überall ander`s viel grüner.
    Aber wenigstens bleibst du uns erhalten :)

  4. europa sagt:

    “ Grüne: an Einwanderung führt kein Weg vorbei“

    Doch! Kinder kriegen und zwar nicht nur die 4 Millionen Muslime sondern auch die deutschen und anstatt das Geld für integrations und sprachkurse auszugeben , sollte man das Kindergeld für diejenige erhöhen die arbeiten gehen und steuern bezahlen. Wer keine Kinder auf die Welt gesetzt hat muss 5 Jahre länger arbeiten, bevor er in Rente gehen kann. So einfach ist das!

    Außerdem gibt es noch 3 Millionen arbeitslose in Deutschland. Einwanderung wird also komplett überschätzt.

  5. Pragmatikerin sagt:

    Ich bin dafür, dass junge Menschen aus dem europäischen Ausland, die in ihrer Heimat Schwierigkeiten haben einen Job zu finden, für Deutschland angeworben werden, wenn sie die nötigen fachlichen und beruflichen Kenntnisse haben, die hier in Deutschland gebraucht werden.

    Mit den vielen Deutschen Langzeitarbeitslosen ist esauf Dauer nicht möglich, den Fachkräftemangel auszugleichen, auch wenn diese noch und nöcher weitergebildet werden.

    Es sollte allerdings ein Riegel vorgeschoben werden, dass einige Arbeitsmigranten nur in die Sozialsysteme einwandern.

    Ichwürde es begrüssen, wenn die zukünftigen Arbeits-Migranten eine gewisse Zeit zum Einleben und Jobsuchen bekommen sollten. Danach müssen sie aber in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen. Hartz IV sollte es nach dem Arbeitslos werden nur für eine begrenzte Zeit geben, dann müssten diese Leute wieder ausreisen. So ist gewährleistet, dass nur solche – zukünftigen – Arbeitnehmer kommen werden, die auch tatsächlich hier arbeiten und leben wollen.

    Pragmatikerin

  6. Piotr sagt:

    @ Sinan

    Was willst du uns damit sagen,
    alle guten Jobs den Ausländern und alle drecks Jobs den Deutschen?
    Übrigens ist Müllman ein rechtschaffender und wichtiger Beruf, was ich in deiner Aussage allerdings nicht erkennen kann.

  7. Autark sagt:

    @ Pragmatikerin

    Ihre Art von Zuwanderungsregulierung nennt man auch Nützlichkeitsrassismus.

    „Ichwürde es begrüssen, wenn die zukünftigen Arbeits-Migranten eine gewisse Zeit zum Einleben und Jobsuchen bekommen sollten. Danach müssen sie aber in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen. Hartz IV sollte es nach dem Arbeitslos werden nur für eine begrenzte Zeit geben, dann müssten diese Leute wieder ausreisen.“

    Das ist bereits der Fall. Hier auf Migazin gab es einen ausführlichen Beitrag dazu (ist oben im Artikel sogar verlinkt), wie das alles geregelt ist. Bei Hartz IV geht’s sofort zurück.

    Damit sollte das Thema für Sie doch abgehakt sein, oder? Werden Sie je wieder von Zuwanderung in die Sozialsysteme schreiben im Zusammenhang mit der Blue-Card? Denn wissen Sie: Andere Leser könnten nach Ihrem Kommentar glauben, Die Blue-Card ermögliche Zuwanderung in die Sozialsysteme. Und das wollen wir doch auf gar keinen Fall, oder?

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