Günter Grass' Gedicht

Was gesagt werden muss!

Was mehr Entrüstung in Deutschland auslöst als Fluglärm in Frankfurt oder die Beleidigung des Islam, ist allgemein gesehen jedwede Kritik an Israel. Dies hat nun auch der Nobelpreisträger Günter Grass zu spüren bekommen.

Von Donnerstag, 05.04.2012, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 28.10.2013, 23:49 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Schriftsteller sind schon eine Klasse für sich. Sie reihen für gewöhnlich in zusammengegeizten Stunden Schattenstrich für Schattenstrich aneinander und formen ein gutes oder minder gutes Werk. Die meisten von ihnen bleiben allenfalls wenige Jahre bekannt und liegen alsbald ganz unten in den Bücherregalen.

Charakter eines Schriftstellers
Doch die ganz wenigen unter ihnen, deren Anliegen es ist, die gegenwärtigen Gesellschaftszustände zu kritisieren, werden zum Teil mit Ruhm und Ehre bedacht und auch nach ihrem Ableben womöglich von vielen Generationen weiterhin gelesen. Günter Grass gehört zu den Letzteren: Der Nobelpreisträger hat in seiner Karriere selten ein Blatt vor den Mund genommen, wie es sich auch für einen Schriftsteller und Dichter gehört, der nach Wahrheit strebt.

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Wenn er immer das gesagt hätte, was die Gesellschaft dachte, oder die Schreiberlinge der großen überregionalen Zeitungen, so wäre er wohl kaum ein ausgezeichneter Schriftsteller geworden. Er muss daher auf eine unangenehme Art angenehm bleiben. Dass er auch in einigen Aspekten falsch liegen kann, gehört hier zum Berufsrisiko.

Vor diesem Hintergrund ist sein neuestes Gedicht „Was gesagt werden muss“ — an diesem Mittwoch erschienen — zu bewerten. Darin bezeichnet er Israel als Gefahr für den Weltfrieden und das iranische Volk mehr oder minder als Opfer der israelischen Aggression. Dafür wurde er von allen namhaften Politikern der Bundesrepublik – ganz gleich welcher politischen Richtung – gerügt.

„Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau einer Atombombe vermutet wird.“

Atomkonflikt
Das Gedicht ist natürlich eine Verklärung der Tatsachen. Im Hinblick auf den Iran kann man mutmaßlich davon ausgehen, dass das Land nach Atombomben strebt und nicht allein als Opfer zu verstehen ist. Allerdings ist aus machtpolitischen Gründen das Streben nach einer Atomwaffe durch den Iran sogar verständlich, da auch Israel völkerrechtswidrig Atombomben besitzt (im Übrigen käme hier niemand auf den Gedanken, Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde in das Land zu schicken, um dies zu prüfen).

Denn jedes Land strebt nach Existenzsicherheit und fühlt sich bald bedroht durch einen unmittelbaren Nachbarn, der Atomwaffen besitzt. Auch der Iran, der starken Rhetorik zum Trotz, ist ein Staat, der sich durch Israel bedroht fühlt und auf eine Machtbalance hinarbeitet, die schlimme Folgen haben kann, wenn Israel angreift.

Nur ein Weltverbesserer
Denn ein Krieg würde eine massive Destabilisierung des ohnehin angeschlagenen Nahen und Mittleren Osten bedeuten. Dennoch kündigte Israels Premier Benjamin Netanjahu bereits einen baldigen Militärschlag für den Fall an, dass Verhandlungen mit dem Iran zu keinen Ergebnissen führen.

Und genau diese Möglichkeit eines Krieges will Günter Grass mit seinem Gedicht verhindern. Er will mahnen, dichterisch und doch mit der Härte eines jeden Wortes. Antisemit ist er darum noch lange nicht, genauso wenig wie er ein bekennender Freund des Iran oder gar des Islam ist. Er ist lediglich ein Weltverbesserer und -kritiker, der seine Sprache nutzt zum Trotz aller vermeintlichen Konventionen. Aktuell Meinung

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  1. Cengiz K sagt:

    ..schön, dass Sie die Türkei auch zur Sprache bringen.. An der Stelle hat Israel auch etwas auf zu arbeiten, aber außer Chauvinismus und Herrenmenschen Getue kommen aus Israel auch wenig versöhnliche Signale, und dass der Außenminister an gab (bereits bestehende) Kooperationen mit terroristischen Organisationen intensivieren zu wollen, spricht auch eine eindeutige Sprache.. Auch gut, dass Sie bestätigen, dass die Türkei keine positive „Sonderbehandlung“ aus Europa erhält, wie Sarrazin-Anhänger gerne meinen…
    Eine Schwarz-Weiß-Malerei, wie sie sie dar stellen ist Gang und Gäbe, nur eben nicht in der Weise, wie Sie kolportieren, sondern entsprechend anders herum.. Das hat Grass auch klar gestellt in einem nach folgenden Interview gestern oder heute.. Also hören wir auf mit diesem Paradigma: Moslem=Terrorist, Jude=Demokratieverfechter, Christ=liebes Menschlein und schauen wir uns an, welche politischen Kräfte die Region dort destabilisieren und wer daran am meisten verdient.. Halten wir uns also an Grass Vorgaben und kritisieren den Staat, der dort völkerrechtliche und moralische Gesetze bricht und überlegen uns, wie wir alle gemeinsam diesem größenwahnsinnigen Regime dort um Netanyahu Einhalt gebieten können, bevor es einen Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes auslöst..

  2. aloo masala sagt:

    Norman Paech bringt es auf den Punkt:

    Eine Atommacht, die fast täglich Kriegsdrohungen gegen einen Nachbarstaat ausstößt, sodass nicht mehr darüber diskutiert wird, ob, sondern nur noch darüber, wann der Angriff erfolgt, ist eine Gefahr für den Weltfrieden. Auch die Leugnung des Holocaust, die Zweifel an der Beteuerung, Atomkraft nur für zivile Zwecke einsetzen zu wollen, und die Angst vor einer feindlich gesinnten Regierung geben keine Rechtfertigung für die Drohung mit einem Angriff. Denn Teheran hat nie mit einem Krieg gegen Israel gedroht. Wer aber in dieser Situation noch Trägersysteme für den Abschuss der Atomsprengköpfe liefert, kann seine „Mitschuld durch keine der üblichen Ausreden tilgen“, wenn es zu ihrem Einsatz kommt. Was ist empörender, der Tatbestand oder seine klare Benennung, die Warnung?

    Für die Meute des Feuilletons und die aufgebrachten Chargen der Politik ist es die Warnung des Autors und nicht die Kriegsdrohung des Staates. Wäre es nicht Israel, wäre alle Welt alarmiert. Sie greifen zum Schraubenzieher (G. Schirrmacher, FAZ), um Gedicht und Autor soweit auseinanderzunehmen und zu zerlegen, bis die Botschaft verschwimmt und nur noch ein „Machwerk des Ressentiments, literarisch ohne Wert“ und ein „alter egozentrischer und pathetischer Mann“ übrig bleiben.

    Getroffene Hunde bellen. Die ganzen Kübel von Unflat, Dreck, Hass und Ressentiments, die dieses Heer „mietbarer Zwerge“ (B. Brecht) über Günter Grass ausschüttet, lassen bei mir nur eine Reihe unangenehmer Eindrücke zurück: Neid über die Resonanz, die dieser Autor wieder einmal mobilisieren konnte. Hass gegenüber einem Autor, den man noch nie leiden konnte, literarisch wie politisch. Ablenkung von einem Tatbestand, weil man gegen ihn kaum argumentieren kann. Empörung über den Angriff auf ein Tabu, das man immer umschlichen und vermieden hat. Und hoffentlich auch Betroffenheit über das eigene lange Schweigen, dessen Berechtigung jetzt so eindeutig widerlegt worden ist.

    Günter Grass ist seinem Protest gegen Atomwaffen, den er 1983 vor Mutlangen öffentlich gemacht hat, treu geblieben und hat ihn mit diesem Gedicht noch einmal verstärkt. Spät aber hoffentlich nicht zu spät – und dafür müssen wir ihm danken.

  3. LI sagt:

    mich schüttelt das blanke Entsetzen.

    Da sagt ein Mann seine Meinung, noch nicht einmal etwas besonders Aufregendes, und eine wildgewordene Meute hetzt ihn.

    Hoffentlich nicht wie Möllemann in den Tod.

    LI

  4. Sarah sagt:

    @Li:
    Ein Vergleich von Möllemann und Grass ist ja wohl absurd! Möllemann hat sich zwar auch mit Kritik der israelischen Regierung (wenn wir Grass jetzt seine Relativierung zugestehen, dass er diese meinte, als er ‚Israel‘ schrieb) ins Rampenlicht gerückt und auch ähnlich wie Grass den Literaturkritiker Reich-Ranicki angegangen ist, hat sich Möllemann über den damaligen Vize des Zentralrats Friedmann geäußert, aber das war sicherlich nicht sein Hauptproblem. Der Bundestag hat schließlich nicht wegen antisemitischer Tendenzen Möllemanns seine Immunität aufgehoben, sondern wegen Verdachts der Steuerhinterziehung und Verstoß gegen das Parteiengesetz. Inwieweit es sich um einen Freitod oder einen Unfall gehandelt hat, wurde zudem nie geklärt. Aber vielleicht möchte hier ja jemand eine Verschwörungstheorie über die deutschen Staatsorgane ausbreiten.
    @aloo:
    Worauf soll aus ihrer Sicht die Welt warten? Auf den ultimativen Beweis, dass die Regierungsverantwortlichen des Irans (wie Hitler) doch keine Maulhelden sind, sondern es mit der Vernichtung Israels bzw. der Juden ernst meinen und eine Atombombe über Israel abwerfen? Ist Ihnen eigentlich bewusst wie viele der heutigen Israelis nicht Holocaustüberlebende und deren Nachkommen (also primär europäische Juden) sondern arabische Juden sind, die aus den Ländern, wo sie Jahrhunderte friedlich mit ihren muslimischen Nachbarn gelebt haben, vertrieben wurden?
    @ Chemiz:
    Die türkischen Regierungen hatten über Jahrzehnte kein Problem damit militärisch mit Israel zu kooperieren, Waffen von dort zu kaufen und auch sonst von den wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu profitieren. Es gibt sicherlich Klärungsbedarf, was die vermeintliche Friedensflortillen angeht. Fakt ist aber, dass die damaligen Verantwortlichen es ablehnten ihre vermeintliche Hilfslieferung in Aschdod löschen und überprüfen zu lassen (wie es UN Resolutionen vorsehen), weil Waffenlieferungen an die Hamas nun mal nicht auszuschließen sind. Aber vielleicht bin ich ja zu sehr von der deutschen Berichterstattung über die Hamas geprägt, die übrigens gerade gegen die eigenen palästinensischen Gesetze vier Menschen öffentlich erhängt hat, und die Hamas in Gaza ist eine demokratische Friedensbewegung, die nie Waffen gegen seine Nachbarn (Israel) in die Hand nehmen würde und bestimmt auch nicht vom Iran finanziert wird.

  5. Cengiz K sagt:

    Türkei, Hamas, die „vermeintliche“ Friedensflotille, merken Sie es eigentlich noch? Und kein Wort über die von Deutschland gesponserten Atomsprengkörper-bestückbaren Existenzsicherungs-„Delphine“.. Schön auch, wie Sie zum Besten geben, was die israelische Elite aus UN-Resolutionen und -Berichten macht.. Da wird gebogen und gedehnt und gestreckt, bis die gesamte UN zum Karnevalsverein verkommen ist.. Deswegen wurde sie ja auch aus der Taufe gehoben, scheint’s..
    […]

    Israel ist im Zugzwang, und das einzige was dort als Antwort kommt ist noch mehr Tod und Elend, es wird im Umland gebombt und infiltriert un gemeuchelt, was das Zeug hält: Innenstädte, Infrastruktur, Atomanlagen, und was noch.. Und das seit Jahren noch und nöcher.. Waffenruhen werden ausgerufen und abgebrochen nach Gutdünken. Der westliche Protektionismus ist sondergleichen..

    Dabei ist ganz klar, was Israel machen muss, damit Frieden einkehrt, aber so manövriert es sich zu einem point of no return..

    haben Sie auch mal von denen hier gehört?
    http://www.botschaftisrael.de/2011/02/03/in-eigener-sache-wir-suchen-verstarkung-fur-unsere-hasbara-abteilung/

  6. aloo masala sagt:

    @sara

    iran hatte nie von einer vernichtung israels gesprochen. der vergleich ahamdinejads mit hitler ist lächerlich. ahmadinjead ist so wie grass es sagte, ein maulheld mehr nicht. ahamdinjead ist faktisch machtlos, denn die strippen im iran ziehen immer noch die ayatollhas.

    mir sind die verbrechen gegen die juden bewusst. mir sind allerdings auch die verbrechen der israelischen regimes bewusst. mir ist auch bewusst, dass die aktuelle regierung israels ebensowenig unterstützung verdient wie die verbrecherischen regime in syrien oder iran. der unterschied ziwschen dir, den gleichgeschaltetenen medien und der politik auf der einen und grass auf der anderen seite ist, dass er auf dem auge israels nicht halb oder völlig erblindet ist.

  7. aloo masala sagt:

    Israel verhängt EInreiseverbot gegen Grass. Das ist nichts neues. Dem US-Amerikaner Noam Chomsky (Jude) wurde wegen seiner kritischen Äußerungen ebenfalls die Einreise in Israel verweigert. Fehlt nur noch, dass man Obama zur persona non grata erklärt, hat er doch leise die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik Israels kritisiert. Immerhin, wegen seiner Kritik wurde Obama ebenfalls von den üblichen Fanatikern als Antisemit bezeichnet.

    Der Außenminister Israels macht sich mit dem Einreiseverbot vor der ganzen Welt lächerlich. So etwas kindische und albernes kenne ich nur aus der Zeit vom Sandkasten.

  8. Sarah sagt:

    @Cengiz: eine Seite vorher schauen und da steht ganz klar „Sicherlich dürfen wir alle auch direkt vor der eigenen Haustür anfangen und kritisch hinterfragen an wen die deutsche Rüstungsindustrie mit Deckung aller Regierungen der letzten Jahrzehnte Waffen und Knowhow exportiert. “ bei einem meiner Kommentare. Wir exportieren übrigens – trotz netter UN-Resoultionen – auf kreativen Wegen auch in den Iran. Handfeuerwaffen und ähnliches aus deutscher Produktion sind unlängst in den Waffenarsenalen von Diktatoren aufgetaucht… trotz Waffenembargos versteht sich. Nach Russland zu liefern – zu den lupenreinen Demokraten, die ganz ungeniert auf ihr eigens Volk schießen – exportieren wir auch. Das macht es nicht besser, dass wir Israel U-Boote liefern, die das Potenzial haben atomwaffenbestückte Raketen zu transportieren. Allerdings sollte ich mich immer fragen, zu welchen Zweck wird da etwas eingesetzt? Es geht hier ganz klar um eine Abschreckung, um die Fähigkeit des Zweitschlages – nicht um einen Erstschlag. Es reicht durchaus eine Atombombe um ganz Israel (nicht größer als das Land Hessen) dem Erdboden gleich zu machen.
    @aloo: Die iranischen ‚Maulhelden’… hier einfach ein Link zu einer britischen Website vom Februar, in der Ayatollah Ali Khamenei (bzw. eine ihm nahestehende Website) ausführlich erklärt, warum es legitim und rechtens (nach der eigenen islamischen Rechtsauslegung) ist Israel zu vernichten http://www.dailymail.co.uk/news/article-2097252/Kill-Jews-annihilate-Israel-Irans-supreme-leader-lays-legal-religious-justification-attack.html Wie gesagt, Hitler hat seinen Worten Taten folgen lassen. Die iranischen Juden wurden bereits vertrieben. Was lässt sie hier so sicher sein, dass das iranische Regime nicht die erste Gelegenheit dazu nutzt Israel „von der Landkarte zu tilgen“? (Nochmal zum Nachlesen ‚iranisches Regime‘, nicht das iranische Volk!)
    Zurück zur Gaza Flotille. Ich schreibe hier ganz bewusst ‚vermeintlich‘. Denn wenn es mir um die Menschen in Gaza geht, dann sollte mein oberstes Ziel seinen diesen Menschen Hilfslieferungen zukommen zu lassen. Aber das war offensichtlich nicht der primäre Wunsch der Verantwortlichen in diesem Fall. Es rollen übrigens regelmäßig Hilfslieferungen aus Jordanien per LKW durch Israel in den Gazastreifen. In israelischen Krankenhäusern werden Palästinenser – insbesondere Kinder – sowohl aus dem Westjordanland wie auch Gaza mit der modernsten Medizin behandelt. Aber das ist keine große Pressemeldung wert – und für die wenigsten wird es in ihr persönliches Israelbild passen.
    Was das Einreiseverbot angeht, kann ich nur auf das Interview in den heutigen Tagesthemen mit dem ehemaligen israelischen Botschafter hinweisen: reinste Innenpolitik und populistisch. Leider ist es aber auch in Übereinstimmung mit israelischen Gesetzen. Das würde übrigens auch für die USA gelten, die ebenfalls ehemaligen Nazis die Einreise verwehren können.
    Was die Siedlungspolitik der israelischen Regierung betrifft, kann ich nur klar sagen: Ja, das verstößt gegen UN Resolutionen. Ich habe diese Politik auch an keiner Stelle verteidigt, weil ich sie selbst für grundlegend falsch halte. Es gibt übrigens auch viele Israelis, die diese Politik für falsch halten und sich aktiv in NGOs engagieren und – zugegeben derzeit nur in der Westbank – die Palästinenser gegen die israelische Staatsmacht (insb. Militär) unterstützen. Mobile Kameras in Hebron – verteilt von israelischen Aktivisten. Leider leider sind es derzeit noch zu wenige um die israelische Regierung zu einer anderen Politik zu bewegen – aber so ist es leider in einer Demokratie, die Mehrheit regiert. Ich hätte in Israel auch lieber eine Regierung, die einen anderen Kurs fährt – aber die hätte ich in Deutschland auch gerne – und es stimmt, die Personen, die dort zurzeit an der Macht sind, sind für den Frieden schädlich.
    Nochmals zu den UN-Resolutionen. Die UN ernst nehmen? Ich würde es gerne, aber es gelingt mir schon lange nicht mehr. Egal welcher Konflikt der letzten Jahre, wann hat die UN wirklich Menschenleben gerettet? In Syrien schaut die UN zu – Dank des Vetos von Russland und China. In Israel/Palästina ändert sich wenig – Dank des Vetos der USA. Internationaler Strafgerichtshof – aber bitte nur (dank des eigenen Vetos) ohne die USA, damit amerikanische Soldaten ja nicht vor Gericht kommen. Russische Menschenrechtsverletzungen… wie praktisch, da braucht Russland keine Partner, hat selbst ein Veto-Recht – selbiges gilt für China. Die Liste liese sich endlos fortsetzen… sicher, dass macht es nicht besser, dass Israel sich nicht an Resolutionen hält, aber wieso berufen wir uns eigentlich nur auf Israel und nicht auf die anderen Länder, die sich alle auch nicht daran halten?
    @aloo: Das Wort ‚Gleichschaltung‘ ist eindeutig Naziideologie und ziemlich unzutreffend für die heutige deutsche Medienlandschaft. Und ich hoffe, dieser Kommentar verdeutlicht nochmals – die anderen waren auch nicht israel-unkritisch – dass ich gerade nicht blind bin, was Israels Politik und Handeln angeht. Vermutlich beschäftige ich mich damit mehr als du und jeder andere in dieser Diskussion – und das abseits der Mainstream-Medien – und habe mir auch vor Ort ein Bild davon gemacht. Daher weiß ich auch, wie einfach es ist von außen über eine Situation zu urteilen und wie falsch man dabei liegen kann. An dieser Stelle frage ich mich, wer hier auf welchem Auge blind ist – zumindest wird hier das iranische Regime von denen, die meine Meinung hier angreifen, nicht kritisch hinterfragt. Es geht hier wohlbemerkt um einen Staatsapparat, der die grüne Revolution blutig niedergeschlagen hat. Einer Regierung, die ihre eigenen Bürger auf offenener Straße ermordet, niederschlägt,… der traue ich durchaus zu, dass sie eine Atomwaffe nutzt um ein Land, dass weit genug entfernt ist, zu vernichten.

  9. aloo masala sagt:

    @sarah

    du hast einen punkt nicht verstanden. ich halte nicht viel vom iranischen regime. jeder mit einer halbwegs humanistischen denkweise und jeder, der sich halbwegs den menschen- und völkerrecht verpflichtet fühlt, muss das iranische regime ablehnen. das tut grass auch. nicht ausdrücklich in seinem gedicht, weil es dort um ein anderes thema geht, aber grundsätzlich schon.

    allerdings lehne ich aus den gleichen gründen wie grass das israelische regime ab. es steht moralisch wegen seiner krassen verbrechen am menschen-und völkerrecht auf einem niveau mit dem schurkenstaat iran (…)

  10. Cengiz K sagt:

    Noch ein Beispiel für die Stümperhaftigkeit und den endlosen Zynismus und die Menschenverachtung der israelischen Führung ist die Gaza-Blockade-Politik.. Im Zusammenhang mit den Umständen um die „vermeintliche“ Friedensflotille, die in einem Akt der Piraterie, der aggressiven Provokation, die einer Kriegserklärung gleich kommt und des Hinrichtens von Zivilisten auf internationer See wurde um Israel wieder mal entgegen zu kommen, der Palmer Bericht verfasst(, der in sich schon defizitär ist).. Was den Vogel abschießt, ist die Tatsache, dass die „gleichgeschalteten“ Medien den Stock, den das israelische Propagandaministerium hin geworfen hat, aufgenommen haben und alle gleich tönten: „Seht Ihr: die Blockade ist legal!“ MITNICHTEN, sie war es vorher nicht und nach dem Palmer-Bericht wurde sie auch nicht legal… Diese gab nämlich an, in keinster Weise, eine juristische Sachlage zu bewerten:
    …In so doing it was not acting as a Court and was not asked to adjudicate on legal liability. Its findings and recommendations are therefore not intended to attribute any legal responsibilities….
    Hat aber die Medien trotzdem nicht davon abgehalten, das Recht für sich zu proklamieren.. Das Peinlichste für Israel bei der Geschichte ist, dass sie selbst dadurch zu gegeben haben, selbst vorher nicht gewusst zu haben, ob sie widerrechtlich handelten.. Und sie handeln weiterhin im Unrecht, wenn sie sich auf einen Kriegszustand berufen, um eine Blockade zu verhängen. Sie müssten sich nämlich auch selbst daran halten, das „Recht“ aufrecht zu erhalten..
    Prof Dr. Ben Saul:
    …What Israel conveniently omits to mention is that the San Remo Manual also contains rules governing the lawfulness of the blockade itself, and there can be no authority under international law to enforce a blockade which is unlawful. Paragraph 102 of the Manual prohibits a blockade if „the damage to the civilian population is, or may be expected to be, excessive in relation to the concrete and direct military advantage anticipated from the blockade“.
    The background to that ‚proportionality‘ rule is the experience of past world wars where naval blockades had devastating effects on civilian populations….
    Völkerrecht, Seerecht, Kriegsrecht, sogar die eigene Jurisdiktion wird gebogen und verzerrt und gedehnt, und was eignet sich als Bestes um aus dieser selbst geschaffenen verzwickten Lage auszubrechen? Die Flucht nach vorne, auf nach Iran.. Wäre das nicht toll für Israel, wenn jetzt auch Syrien nicht im Weg stünde..