TV-Tipps des Tages

14.12.2011 – Ägypten, Islam, Muslime, Ceylan, Neonazi, Terror, Ausländer

TV-Tipps des Tages sind: Eiszeit in Ägyptens Frühling: Die unvollendete Revolution; Zimtstern und Halbmond - Echt bayerisch; Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin: Die Opfer der Rechtsterroristen; Drei Affen erhielt Nuri Bilge Ceylan 2008 den Preis für die beste Regie bei den Filmfestspielen in Cannes

Von Mittwoch, 14.12.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.12.2011, 18:23 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Eiszeit in Ägyptens Frühling
Die unvollendete Revolution – Die Parlamentswahlen, die Ende November beginnen, sind die letzte Hoffnung für die Freiheit.

Haben sie überhaupt eine Chance gegen die ?Old Boys? von der Staatspartei und den Muslimbrüdern?

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WELTWEIT begleitet Ägyptens junge Wahlkämpfer auf Demonstrationen und Sit-Ins, zeigt sie bei hitzigen Debatten in Familie und Nachbarschaft, und bei ihrem Versuch, den Alltag zu überstehen im neuen, provisorischen Ägypten. 18:00-18:30 • PHOENIX

Zimtstern und Halbmond
Fernsehfilm – Echt bayerisch. Der neue Heimatfilm – Als das Ehepaar Gottfried und Lisbeth Weihnachten feiert, bringt die einzige Tochter Barbara überraschend einen Mann aus Betlehem mit: Ihr neuer Freund Kamal ist Palästinenser, Moslem und er will Pilot werden.

Ausgerechnet zum Fest der Liebe bricht ein Kampf der Kulturen aus. Als Barbara schwanger wird und Kamals bunte Verwandtschaft aus Betlehem anreist, kommt es zum interkulturellen GAU: katholische oder islamische Trauung? Während Kamal sich den gut gemeinten, aber dominanten Integrationsbemühungen von Lisbeth widersetzt, entdeckt Gottfried, dass der fremde Schwiegersohn ihm ähnlicher ist als er dachte. Auch Gottfried hat vor dreißig Jahren für seine Frau die norddeutsche Heimat verlassen und ist aus Liebe zum katholischen Glauben konvertiert. Gottfried begreift, dass es jetzt allein an ihm liegt, eine mutige Brücke über den kulturellen Abgrund zu bauen. Er führt die zersprengten Familien wieder zusammen … und vollzieht als souveräner Kapitän auf seinem Schiff die Hochzeit seiner Tochter mit dem Fremden, der zum Freund geworden ist. 21:45-23:15 • BR

Drei Affen
Hacer (Hatice Aslan) und ihr Mann Eyüp (Yavuz Bingöl) haben sich im Laufe der Jahre immer weiter voneinander entfernt. Unausgesprochene Gefühle der Schuld und der Reue drohen ihre Ehe auseinanderbrechen zu lassen.

Spielfilm – Bei Nacht und Nebel überfährt der Geschäftsmann und angehende Politiker Servet einen Fußgänger auf offener Landstraße. Er begeht Fahrerflucht, doch sein Auto und sein Nummernschild werden von einem vorbeifahrenden Fahrzeug erkannt.

Aus Angst seine politische Karriere aufs Spiel zu setzen, macht Servet seinem langjährigen Chauffeur Eyüp ein Angebot: Der Angestellte geht für ihn sechs Monate ins Gefängnis, während Servet weiterhin dessen Lohn an Eyüps Frau Hacer auszahlt. Am Ende der Haftzeit erhält der Fahrer zudem eine große Summe Geld. Da seine Familie das Geld dringend gebrauchen kann, willigt Eyüp ein und lässt seine Frau und seinen Sohn Ismail für ein halbes Jahr zurück.

Doch nach einer Weile beginnt Servet sich auch für die attraktive Hacer zu interessieren und beginnt eine Affäre mit der vereinsamten Frau. Als Eyüps Sohn Ismail die beiden heimlich beobachtet, stürzt die Welt des ohnehin psychisch labilen Jungen in sich zusammen. Auch Eyüp merkt nach seiner Freilassung, dass sich in der Familie etwas verändert hat. Gequält von unausgesprochenen Gefühlen der Schuld und der Eifersucht entfernen sich Vater, Mutter und Sohn voneinander.

Aber unter all den Dingen, die sie sich gegenseitig antun, verbirgt sich ein noch tieferes Drama, das die Familie schon seit langem belastet: Eyüps und Hacers zweiter Sohn ist vor Jahren unter mysteriösen Umständen ertrunken und spukt seitdem in den Köpfen der Familienmitglieder umher …

Hintergrundinformationen:
Nuri Bilge Ceylan gilt als einer der renommiertesten Filmemacher der Türkei, seine Filme wurden schon mehrfach mit internationalen Filmpreisen ausgezeichnet. Für „Drei Affen“ erhielt er 2008 den Preis für die beste Regie bei den Filmfestspielen in Cannes.

„Drei Affen“ handelt wie die meisten Filme Ceylans von zwischenmenschlichen Beziehungen. Was als einfache Geschichte beginnt, entfaltet sich im Verlauf der Handlung zu einem komplexen Geflecht von Abhängigkeiten persönlicher, finanzieller und emotionaler Natur. Keine der Personen ist durchwegs positiv gezeichnet, jede hat auf ihre Art Schuld auf sich geladen: Die fremdgehende Mutter, der herrschsüchtige Vater, der im Gefängnis nur selten von seinen Angehörigen besucht wird, und der orientierungslose Sohn, der sich nachts mit anderen herumprügelt. Sie alle sind stark symbolträchtige Figuren, die mehr mit ihren Blicken und Taten, als mit Worten kommunizieren.

Um diese metaphorische Geschichte zu erzählen, bedient sich Ceylan starker Bilder, welche durch ihre digitale Farbbearbeitung nur noch wenig mit der Realität zu tun haben. Die Welt von „Drei Affen“ ist geprägt von grauen Himmeln und weiten schwarzen Bildflächen, in denen die Figuren teils zu verschwinden scheinen.

Die namensgebenden drei Affen entstammen ursprünglich der Philosophie des Konfuzius. Sie bezeichnen die „Tugend“, über das Schlechte hinwegzusehen, es nicht zu hören und nicht darüber zu sprechen. 22:00-23:45 • arte

Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin
Die Nachrichten über die Morde der rechtsterroristischen Terrorzelle schockieren die Menschen. Die Täter machen Schlagzeilen. Die Ermittlungsbehörden stehen am Pranger, dem Verfassungsschutz wird Versagen vorgeworfen. Die Bundeskanzlerin nennt die ausländerfeindlichen Taten eine „Schande für Deutschland“. Die Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, deckt nicht auf, was Behörden falsch gemacht haben. Sie fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie unter uns? Der Film gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Und erzählt von den Angehörigen. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange, ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie in diesen Tagen durchmachen.Fahndungsplakat der Kriminalpolizei Nürnberg mit Konterfei des Opfers.

Die Opfer der Rechtsterroristen – Die Nachrichten über die Morde der rechtsterroristischen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) schockieren die Menschen. Die Dokumentation fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie unter uns?

Die Täter machen Schlagzeilen. Die Ermittlungsbehörden stehen am Pranger, der Verfassungsschutz wird beschuldigt, versagt zu haben. Die Bundeskanzlerin nennt die ausländerfeindlichen Taten eine „Schande für Deutschland“. Die Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, deckt nicht auf, was Behörden falsch gemacht haben. Der Film gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Sie erzählt von den Angehörigen, beispielsweise von Enver Simsek. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie gerade jetzt durchmachen. Wahrscheinlich war Enver Simsek zur falschen Zeit am falschen Ort.

Am 9. September 2000, einem sonnigen Samstag, vertritt der Blumengroßhändler aus dem hessischen Schlüchtern seinen Angestellten. Er baut einen mobilen Stand an einer geschäftigen Nürnberger Ausfallstraße auf. Mittags liegt er getroffen von acht Kugeln in seinem Transporter. Die Täter schossen aus nächster Nähe wie bei einer Hinrichtung. Simsek hatte keine Chance zu entkommen und stirbt wenig später auf der Intensivstation. Seine damals 14 jährige Tochter Semiya kann nicht fassen, was passiert ist. Noch über zehn Jahre danach nicht: Die Polizei verdächtigte sogar ihre Mutter und den Onkel, etwas mit dem Mord zu tun zu haben.

Nürnberg war der Auftakt der unheimlichen Mord Serie, die erst vor wenigen Wochen aufgeklärt wurde. Zehn Tote und viele Verletzte in Nürnberg, München, Hamburg, Rostock, Dortmund, Kassel, Köln sind Opfer der Rechtsterroristen. 22:15-23:00 • RBB Berlin, RBB Brandenburg, 07:30-08:15 • EinsExtra TV-Tipps

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