Dresden, Fatih Moschee, Bombenanschlag, Explosion, Feuer
Bombenanschlag auf die Fatih Moschee in Dresden

"Papa, die wollen uns ermorden"

Imam sagt im Dresdner Prozess um Moschee-Attentat aus

"Mein Sohn kam zu mir gerannt und schrie: 'Die wollen uns ermorden." Mit diesen Worte schilderte der Imam im Dresdener Prozess um das Moschee-Attentat die Minuten während des Anschlags. Der Imam und seine Familie sind inzwischen weggezogen. Der Tatverdächtige ist ein ehemaliger Pegida-Redner.

Mittwoch, 14.03.2018, 6:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 15.03.2018, 17:07 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Prozess um den Anschlag auf eine Dresdner Moschee im September 2016 hat am Dienstag der damalige Imam des muslimischen Gotteshauses, Hamza Turan, ausgesagt. Vor dem Landgericht schilderte der 47-Jährige Einzelheiten der Tatnacht am 26. September 2016.

Er habe um 21.30 Uhr zum Gebet aufgerufen und danach in seinem Büro auf einen Freund gewartet, als er einen lauten Knall gehört habe, sagte Turan. Aus dem Fenster habe er Flammen gesehen „so hoch wie die Häuser“. Ihm sei „ganz schlecht und schwarz vor Augen geworden“. Die Eingangstür sei aus den Angeln gerissen worden, die Flammen hätten sich im Gebäude ausgebreitet. „Ich wusste nicht, was ich tun soll“, berichtete der Imam.

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„Papa, die wollen uns ermorden“

Die Nachbarn, er und seine Frau hätten dann vergebens versucht, das Feuer zu löschen. Nach 30 Minuten sei die Feuerwehr gekommen. In der Moschee sei sein Büro nur wenige Meter von seiner Wohnung entfernt gewesen, in der sich zur Tatzeit seine Ehefrau und seine beiden damals elf und sieben Jahre alten Kinder aufhielten.

„Mein Sohn kam zu mir gerannt und schrie: ‚Die wollen uns ermorden'“, sagte der Imam, der im Dezember 2015 nach Deutschland kam. Turan war für fünf Jahre als Imam nach Dresden entsandt. „Warum tut man so was?“, fragte er bei seiner Aussage. „Wir haben den Menschen gar nichts getan.“ Sein Sohn habe sogar „den Täter rumschleichen sehen“.

Imam aus Dresden weggezogen

Angeklagt vor dem Dresdner Landgericht ist Nino K., der bei der fremdenfeindlichen „Pegida“-Bewegung als Redner aufgetreten war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem versuchten Mord vor. Er soll Einzeltäter gewesen sein. K. sitzt seit Dezember 2016 in Untersuchungshaft. Er hatte vor Gericht ein Geständnis abgelegt.

Nach dem Anschlag habe er einen Brief mit einer Morddrohung erhalten, berichtete Turan weiter. Außerdem sei die Moschee beschmiert worden. Auch zuvor habe es Anfeindungen gegen seine Familie gegeben. Seine Frau sei auf der Straße beschimpft worden. Die Familie, die unter den psychischen Folgen des Anschlags leidet, ist inzwischen aus Dresden weggezogen und hält sich an einem unbekannten Ort auf. Seine Frau und sein Sohn sind dem Imam zufolge regelmäßig in Therapie. (epd/mig) Aktuell Panorama

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