Chancengleichheit
Integration über Bildungsteilhabe
Seit Jahrzehnten kommen mehr Zuwanderer nach Deutschland als Babys zur Welt. Der Anteil der Migranten beträgt in Deutschland rund 20 Prozent. „Das ist aus der demografischen, aus der ökonomischen und aus der gesellschaftlichen Sicht ein sehr hohes Gewicht“, betont Ilona Riesen vom Institut der Deutschen Wirtschaft im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Mittwoch, 07.04.2010, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 31.10.2011, 19:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Integration müsse in erster Linie über Bildung ermöglicht und gefördert werden, ist die Bildungsforscherin überzeugt. Dass etwa jeder fünfte Bewohner Deutschlands einen Migrationshintergrund hat, spiegele sich im Bildungssystem nicht wieder. „Und wenn man diese Gruppe außer Acht lässt und einfach nur die Bildungsarmut außer Acht lässt, dann werden wir am Schluss noch mehr Unqualifizierte haben und noch mehr Schwierigkeiten haben, sie im Arbeitsmarkt einzusetzen“, warnt Riesen.
Dabei bemängelt sie besonders die fehlende Chancengleichheit von Migrantenkindern im Bildungswesen: „Egal, welchen Bereich man sich anguckt – also, ob es Kindergarten ist, Schule oder später – sind die Betreuungsquoten oder Besuchsquoten von Kindern mit Migrationshintergrund immer niedriger als diejenigen von deutschen Kindern oder ursprünglich deutschen Kindern. Im Kindergarten fällt das auch schon bei unter 3jährigen auf oder gerade bei unter 3jährigen auf. Da sind nämlich so ungefähr 11 Prozent der unter 3jährigen mit Migrationshintergrund, die betreut werden in Kinderkrippen, bei Kindern ohne Migrationshintergrund sind das 24 oder 25 Prozent.“ In der Grundschule merke man dann die Unterschiede zwischen Migrantenkindern und der Nicht-Migranten-Kindern soweit, „dass die Leistungen sich einfach anfangen zu unterscheiden. Also nicht nur sprachliche Leistungen, sondern auch Mathematik, Naturwissenschaften natürlich weniger, aber auch in allen Bereichen unterscheiden sie sich, was natürlich nicht zuletzt auch auf die sprachlichen Defizite zurückzuführen ist.“
In Studien wie der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung, kurz IGLU, würden diese Leistungsunterschiede immer wieder bestätigt. „Die Schere klafft dann immer weiter auseinander, indem die Kinder mit Migrationshintergrund eher auf die Realschule beziehungsweise auf die Hauptschule verwiesen werden.“ So sei der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in den Hauptschulen doppelt so hoch wie von Kindern ohne Migrationshintergrund. „In Realschulen unterscheidet sich das nicht, aber in Gymnasien ist das dann wieder umgekehrt.“ Kurzum: Je höher die Bildungseinrichtung, desto geringer der Ausländeranteil.
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>„Egal, welchen Bereich man sich anguckt – also, ob es Kindergarten ist, Schule oder später – sind die Betreuungsquoten oder Besuchsquoten von Kindern mit Migrationshintergrund immer niedriger als diejenigen von deutschen Kindern oder ursprünglich deutschen Kindern.<
Auf, liebe Migranteneltern, schickt Eure Kinder in die Kindergärten, damit sie in der Schule mitkommen!
Johanna, das ist leider nicht so einfach.
Wir haben versucht unsere Tochter mit zwei in einem Kindergarten unterzubringen. Sie ist sowohl geistig als auch sprachlich in der Lage gewesen diesen Schritt zu gehen; wir haben das natürlich sowohl mit unserer Kinderärztin als auch mit dem Gesundheitsamt abgesprochen. Nur haben wir über ein Jahr lang weit und breit kein Kindergartenplatz gefunden. Dabei leben wir in einer Großstadt. Wir haben uns nach zwei Monaten schließlich entschieden, sie in eine privaten Einrichtung zu schicken, wo auch die Eltern stärker einbezogen werden. All das, obwohl es uns finanziell im Grunde gar nicht möglich war.
Warum erzähle ich das?
Es geht mir erstens darum aufzuzeigen, dass die Politik das Netz von Betreuungseinrichtungen weiter ausbauen muss. Mir ist klar, dass die finanzielle Lage der Kommunen die Verantwortlichen dazu zwingt zu sparen. Ich hoffe allerdings, dass man nicht im Bildungssektor spart. Auch müssen private Initiativen, Elterninitiativen entstehen; der Beitrag zeigt deutlich auf, dass es sich hier um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt.
Zweitens möchte ich mich deinem Aufruf anschließen. Eltern – und nicht nur Migranteneltern – sollten für die Zukunft ihrer Kinder investieren und bei finanziellen Schwierigkeiten möglichst ebenfalls wo anders sparen. Das funktioniert!