Ein Plädoyer

Wir sind Integration

Wenn von Integration die Rede ist, denkt man in erster Linie an Migranten und an Schwierigkeiten. Doch das eigentliche Problem sind häufig die Deutschen ohne Migrationshintergrund, die nicht an Integrationsprozessen teilhaben wollen und einer fragwürdigen Multi-Kulti-Theorie anhängen. So bleiben die Potenziale, die in neuen Formen von Identität stecken, auf der Strecke – und Verlierer sind nicht nur die Migranten. Oder: Ein Plädoyer für die gegenseitige Veränderung von Migranten und Deutschen.

Von Freitag, 13.11.2009, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.05.2014, 9:35 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Haben Sie Kinder? Dann machen Sie mal einen Test: Sagen Sie zehn von ihren Bekannten, dass Sie für Ihr Kind eine Krippe, Kita oder Schule suchen, in der unbedingt auch Migrantenkinder sind, und zwar in etwa so viele, wie sie tatsächlich auch in der Gesellschaft repräsentiert sind. Das sind inzwischen eine ganze Menge, denn jedes dritte Kind unter drei Jahren in Deutschland entstammt heute einer Familie mit Migrationshintergrund, in der Gesamtbevölkerung hat jede fünfte Person einen Migrationsbezug. Wie wird also die ehrliche Reaktion der meisten Angesprochenen sein? Im Grunde zu häufig so: Beim Türken oder Libanesen essen, das ist okay. Aber mit Türken oder Libanesen gezielt auf eine Schule? Und in der Regel stellt man seine Kinder so ein, wie man auch selbst eingestellt ist.

Integration aber ist immer insbesondere auch Beziehung, und zwar nicht nur allgemein, die Beziehung zu einer Gesellschaft und ihren Institutionen, sondern vor allem konkret, zu Personen. Daher drängt sich die Frage auf, wie sich Integration in Deutschland gestalten soll, wenn nur wenige autochthone Deutsche daran teilhaben wollen? Jenseits aller verzerrten Wahrnehmung, Integration sei bleiern schwer und bringe hauptsächlich Probleme, bleibt die geringe Teilnahme der autochthonen Deutschen an Integrationsprozessen im Kern einer anderen Ursache geschuldet. Denn selbst wohlwollende deutsche Zeitgenossen sehen ihren Beitrag zur Integration neben ihrer Toleranz vor allem in der Bereitstellung passender Instrumente, etwa der Sprachförderung, für die zu Integrierenden – und nicht in der tatsächlichen Veränderung, oder besser: der Öffnung ihrer und des Landes selbst für bewusste Veränderungen, die aus dem Zusammenleben resultieren könnten. Daher auch ist die gut gemeinte Idee von Multikulti in ihrer jetzigen Form nicht einmal die halbe Antwort auf die Tatsache einer pluralen Gesellschaft. Denn die meisten Multikulti-Befürworter verstehen mit ihrer Toleranz zwar ein friedliches Nebeneinander-Gedeihen verschiedener kultureller Gewächse, aber, das ist wichtig, bei verschiedenen Menschen – und nicht in einer Person, vor allem nicht in den Autochthonen selbst. In der Praxis sieht es dann so aus, dass Menschen teilweise unterschiedlich leben, differente kulturelle Verankerungen haben, sich gegenseitig tolerieren, doch die gemeinsamen Schnittmengen mehr als überschaubar bleiben. Doch was ist Integration eigentlich anderes, als die Herstellung bzw. das Entstehen von etwas Neuem aus Bestandteilen, die vorher in keinem gemeinsamen Kontext standen?

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Im allgemeinen Sprachgebrauch ist denn auch fast ausschließlich von der Integration in etwas, etwa in die deutsche Gesellschaft die Rede. Dabei wird meist übersehen, dass eine Integration in etwas immer ein stark assimilierendes Moment hat, und zwar nicht nur von der Sprachkonstruktion her, sondern auch von der tatsächlichen Wahrnehmung: Jemand, der sich in etwas integriert, wird, um im Sprachbild zu bleiben, in etwas Bestehendes hinein genommen – ohne, dass sich das, in das er sich integriert, verändern würde. Tatsächlich müsste es sich aber doch verändern – nur wird dies von Sprache und Realität ausgeblendet. Integration in etwas bedeutet in diesem Mainstream-Denkmuster fast zwangsläufig, dass der zu Integrierende auf etwas verzichtet. Man integriert sich in etwas und kann dies doch nur, wenn man vorher Unpassendes ablegt, etwa kulturelle Gewohnheiten, wie das Schächten von Schafen – oder aber die Ursprungs-Staatsangehörigkeit. Und, das ist ganz wichtig: Dasjenige, in das man sich integriert, bleibt nach diesem Schema weitgehend unverändert, nur qualitativ gibt es eine Bewegung – nämlich steigende Bevölkerungszahlen. Eine solch verstandene Integration in die Gesellschaft ist aber zu häufig zum Scheitern verurteilt, weil sie unnötige Opfer auf Seiten der Einwanderer und ihrer Nachkommen verlangt. Viele von ihnen erbringen diese Opfer, häufig um den Preis eines inneren Heimatverlustes.

Doch eine nachhaltigere Integration ist nicht die einseitige Integration – und damit de facto Assimilation – in etwas, sondern die beider-, oder vielmehr multiseitige Integration miteinander – also die Integration der deutschen mit den ausländischen Kulturen; soweit eine derart klare Trennung vorher überhaupt besteht. Eine Integration mit jemanden oder mit etwas ist die gleichzeitige Veränderung aller beteiligten „Akteure“ – also der Mehrheit und der Minderheit(en), die freilich auch zuvor keine monolithischen Blöcke sind. Dabei verändern sich im Optimalfall alle, und zwar je so stark, wie es ihre Quantität, aber auch die „Qualität“ bedingt. Im Regelfall wird sich freilich die Minderheit stärker verändern. Doch bringt jemand in eine Integrationsbeziehung überzeugende Argumente mit ein – etwa ein neuartiges Denken – so sollte er selbst die quantitativ überlegene Mehrheit (auch in friedlicher Auseinandersetzung) durchdringen können und sie stärker verändern, als er selbst verändert wird. Etwas Ähnliches geschah in Deutschland und anderen Ländern etwa in der 68er-Bewegung. Es fand eine – sehr konfliktreiche – Integration von unterschiedlichen Denk- und Verhaltensprinzipien statt, bei der „Rebellen“ und „Mehrheitsgesellschaft“ (auch hier: nicht monolithisch) sich durchsetzten und zugleich verzichteten, sich veränderten, eben: miteinander integrierten – und nur ewig Gestrige regen sich heute über das Schwulsein von Guido Westerwelle auf. Undenkbar vor 40 Jahren.

Eine ähnliche Entwicklung findet in Deutschland im Zusammenhang mit Einwanderer-Kulturen und migrantischen Lebenswelten nur bedingt oder gar nicht statt. Die Mehrheit der Deutschen ohne Migrationshintergrund sieht kaum bis keinen Anlass, sich mit den schillernden Facetten ausländischen Lebens in Deutschland zu integrieren, was bedeuten würde, dass sich die Mehrheitsgesellschaft, und damit einzelne Individuen, eben auch verändern und dies bewusst zulassen. Grund dafür ist häufig, dass das Prestige vieler Länder – und damit natürlich auch ihrer Sprachen, Kulturen, Mythen – aus dem afrikanischen, arabischen oder osteuropäischen Raum in Deutschland recht weit unten rangiert. Was nicht nur deswegen schade ist, weil Image und Wirklichkeit des Öfteren nicht das Gleiche sind, sondern auch, weil dadurch vor allem autochthone Deutschen die Möglichkeit verpassen, ihrer Identität wertvolle Akzente hinzuzufügen. Der Journalist Arno Widmann beschrieb die Frage der Identität im Kontext von Europa einmal so: „Es gibt keinen Grund zur Angst, die eigene Identität zu verlieren. Man hat sie nämlich nicht. Man erwirbt sie. Man erwirbt sie, in dem man sie mehrt. Es gibt da nichts zu verteidigen außer der Freiheit, sie mehren zu dürfen.“ Tatsächlich gibt es in Deutschland kein gesetzliches Verbot, die eigene mono-nationale Identität um andere nationale und kulturelle Ideen und Verankerungen zu mehren, sie in das eigene Dasein einzubeziehen, und zugleich mit den Menschen, die diese Ideen und Verankerungen repräsentieren, gemeinsam Integration zu betreiben. Meinung

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  1. elimu sagt:

    „Und die nicht Immigrierten, die Autochthonen, die national Ein-Heimischen – viele von Ihnen wollen doch an der Integration teilhaben. Oder?“….

    Das wollen wir doch hoffen :)

    Ein aufschlussreicher Bericht… Ich habe jetzt eine ganz andere Perspektive zur Identität entdeckt, danke! :)

  2. NDM sagt:

    Hervorragend ausformuliert. Das eigentliche Integrationsgeschehen wird hier korrekt beschrieben. Es findet nicht einzig im Kopf und im Verhalten von Zuwanderern statt, sondern bei sämtlichen beteiligten. Es ist auch keine Entscheidung, keine besondere Anstrengung oder Leistung, sondern ein fortlaufender und auch wechselseitiger Prozess, in dem sich alle beteiligten mit der Zeit verändern und aufeinander zugehen. Es hat mehr mit einem „Miteinander leben und voneinander lernen“ zu tun, als mit einem und geschieht in erster Linie auf zwischenmenschlicher Ebene. Man schreibt hierbei gegenseitig das voneinander ab, was man für gut befindet, macht sich gegenseitige Zugeständnisse und legt Verhaltensweisen ab, oder schränkt sie ein, die nicht weiterbringen. Wechselseitig, je nach Mehrheitsverhältnissen natürlich in unterschiedlichem Maße. So entwickelt sich eine gemeinsames Gesellschaftliches Fundament. Genau das ist richtig verstandene, nachhaltige Integration. Auf diese Weise hat sich in der Vergangenheit jede Gesellschaft weiterentwickelt, verändert und verbessert.

  3. Hassan Kal sagt:

    Eigentlich kann man sich angesichts dieses impertinenten Artikels nur noch schämen, dass man zu der am schlechtesten integrierten Gruppe von Migranten gehört, die auch ausgerechnet noch am lautesten schreit und von der ich mich inzwischen deutlich distanziere! Das ist kein „Plädoyer für die gegenseitige Veränderung von Migranten und Deutschen“, das ist die Aufforderung zur Aufgabe der eigenen Kultur der deutschen Aufnahmegesellschaft zugunsten einer integrationsunwilligen Minderheit. Mich würde beispielsweise die Reaktion der türkischen Bevölkerung angesichts solcher Forderungen interessieren (war ein Witz, ich wüßte die Antwort). Vielleicht sollten sich die ganzen Schreihälse mal an den Musterbeispielen gelungener Integration ein Beispiel nehmen, die ihren Weg in aller Stille und mit Erfolg gegangen sind. Wie wäre es denn mal mit Begriffen wie Eigenverantwortung, Ehrgeiz, Toleranz (jawohl, auch für Migranten!!!), Identifikation mit der deutschen Aufnahmekultur? Fehlanzeige, das müssen die Deutschen leisten? Wann waren Sie denn das letzte Mal beim Deutschen essen? Kennen Sie aus Ihrem Umfeld keine Diffamierungen, die man über die Deutschen, die Christen etc. auskippt? Ich kenne sie und Sie, vererhrte Migazin-Schreiberlinge kennen Sie auch! Auf das „Neue“, was hier propagiert wird, kann ich jedenfalls verzichten, das haben wir in meinem Herkunftsland bereits und deshalb lebe ich jetzt in Deutschland, inzwischen als Deutscher und bin mit meiner Integration hoch zufrieden.

    • Johanna sagt:

      Danke, Hassan Kal. Volle Zustimmung.

      >Ein Plädoyer für die gegenseitige Veränderung von Migranten und Deutschen.<

      Ich habe nicht das geringste Interesse, mich von türkischen Interessengruppen unterbuttern zu lassen, denn meine Heimat Deutschland gefällt mir so, wie sie ist.

      Wünschenswert wäre es, wenn Einwanderer oder in Deutschland zum Kopftuch-Greifende sich anpassen würden.

    • Mehmet sagt:

      Herr Kal,
      Ich freue mich, dass Sie eine derart unberührte Vergangenheit haben, sodass Sie so ein Kommentar schreiben können. Nur sollte man nicht so schnell von der eigenen Person auf andere schließen….
      „Vielleicht sollten sich die ganzen Schreihälse mal an den Musterbeispielen gelungener Integration ein Beispiel nehmen, die ihren Weg in aller Stille und mit Erfolg gegangen sind.“
      Sie unterstellen hier, dass die „Schreihälse“ nicht integriert wären. Woher wollen Sie das wissen? Kennen Sie die Leute hier persönlich?

      „Wie wäre es denn mal mit Begriffen wie Eigenverantwortung, Ehrgeiz, Toleranz (jawohl, auch für Migranten!!!), Identifikation mit der deutschen Aufnahmekultur?“
      Wie wäre es denn mal mit der Erkenntnis, dass die „Schreihälse“ diese Eigenschaften evtl. schon mitbringen?

      „Wann waren Sie denn das letzte Mal beim Deutschen essen?“
      Ich habe nur deutsche Freunde…

      „Kennen Sie aus Ihrem Umfeld keine Diffamierungen, die man über die Deutschen, die Christen etc. auskippt? Ich kenne sie und Sie, vererhrte Migazin-Schreiberlinge kennen Sie auch!“
      Mit dem falschen Verhalten der türkischen Minderheit kann man nicht das falsche Verhalten der Deutschen rechtfertigen. Da müssen alle an sich arbeiten. Daher ist es auch völlig okay, wenn wir „Schreihälse“ das falsche Verhalten der Deutschen niederschreiben.

      Zuallerletzt kann man noch sagen, dass man den „Schreihälsen“ mit etwas mehr Respekt entgegenkommt, sodass man auch Respekt in der Diskussion erwarten kann.

      MfG

      • Mehmet sagt:

        Note:
        „Mit dem falschen Verhalten von EINIGEN Türken kann man nicht das falsche Verhalten von EINIGEN Deutschen rechtfertigen. Da müssen alle an sich arbeiten. Daher ist es auch völlig okay, wenn wir “Schreihälse” das falsche Verhalten der Deutschen niederschreiben.“

        • Markus Hill sagt:

          Sehr differenziert ausgedrückt, wahrscheinlich kann man das nicht gegeneinander aufrechnen. Ich weiss auch nicht, ob es sinnvoll ist, alle Leute mit besonderen Anliegen (sei es Türken-Lobby-Arbeit oder das vetreten von „moderaten“ Interessen:-) als „Schreihälse“ zu disqualifizieren. Es ist immer noch eine Unterschied ob ein gut integrierter Migrant eigene Interessen verfolgt und formuliert oder ein „Problem-Migrant“ (bzw. stellvertretend ein Verband) irgendwelche Lücken/Auswege sucht, um den Pflichten gegebenüber der Gesellschaft (Kinder richtig erziehen, Ausbildung etc.) ausweichen zu können bzw. um ständig Eigenverantwortung leugnen zu können (Beispiel: Berlin–Sarrazin-Thematik). Das Ausmass und die Motivation bei beiden ist völlig unterschiedlich, die beiden in einen Topf zu werfen ist unpassend. Zumal das Formulieren von „moderaten“ Interessen oft schon voraussetzt, das der Nicht-Schreihals:-) sich auch mit den Interessen der Mehrheitsgesellschaft auseinandergesetzt hat, der andere Schreihals aber kategorisch versucht, Rechte einzufordern. Fairerweise muss man sagen, dass es natürlich doch bei beiden Kategorien manchmal Schnittmengen geben kann. Da besteht dann halt Diskussionsbedarf.
          Die Diskussion trifft aber vielleicht nicht den Kern des Artikels oben. Der Artikel ist von einem engagierten Polen (Migrant?, aber deutsche Frau) geschrieben worden. Das sind die Form von Einwanderern, die die Deutschem im Allgemeinen sehr gerne in diesem Lande sehen. Man würde ihm und seinem Ansinnen meiner Ansicht nach Unrecht tun, wenn man ihn in diesem Migrantendiskurs mit dem in Deutschland zu traurigem Ruhm gelangten „Negativ-Türken-Migrations-Erfahrungseffekt“ in einen Topf werfen würde. Ganz neutral gesehen sagt er doch eigentlich doch nur, dass jede Nation oder Kultur, mit einer gewissen Offenheit, voneinander lernen kann. Zudem führt er völlig sachlich an, dass dieser Lern- und Anpassungseffekt natürlich bei Mehrheit- und Minderheit in unterschiedlichen Ausmass stattfindet. Gegenseitige Achtung und Respekt von Mensch zu Mensch. NATÜRLICH kann diese Haltung von bestimmten türkischen „Mirgrations-Querulanten“ bzw. von türkischen Verbänden instrumentalisiert werden um weiter auf Abgrenzung- oder Abschottungskurs zu gehen. NATÜRLICH lädt es vielleicht den ein oder andere türkische Problem-Migranten dazu ein zu sagen: „Wir sind ja alle so gleich, ich bin ja allein aufgrund meines türkischen Migrantenstatus so eine Bereicherung für die deutsche Gesellschaft – da sollen die doch einmal von mir lernen!“. (Spätestens seit der Sarrazin-Debatte ist es ohnehin eher wahrscheinlich, dass diese Leute heutzutage in Deutschland wohl eher „kleine Brötchen backen“. Mittlerweile besteht wohl Konsens in der Mehrheitsgesellschaft bzw. in der öffentlichen Diskussion, das Integration in erster Linie natürlich eine Bringschuld ist).
          Mein Verdacht: Den Missbrauch kann der Autor nicht verhindern. Mein Eindruck vom Text war aber eher das Gefühl, dass er zum Ausdruck bringen wollte, dass wir Westeuropäer auch die Osteuropäer mit Ihren Stärken wahrnehmen sollen. Er spricht von Migranten allgemein – meine Vermutung: Er hat auch die Auffassung, dass viele Deutsche auch von gut integrierten türkischen Migranten lernen können!:-)
          PS: Allein das „Setting“ des Artikels, dass hier ein Pole einmal schreibt und nicht wieder ein türkischer Migrant in eigener Sache, kann ja schon das Wohlwollen beim Auseinandersetzen mit den Inhalten erhöhen (emotional gesehen, sachlich muss das nicht gerechtfertigt sein).

    • NDM sagt:

      Hassan Kal, ich sehe nicht, in wiefern ihr Kommentar dem Plädoyer widerspricht. Es geht darin doch auch um Anpassung von Zuwanderern. Diese Anpassung geschieht ja, und es ist aber nun einmal so, dass Anpassung wechselseitig geschieht. Man muss, und das gilt für alle, ob Zuwanderer oder nicht, einen Menschen erst einmal so nehmen, wie sie sind, um einen solchen Anpassungsprozess überhaupt zu ermöglichen. Geschieht dies nicht, entstehen Parallelwelten, die sich voneinander getrennt weiterentwickeln. Diesen Schuh können sich natürlich so einige der „Stolzen Türken“ oder selbsternannten „Wahren Moslems“ ebenso anziehen, wie ihn sich „Stolze Deutsche“ anziehen können.

      Sie haben vielleicht die ultimative Form der Anpassung für sich gewählt, die Assimilation bzw. Unterordnung. Das dürfen Sie, wenn ihnen dies zusagt, wenn Sie sich so besser fühlen. Das finde ich auch nicht schlecht, und sie dürfen auch dafür werben, wenn Sie möchten. Da macht Ihnen wohl niemand einen strengen Vorwurf, außer streng religiösen Menschen vielleicht. Aber diese Menschen haben ein Problem. Nicht Sie, und auch nicht ich.

      „das ist die Aufforderung zur Aufgabe der eigenen Kultur der deutschen Aufnahmegesellschaft zugunsten einer integrationsunwilligen Minderheit“

      Nein, ist es nicht, sondern zunächst einmal ein Angebot für einen Perspektivwechsel, wenn auch provokativ formuliert. Es geht nicht darum, dass sich Zuwanderer nicht weiterentwickeln sollen, sondern darum, dass sich *alle* im Umgang miteinander entwickeln, es gibt aber nicht nur die Integrationsunwilligen Zuwanderer, die jede Form der Weiterentwicklung ablehnen, sondern eben auch integrationsunwillige Deutsche, die in erster Linie trennendes betonen, und verbindendes überhaupt nicht wahrnehmen wollen. Wenn ich beim Umgang mit Türkischstämmigen Bekannten (automatisch) ein paar Brocken türkisch lerne, dann gebe ich nichts auf oder ersetze irgendetwas durch irgendetwas anderes, sondern gewinne dazu. Und wenn ein türkischer Karnevalsverein gegründet wird(es gibt auch griechische Vereine), ist das eine kulturelle Symbiose, und keine Penetration.

      Wenn ich meine Nachbarn zum Zuckerfest beglückwünsche, ist das kein Aufgeben christlicher Traditionen, sondern nichts als gute Nachbarschaft. Wenn meine türkischen Nachbarn zu Heiligabend ein frohes Fest wünschen, ist es nichts anderes. Die hängen sich zur Weihnachtszeit sogar Sterne ins Fenster. Niemand gibt damit etwas auf, sondern alle nehmen und geben *zusätzlich* etwas, und zwar gerne, weil das Bestreben, an der Gesellschaftlichen Entwicklung teilzunehmen und miteinander zurechtzukommen stärker ist, als das konservative Festklammern an altem. Wenn ich einen Döner esse, erteile ich damit den Rindsroulladen noch lange keine Totalabsage, um es mal einfach darzustellen.

      Natürlich heißt gegenseitige Anpassung nicht, dass familiäre Gewalt legalisiert wird, oder dass die Bundeswehr nun ein „Harakiri-Bataillon“ bekommt. Das dürfte selbstverständlich sein. Es gibt Dinge, die in Deutschland nie ankommen werden – dazu gehört eben alles ethisch verwerfliche.

  4. Kosmopolit sagt:

    @ Hassan Kal, ihren Beitrag finde ich bemerkenswert und der ist eigentlich nicht zu toppen!

    Aber trotzdem möchte ich als älterer Zeitgenosse, meinen Senf dazu geben.
    Der Autor dieses Beitrags kommt aus Polen. Er weiß bestimmt, dass vor ca. 90 Jahren (?) viele Polen in das Ruhrgebiet übersiedelt wurden, aus Gründen wie auch immer. Nun, die Zeiten von damals sind mit heute nicht vergleichbar.
    Als Fazit kann aber gezogen werden, dass sich diese Menschen nach einigen Generationen assimiliert hatten (freiwillig!). Nur der Name zeigt noch, woher sie kamen. Wer von Fußball etwas Ahnung hat, kennt die Namen der deutschen Nationalspieler aus den 50er Jahren mit polnischen Wurzel. Die allgemeine Anpassungsfähigkeit dieser polnischen Menschen lag auch in den europäischen Wurzel und Wertesystem und mit einer langen gemeinsamen Geschichte. Das gleiche kann man auch heute von den Zugewanderten sagen, die aus anderen europäischen Ländern zu uns gekommen sind.

    Ich erlaube mir auch folgende Erfahrungen sagen zu dürfen, da ich in meinem aktiven Arbeitsleben 40 Jahre in einem deutschen Konzerns tätig war, der international operierend, mit über 80000 Mitarbeiter (weltweit).
    1 In diesem Konzern, und nicht nur in diesem, wird die Zusammenarbeit quer durch alle Nationalitäten und Religionen durch die Konzern Strategie bestimmt und der einzelne Mitarbeiter für den Konzern typischen Arbeitsrichtlinien geformt. Nach meiner Erfahrung hat die Zusammenarbeit auch relativ gut funktioniert, da die Firmenbibel und die Ziele des Konzerns jedem bekannt war, auch mehrsprachig.
    2 Auch die Muslime, halten sich, ohne wenn und aber, an diese Procedure. Die Zeiten, wo man mit dem Gebetsteppich mal schnell beten ging, sind vorbei. Das besorgen schon die Kollegen und die Globalisierungsprozesse. Hier wird von den Muslimen sorgfältig unterschieden und im Zweifelsfall auch die Konsequenzen geprüft. Ein Job ist immer noch besser als Sozialhilfe, da hat sich auch bei diesem Klientel schon herum gesprochen.
    3 Wenn Bürger dieser Religionsgemeinschaft dann die Öffentlichkeit betreten, war und ist auch heute keine Institution da, die diesen Mitbürgern sagt, wo es lang geht, welche Richtlinien zu beachten sind und auf deren Einhaltung pocht.

    Nein, man hat sie sich selbst überlassen, da man meinte, andere Mitbürger anderer Nationen haben sich auch leidlich integriert, also können das die Muslime auch. Diese Fehleinschätzung begründet sich hauptsächlich aus der uns fremden Kultur, mit fremden Traditionen, Bräuchen und einer Religion, die unterschätzt wurde.
    Leben hier in Deutschland und Europa mittlerweile nicht Millionen Mitbürger aus europäischen und asiatischen Ländern, die mit unseren Grundwerten und Wertesystem bestens auskommen und nebenbei auch Tradition und Religion praktizieren, ohne gleich Sonderrechte einzufordern ?
    Es kann nicht sein, das sich viele Millionen Menschen anderer Völker und Glaubensüberzeugungen einigermaßen integriert haben, und nur die Muslime fordern Sonderrechte, die unangemessen sind. Moscheebau mit integrierten Shoppingcenter und Koranschulen sind hier kontraproduktiv und fördern die Parallelgesellschaft. Solche Dinge ( auf Arbeitsprozesse übertragen ) würden einen Konzern in den Untergang treiben.
    Aber offensichtlich ist die Anziehungs-Kraft unseres Sozial-Systens für viele Migranten dieses Klientels sehr viel höher als die Anziehungs-Kraft unseres Rechts-Staates und unseres Gesellschafts-Systems“.

    In diesem Zusammenhang muss hier zu dem Wort Muslim einiges erklärt werden:
    Auf der ganzen Welt werden Menschen geboren. Im islamischen Kulturkreis werden Muslime geboren, die sich aus dieser Umklammerung kaum entziehen können. Konsequenzen sind überall nachlesbar. Deshalb muss man auch unterscheiden zwischen Muslime von Geburt an und Muslime die gläubig sind. Jeder kann dann entscheiden, wo es sich wieder findet.

    @Mehmed, extra für Sie: http://www.zeit.de/2003/04/Schuld_im_Islam

    1. Im Orient wird die eigene Schuld und Unzulänglichkeit verdrängt und anderen zugeschoben. Selbstkritik ist selten zu finden. Die Korrekturfähigkeit ist daher begrenzt.
    2. Im Orient wird die Opferrolle bevorzugt. Zur Begründung dieses Verhaltensmusters werden Verschwörungstheorien geschmiedet.
    3. Der Islam kennt keine Erbsünde und daher keine historisch tradierte Kollektivschuld.
    4. Der Islam begünstigt nicht die Gestaltung des freien Willens und der eigenen Verantwortung. Im islamischen Menschenbild steht der freie Wille neben der allumfassenden Vorherbestimmung Allahs, ohne dass die islamischen Theologen bisher beide Grundsätze miteinander in Einklang bringen konnten.
    5. Im Okzident neigt man zum Schuldbekenntnis, ob zu Recht oder zu Unrecht. Daher wird häufig die Täterrolle übernommen.
    6. Die Schuldkultur im Okzident begünstigt die Selbstkritik, aber auch die eigene Korrekturfähigkeit.

    • Mehmet sagt:

      @KosmopoliD,

      MehmeT bitte, danke.

      „1. Im Orient wird die eigene Schuld und Unzulänglichkeit verdrängt und anderen zugeschoben. Selbstkritik ist selten zu finden. Die Korrekturfähigkeit ist daher begrenzt.“

      Dass es diese Tendenzen gibt und eine Diktierung von oben herab Selbstkritik hemmt oder nicht zulässt, ist nicht von der Hand zu weisen. Jedoch würde Ich dies nicht per sé pauschalisieren, da es in der orientalischen philosophie durchaus Gelehrte gab, die durch Kritik an der Gesellschaft diese geändert haben.
      Jedoch wäre eine Selbstkritik vom Volke aus wünschenswerter, da wesentlich mehr Köpfe die Gesellschaft mitgestalten würden.

      „2. Im Orient wird die Opferrolle bevorzugt. Zur Begründung dieses Verhaltensmusters werden Verschwörungstheorien geschmiedet.“

      Das ist nicht nur im Orient so… Ein Blick in den Spiegel wird schon für eine Erkenntnisbereicherung dienlich sein. Sie behaupten ja auch, Sie seien als deutscher Staatsbürger Opfer von schlecht integrierten Muslimen und verlangen nur von der anderen Seite ab ungeachtet dessen, dass die Integration dieser Gruppe eine wechselseitige Sache ist.

      „3. Der Islam kennt keine Erbsünde und daher keine historisch tradierte Kollektivschuld.“

      Und?

      „4. Der Islam begünstigt nicht die Gestaltung des freien Willens und der eigenen Verantwortung. Im islamischen Menschenbild steht der freie Wille neben der allumfassenden Vorherbestimmung Allahs, ohne dass die islamischen Theologen bisher beide Grundsätze miteinander in Einklang bringen konnten.“

      (Auch wenn Ich hier nun den Islam verteidige, heißt es nicht, dass Ich gänzlich davon überzeugt bin. Jedoch habe Ich mich wohl mehr mit dieser Religion beschäftigt als Sie…).
      „Gestaltung des freien Willens“ – Wo erkennen Sie diese behauptung. Quelle? Koran? Sure? Vers? und WICHTIG: ZUSAMMENHANG und INTERPRETATION im heutigen Weltgeschehen?!

      „5. Im Okzident neigt man zum Schuldbekenntnis, ob zu Recht oder zu Unrecht. Daher wird häufig die Täterrolle übernommen.“
      „6. Die Schuldkultur im Okzident begünstigt die Selbstkritik, aber auch die eigene Korrekturfähigkeit. “

      Wie kurz vor dem zweiten Weltkrieg, dem 30-jährigen Krieg, der Benachteiligung der Juden über Jahrhunderte hinweg, der Zwangschristianisierung über Jahrtausende, der Verbrennung von Schwarzen vom CuCux-Clan? Diese Liste kann man noch unendlich lang ausführen. Ich möchte damit das Christentum nicht dämonisieren. Dass diese vermeintlich vorhandene „Schuldkultur“ jedoch die Selbstkritik begünstige, ist schlichtweg Unsinn.

      • Mehmet sagt:

        Was mir hierbei aufgefallen ist:
        Um das Thema Selbstkritik mal auf der Meta-Ebene zu betrachten:

        Ist jemand der behauptet, jemand anderes sei nicht selbstkritisch, aber er selbst sei es schon, wirklich selbstkritisch? Müsste man nicht erst selbstkritisch durchleuchten, ob man selbstkritisch ist, bevor man das behaupten kann?

        Warum Ich die Meta-Ebene zu diesem Punkt anspreche, ist folgender Hintergrund:

        Es gibt so einige Personen hier, die hier NUR negative Punkte ansprechen, anstatt pro und contra argumentativ aufzulisten und dann abzuwägen. Man schafft sich vom Diskussionsgegenstand sozusagen seine eigene Realität, indem man sich (bewusst oder unbewusst) auf negative Aspekte konzentriert. Hier scheint es der Fall zu sein, dass man eigentlich schon eine These hat und mit allen Mitteln versucht, diese zu verifizieren.

        Werden die Eigenschaften der Personen selbst jedoch kritisiert, wird diese Kritik nicht angenommen, sondern grundsätzlich abgelehnt.
        Daher:
        Allzuoft habe Ich das mulmige Gefühl bei diesen Diskussionen, dass man sich mit dem Image der Selbstkritik schmückt indem man bspw. auf den 2. Weltkrieg zeigt, dies in aktuellen Diskussionen jedoch kein Deut der Fall ist. Man hat ja schon durch vergangene Ereignisse „bewiesen“, dass man selbstkritisch sei und daher ist auf jeden Fall davon auszugehen, dass man auch in diesen Diskussionen selbstkritisch sei.

        M. E. ist diese Problematik einen Artikel wert. ;-)

      • Krause sagt:

        @mehmet
        “6. Die Schuldkultur im Okzident begünstigt die Selbstkritik, aber auch die eigene Korrekturfähigkeit. ”

        Wie kurz vor dem zweiten Weltkrieg, dem 30-jährigen Krieg, der Benachteiligung der Juden über Jahrhunderte hinweg, der Zwangschristianisierung über Jahrtausende, der Verbrennung von Schwarzen vom CuCux-Clan? Diese Liste kann man noch unendlich lang ausführen. Ich möchte damit das Christentum nicht dämonisieren. Dass diese vermeintlich vorhandene “Schuldkultur” jedoch die Selbstkritik begünstige, ist schlichtweg Unsinn.

        30jähriger Krieg – wurde durch den Westfälischen Frieden aufgearbeitet

        Benachteiligung der Juden/Holocaust/2. Weltkrieg – wurde nun wirklich intensiv aufgearbeitet. Das deutsche Verhältnis zu Israel ist sehr gut – vergleichen Sie dies mal mit dem türkischen Verhältnis zu Armenien oder anderen Ländern, die in den Genuß türkischer Herrschaft kamen

        Ku-Klux-Clan – Aufarbeitung durch Urteile des Supreme Court, Bürgerrechtsgesetze, ein Schwarzer ist Präsident.

        Wenn soviel Bewegung in der islamischen Welt wäre, dann wäre diese schon wesentlich weiter. Wo werden den die derzeitigen Monstrositäten des Islams diskutiert? Etwa durch Erdogan, der meint, ein Muslim (Bashir) könnte keinen Völkermord begehen. Wo werden Iran oder Saudi-Arabien wegen ihrer widerlichen Strafgesetzgebung von anderen islamischen Ländern angegangen. Einzige Ausnahme ist zurzeit allerdings Erdogan mit seiner Kurden- und Armenienpolitik. Sehr klug der Mann.

        • Mehmet sagt:

          Sie zeigen hier auf, wie etwas aufgearbeitet wurde. Ich meinte jedoch das Aufreten (!) dieser Ereignisse. Denn wenn Menschen in einer Gesellschaft fähig sind, sich selbstkritisch zu betrachten, käme es erst gar nicht zu diesen Greueltaten, sondern man würde die Konfliktherde schon im Keim ersticken.

          Zu Erdogan:
          Was er sagt, ist gar nicht mal so wichtig wie das, was er damit bewirken möchte. Es geht nämlich unter anderem darum, den Nahost-Raum in kürzester Zeit für sich zu gewinnen und weitere Absatzmärkte für die Türkei zu gewinnen. Hierfür ist die Kooperationsbereitschaft dieser Länder natürlich immens wichtig. Da die Türken unter vielen Arabern nicht gerade das beste Image haben, muss man dies natürlich aufpolieren. Und wie macht man das? Einfach etwas Honig um den Mund schmieren. Und genau das macht Erdogan. Ob er das wirklich ernst meint, was er sagt, wage ich zu bezweifeln. Dafür ist er ein zu ausgeklügelter Stratege und wählt seine Worte sehr gekonnt. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber mag man streiten.

  5. municipal sagt:

    @ Mehmet

    Zitat

    Es gibt so einige Personen hier, die hier NUR negative Punkte ansprechen, anstatt pro und contra argumentativ aufzulisten und dann abzuwägen.

    Zitat Dank

    VIELEN Dank für die treffende Beschreibung der Redaktion von MIGAZIN.

  6. Erkan sagt:

    ich wollte die Ausführungen von Mehmet nur unterstreichen. Besser hätte ich es auch nicht formulieren können.
    Somit dürfte auch Kosmopolit jegliche Argumentationsgrundlage entzogen worden sein.

  7. Kosmopolit sagt:

    @Mehmed, knapp daneben ist auch vorbei.

    Verwechseln sie nicht jeden Konflikt in der Welt mit dem Christentum. Konflikte die aus wirtschaftlich oder hegemonialen Gründen/Interessen entstehen, haben mit Religion nichts zu tun!
    Unterschlagen sie so nebenbei nicht die Expansion des Islam von 650-1680 n.Chr., ebenso die Opfer dazu. Meine Liste würde diesen Beitrag sprengen! Ich weiß, in den türkischen Geschichtsbüchern wird nur Glanz und Gloria verbreitet. Hier ein Auszug eines Mitmenschen türkischer Abstammung, der sich erlaubt, kritisch in die glorreiche Geschichte der Türkei zu blicken:
    http://www.welt.de/welt_print/article2915836/Die-einbandagierte-Seele.html
    „Im Laufe der Geschichte habe man viele Völker unterworfen. Von Zentralasien kommend, habe man sich im Westen bis nach Wien ausgebreitet. In türkischen Geschichtsbüchern finden sich diese Eroberungszüge als eine endlose Aneinanderreihung der Triumphe. Eine Heldengeschichte, bei der sich die Eroberer immer ritterlich verhalten. Von den Leiden der Unterworfenen hört man nichts. Fast immer scheinen sie sich bereitwillig in ihr Schicksal zu fügen. Wer sich auflehnt, kann nur ein Lump und Verbrecher sein.“ …
    „Selbst dann, als das Osmanische Reich nach zahllosen Niederlagen und Rückzügen am Ende des Ersten Weltkrieges zerbrach und das anatolische Kernland bis auf wenige Landstriche von den Siegermächten besetzt wurde, habe sich das türkische Volk zu einem Befreiungskrieg aufgerafft, den Feind aus Anatolien vertrieben. Wieder eine Heldengeschichte mit einem triumphalen Finale“…..
    „So oder so ähnlich wird Geschichte den türkischen Kindern seit Generationen beigebracht. Sie können stolz sein, ein Türke zu sein. Makel oder gar schwarze Flecken tauchen auf dem immer blütenweiß scheinenden Hemd des türkischen Nationalstolzes nicht auf.“… weiter „….
    Wer sich dieser nationalistischen Formierung nicht unterwirft wird zum Außenseiter. So richtet sich die Gesellschaft in ihren Lügen ein und vererbt sie an die nächsten Generationen.“

    Mein Konzern Beispiel spiegelt sich auch in der Gesellschaft wieder. In jedem Konzern ( wie in der Gesellschaft ) gibt es leider auch Gruppen/Abteilungen, die vom Rest der Belegschaft durchgeschleppt werden müssen, aufgrund von unkündbaren Verträgen. Wenn jetzt von außen weitere dazu kommen, die meinen, den Konzern nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen oder eigenständig versuchen ganze Arbeitsprozesse zu ändern, wird hier auf verständlichen Widerstand stoßen. Wenn aber Änderungen diskutiert werden, die den Konzern voran bringen ( egal von wem diese Vorschläge kommen ) werden diese meistens auch umgesetzt. Nur solche Vorschläge, zum Vorteil der ganzen Belegschaft, sehe ich nicht, außer Forderungen an die alte Belegschaft. Soweit das Beispiel, was auf die Gesellschaft auch zu übertragen ist.
    Man muss – will man sich ehrlich in ein neues Land und Volk integrieren – zweifellos einiges ablegen, das zur persönlichen Identität im ursprünglichen Herkunftsland gehört hat. Anpassen und integrieren heißt nicht, die eigene Identität aufzugeben. Aber es bedeutet, die sensibelsten Bereiche des Gastlandes zu akzeptieren, zu respektieren und unangetastet zu lassen. Und genau das müssen wir von unseren ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ( islamischer Kultutrkreis ) erwarten und verlangen.
    Ständig und süffisant die deutsche Geschichte zu erwähnen, oder auf andere einzuhauen, ist kontraproduktiv, zumal man mit der eigenen Geschichte auf dem Kriegsfuß steht. Viele der türkischen Mitmenschen ziehen auch gern die Nazi Karte ( was ich noch nicht von einem anderen Ausländer so gehört habe ), was nicht zu Besserung des Betriebsklimas beiträgt. Denken sie an ihren Landmann Zafer Senocak, der sich kritisch mit der eigenen Kultur auseinander setzt: “ Es fehlt die Bereitschaft zur Kritik der eigenen Traditionen.“
    Tipp: Versuchen sie sich mal auszudenken, wenn man die Karten vertauscht, andere Ethien würden aus wirtschaftlichen Gründen Einzug in die Türkei halten ( einfach Deutschland mit der Türkei vertauschen ). Was würde bei diesem übersteigendem türkischen Nationalismus wohl passieren, der anderen Ethien und Religionen (aktuell) keine Luft zum Atmen gibt?
    Zum Schluss eine spannende Frage an Sie, die für die Entwicklung unserer Gesellschaft eminent wichtig ist, da sie sich ja gut mit dem Islam auskennen und islamisch erzogen wurden;
    Kann aber ein Muslim, der die abendländische Leitkultur bejaht, noch als wirklicher Muslim gelten? Ist ihm zuzumuten, sich einen aufgeklärten oder liberalen Islam zu Eigen zu machen? Schließlich haben sowohl die Trennung von Religion und Politik als auch der Primat des Individuums vor der Gesellschaft, die einander bedingen, christliche Wurzeln.
    Nicht vergessen! In keiner anderen Religion findet sich die geheiligte Legitimation von Gewalt als Wille Gottes gegenüber Andersgläubigen, wie sie der Islam als integralen Bestandteil seiner Ideologie im Koran kodifiziert und in der historischen Praxis bestätigt hat. Neustes Beispiel: Ford Hood.
    Mir ist auch bewusst, dass man nicht alle „Muslime“ hier in einen Topf werfen darf. Aber der Teil der Muslime, für den das zutrifft, wächst ständig und das macht den Bürgern Angst. Fremd denken, fremd glauben, fremd verstehen, sich fremd fühlen – aber von den Deutschen Errungenschaften und Sozialsysteme profitieren kann deshalb nicht der Weisheit letzter Schluss sein.

    • Mehmet sagt:

      Dass Sie permanent meinen Namen falsch schreiben, bewerte Ich als Provokation und werde daher solange auf Ihren […] Kommentar antworten, bis Sie dies berichtigen. Danke.

    • NDM sagt:

      Mit Verlaub, Kosmopolid, einige ihrer Ausführungen halte ich für richtig und schlüssig, aber mit anderem bin ich nicht einverstanden.

      „Konflikte die aus wirtschaftlich oder hegemonialen Gründen/Interessen entstehen, haben mit Religion nichts zu tun!“

      Religiösen Konflikten liegen grundsätzlich hegemoniale Interessen zugrunde, und es ist doch auch interessant zu beobachten, dass es in der christlichen Geschichte schon immer so war, dass den weltlichen Beutezügen christliche Missionare folgten – zuletzt im Irak.

      Sowohl der Islam als auch das Christentum haben Zeiten und Personen hervorgebracht, und bringen sie noch heute hervor, auf die kein gläubiger Mensch wirklich stolz sein könnte. Die Zwangsislamisierung in der Türkischen Region und Zwangschristianisierung in Mittel- und Südeuropa(Inquisition) sind nur Beispiele – Unrühmliche Beispiele aus der Vergangenheit, die zwar lehren, dass man mit Konformitätsdruck eine Einhaltsgesellschaft kreieren kann, was am Ende jedoch nur mit einem radikalen Zivilisationsbruch einhergehen kann.

      Was die türkische Geschichtsschreibung angeht – dazu kann ich nicht viel sagen, weil sie mir, ebenso wie wohl auch der Mehrheit der in Deutschland lebenden Türkischstämmigen meiner Generation(von Bozkurts mal abgesehen), nahezu nichts von der Türkischstaatlichen Lesart der Historie wissen. Man kann also nicht von der Geschichtsschreibung in der Türkei auf eine vermeintliche Identität in Deutschland schließen. Bei den wenigen, die noch zuwandern(dabei brauchen wir viel mehr) und denen, die zugewandert sind, mag sie noch prägen. Aber mitnichten bei denen, die hier geboren sind, und als erstes die deutsche Geschichte kennenlernen. Es mag aber sein, da die deutsche Geschichte aus sich selbst heraus sehr unattraktiv ist, dass eine Heroistische Geschichtsschreibung für eine Identifikationsfindung attraktiver erscheint. Davon nähren sich radikale Strömungen, z.B. Bozkurts. Sie bieten eine „rundrum-Identität“ samt Gryndungsmythos(vgl. Grauer Wolf u. Kapitolinische Wölfin) an, in völkisch-abgrenzender Weise. Und naja… Neonazis und vorgeblich „demokratische“ rechte pflegen ja ihre eigene, Historistische Parallelgeschichtsschreibung. Ebenso völkisch abgrenzend. Das sind jedoch extreme Gruppen, die allerdings durch lauten Populismus einen Einfluss auf die Politik konservativer(in Deutschland) und kemalistischer(in der Türkei) Strömungen nehmen können.

      Ich bin übrigens kein Freund davon, einen Staat mit einem Konzern zu vergleichen, auch wenn das wohl die politisch korrekte Betrachtungsweise ist. Konzerne sind jedoch Maschinen, die (Systembedingt) nach Macht- und Monopolausweitung streben. Bei Staaten, die dieses Wirtschaftssystem zum All-Gesellschaftlichen Fakt erheben, kann dies auf Dauer in kriegerische Auseinandersetzungen münden(Der Verdrängungswettbewerb am Markt macht’s vor). Zudem ist man als Individuum oder als „Abteilung“ in Konzernen, die nun einmal nach dem Führerprinzip(und nicht etwa demokratisch) organisiert sind, zum Gehorsam verpflichtet. In sofern ein sehr hinkender Vergleich, denn natürlich fällt so jeder Arbeitnehmer auf und wird belächelt, der die Arbeitsprozesse ändern will. Ich bin überhaupt kein Freund von verfremdenden Vergleichen komplexer Sachverhalte, folge daher damit verknüpften Schlussfolgerungen nicht, sondern betrachte sie für sich stehend kritisch.

      „Man muss – will man sich ehrlich in ein neues Land und Volk integrieren – zweifellos einiges ablegen, das zur persönlichen Identität im ursprünglichen Herkunftsland gehört hat.“

      Das nicht unbedingt. Wenn man frisch zugewandert ist, bringt man seine komplette Identität mit, und kann nicht einfach einen Teil davon an der Pforte abgeben. Wie sollte das auch gehen? Man sollte jedoch, wenn man hier auf Dauer leben möchte, einiges tun, klar. Man sollte sich zum Beispiel möglichst befähigen, auf sich allein gestellt in der Landessprache in einem X-beliebigen Dorf in Bayern zurechtzukommen. Man sollte auch, und das ist sehr wichtig, Verhaltensweisen ablegen, die im allgemeinen als Ungerecht empfunden werden. Ein Beispiel wäre sicher ein oft gebrachtes Thema, nämlich die Freiheit der Töchter, die Freizeit selbst zu gestalten(manche werden extrem stark an den Haushalt gebunden), ein anderes Beispiel wäre die Schulpflicht. Jemand, der aus einer Gegend kommt, in der es keine Schulpflicht gibt, muss(!) seine Kinder in Deutschland trotzdem zur Schule schicken. Macht er es nicht, schadet er dem Kind, und rechtlich gesehen kann er auch in Schwierigkeiten kommen. Und in der Schule beginnt für Kinder und Jugendliche der wesentliche Teil der Integration. Dort entscheidet sich, wie gut sie in der Gesellschaft ankommen und angenommen werden.

      „Anpassen und integrieren heißt nicht, die eigene Identität aufzugeben. Aber es bedeutet, die sensibelsten Bereiche des Gastlandes zu akzeptieren, zu respektieren und unangetastet zu lassen. Und genau das müssen wir von unseren ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ( islamischer Kultutrkreis ) erwarten und verlangen.“

      Genau das wird ja überall verlangt, und auch gebracht. Seit etlichen Jahren bittet beispielsweise niemand mehr um Verständnis für drakonische Strafen, wie die Handamputation bei mehrfachem Diebstahl. Menschen aus der Türkei sowieso nicht, außer ein paar Sadisten vielleicht. In den 1970ern gab es noch Interviews im Spiegel mit Leuten, welche die „Vorzüge“ solcher Strafen erläuterten. Solche Leute werden heute im Gegensatz zu früher Islamisten genannt.

      Oder welche sensiblen Bereiche meinen Sie denn sonst noch?

      „Kann aber ein Muslim, der die abendländische Leitkultur bejaht, noch als wirklicher Muslim gelten?“

      Was genau ist denn eine abendländische Leitkultur? Dieser Begriff muss erst einmal genau definiert werden, Vorher bejahe auch ich sie nicht, und ich bin kein Moslem.

      „Ist ihm zuzumuten, sich einen aufgeklärten oder liberalen Islam zu Eigen zu machen?“

      Da gibt es nichts zuzumuten. Man muss sich nur mal umsehen. Was man mehrheitlich vorfindet, sind aufgeklärte, oft auch abgeklärte Menschen. Viele sind auch gar nicht so Koranfixiert, wie es das Klischee sagt, sondern im Alltag außerordentlich weltlich orientierte Menschen. Mehr Sorgen bereiten mir Gangsta-Style-Klischees, die so einige ganz freiwillig annehmen – aber das ist schon wieder etwas typisch Deutsches.

      Ich denke, dass es Ihnen um eine Minderheit geht. Strömungen wie z.B. die Wahhabiten. Liege ich da richtig? Das ist ein eigenes, ganz komplexes Thema, und man sollte sie auch bei Überrepräsentanz im Internet nicht überbewerten. Es ist wirklich nur eine kleine Minderheit, deren Finanzquellen man vielleicht auch mal prüfen sollte.

  8. Kosmopolit sagt:

    Sorry, war keine Absicht.

  9. Krause sagt:

    ich schütte jetzt mal Asche über mein Haupt: Das selbst solche Menschen diskriminiert werden, ist eine Schande für Deutschland. Da muß sich wirklich dringend etwas ändern.

    http://www.derwesten.de/nachrichten/2009/11/17/news-141168602/detail.html

    • Mehmet sagt:

      Hut ab! Das rechne Ich Ihnen hoch an ;)

    • markus hill sagt:

      Solche Artikel zeigen doch eigentlich, worum es da geht. In den Foren hier reiben sich oft Leute aneinander, die eigentlich in ihrer Kritik ganz andere Leute meinen.:-)
      Natürlich sind solche Artikel genau die, von denen es viel mehr geben sollte. Das Übrige in der Wahrnehmung (positiv) geschieht oft durch persönliche Kontakte. (Die „Problemgruppen“ werden jetzt ja auch nicht mehr in der Presse verschwiegen, von daher kann viel Positives durchaus ein willkommener Kontrast sein – der Faktor Zeit spielt halt immer noch eine Rolle beim Wandel vom einseitigigen Problemfoukus zum Signal „Viele sind in Deutschland gut angekommen!“:-)

  10. municipal sagt:

    Ich möchte dieses Thema nochmals nach vorne holen. Grund ist ein ganzseitiger Artikel heute in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, die nun nicht gerade als rechtslastig bekannt ist.

    Es geht um Berlin. Es geht um Integration. Und es wird schonungslos darüber gesprochen.

    Nicht nur von Bürgermeister Buschkowsky oder der Richterin Heisig. Oder der Schulleiterin Frau Busse die sagt

    Zitat

    „Weichspülprogramm“, sagt Frau Busse. „Ich hab es so satt, das Gelaber“, sagt Frau Heisig. Beide wissen, dass es mancherorts schon zu spät ist und sich eine neue Mehrheitsgesellschaft gebildet hat, eine aggressive. Kirsten Heisig vernimmt ja viele Lehrer als Zeugen, und sie erfährt von Schuleingängen, durch die keine deutschen Schüler mehr dürfen, nur muslimische, die Mehrheit sorgt dafür, so wie sie dafür sorgt, dass nur sie bestimmte Toiletten benutzen darf; und Kirsten Heisig erfährt von deutschen Schülern, die keine Salami mehr auf ihre Brote wollen, denn in der Salami ist Schweinefleisch, und das kommt gar nicht gut in diesem Umfeld.
    Zitat Ende

    Sie sagen WIEDER NUR DEUTSCHE, die alle übertreiben, die rassistisch sind ?

    Oh nein.

    Zitat

    Und noch jemand ist nicht weit weg von Sarrazin, er erwähnt sogar von selber den wegen missliebiger Äußerungen kritisierten Bundesbanker, er sagt, „vielleicht fünf bis zehn Sätze zu viel hat Sarrazin gesprochen, aber grundsätzlich trifft seine Analyse zu“, und dieser Jemand heißt Mustafa Akcay und ist stellvertretender Vorsitzender des Türkisch-Deutschen Zentrums in Berlin.
    Zitat Ende

    http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/491357

    Bitte lesen Sie diesen ausführlichen Artikel, Selten wurde so offen und schonungslos über dieses Thema gesprochen.

    Ich würde mich auch über eine Stellungnahme von MIGAZIN/Herrn Senol sehr freuen.

    • NDM sagt:

      Was möchten Sie damit eigentlich sagen? Warum schon wieder Sarrazin? Der Typ hat einen […], um es mal mit seinem Niveau auszudrücken. Ich muss niemanden anerkennen, der sich dermaßen abfällig gegen über Personengruppen verhält.

      Buschkowsky mag ich. Wenn er Kritik übt, dann nicht aus einer angeekelten Abneigung heraus, wie Sarrazin. In einem seiner Sätze hat es Buschkowsky auf den Punkt gebracht wird: „Die Eltern sind mir schnuppe. Ich will, dass die Kinder eine Chance außerhalb des Milieus kriegen.“

      Sarrazin will diese Kinder leber aus Berlin herauskriegen, Buschkowski will sie aus der Unterschicht rauskriegen. Ich persönlich würde diese Familien am liebsten komplett aus den Sozialbaughettos herauskriegen, und hätte solche menschenverachtenden Sozialsiedlungen in dieser Form nie zugelassen. Ich würde die Wohnungsvermittlung viel stärker regulieren, Deutschlandweit. Bei HartzIV- Wohnkostenberechnung darf es nicht darum gehen, dass die Wohnung möglichst billig ist, denn so schiebt man alle armen in ein Ghetto ab. Es müsste darum, gehen, wie viele ALG2-Empfänger sonst noch in der Gegend leben. Jede Stadt, jeder Bezirk und jedes Dorf bräuchte seine eigene Unterschichtenquote, denn so sind die entsprechenden Familien – und vor allem die Kinder – dem entsprechenden Integrationsdruck der Mehrheit ausgesetzt – im Sinne des in diesem Artikel beschriebenen.

      HartzIV-Empfänger sollten, wenn es nach mir ginge, keinesfalls dort eine günstige Wohnung bekommen können, wo es bereits eine nennenswerte Konzentration an „Unterschichtsfamilien“ gibt. Wie sollen die Kinder denn etwas anderes als HartzIV kennenlernen, wenn es in ihrer Umgebung nur HartzIV-Empfänger gibt? Wie ich in einem anderen Kommentar anmerkte: je nach Mehrheitsverhältnissen integriert man sich als einzelner tendenziell eher in die Mehrheit. HartzIV wird so zur regionalen gesellschaftlichen Normalität. Diese Familien müssen genau dort untergebracht werden, wo genau die Menschen leben, die über sogenannte „Parallelgesellschaften“ meckern. Auch die haben mit dafür zu sorgen, dass sich das ändert. Nicht mit einem „Iih, Hartzvierer! Raus!“, sondern mit einem klaren: „Rein! In unsere Mitte!“ – und da ist es mir, um Buschowskys Wortwahl zu nutzen, völlig Schnuppe, wenn die „Besserverdienerviertel“ dadurch ein wenig abgewertet werden. Es geht dabei nämlich um wichtigeres, als kurzfristig um den Geldbeutel der „Mittel- und Oberschicht“, sondern darum, ob sich zukünftige Generationen von der Brust von „Mama Staat“ ernähren, oder ob sie auf eigenen Beinen stehen können – und damit geht es langfristig doch um den Geldbeutel der Gut- und Besserverdienenden.

      Ich weiß, dass sich das ein wenig mit Art. 11 GG ( http://dejure.org/gesetze/GG/11.html ) beißt, jedoch geht es hierbei um den – Zitat Art.11GG: „Schutz der Jugend vor Verwahrlosung“ – und in einer Gegend, in der die „Unterschicht“ die Mehrheit stellt, sind Jugendliche meiner Haltung nach der Verwahrlosung direkt ausgesetzt.

      Übrigens ist dies ein Offtopic-Thema, das eher in folgenden Artikel passen würde:
      http://www.migazin.de/2009/10/21/migranteneltern-verhindern-integration-ihrer-kinder/

      MfG

      • municipal sagt:

        @NDM

        Was ich damit sagen will ? Das diese Probleme in den archaischen Vorstellungen dieser Menschen begründet sind, die sie mit ihrer Religion als richtgig begründen, genau wie es in dem von Ihnen verlinkten Beitrag beschriben ist:

        Zitat

        „Die Familien kommen aus Kulturkreisen mit einem Werte- und Sozialisationsgerüst, das von unseren mitteleuropäischen Zivilisationsnormen weit entfernt ist. Der Überlebenskampf, spartanische Existenzgrundlagen, Familienriten, Geschlechterrollen, Gewalt als Herrschafts- und Kommunikationsform haben sie in ihren Herkunftsländern geprägt. Und hier versuchen sie nun, ihr bisheriges Leben hinter verschlossenen Türen zu konservieren. Sie sind nie wirklich angekommen und, was viel schlimmer ist, durch die tradierten Erziehungsmuster verhindern sie die Integration ihrer Kinder“, so Buschkoswsky.

        Zitat Ende

        Es gibt ABSOLUT einen kausalen Zusammenhang von Verhalten und Religion. Wenn Sie dann noch von den Verbänden (und z.B. Herrn Erdogan) in ihrem FESTHALTEN bestärkt werden, muß man sich nicht wundern.

        Und hier komme ich zu meiner Kernaussage: Wir wären mit der Integration dieser Menschen mit Sicherheit weiter, wenn wir das Fördern und FORDERN-Prinzip konsequent verfolgt hätten, und den Verbänden nicht diesen politischen Stellenwert eingeräumt hätten, den DIE wirken eher konservierend, denn die sagen diesen Menschen, „Du mußt immer Türke bleiben, die Türkei ist Deine Heimat“.Und Ihre angemahnte Veränderung des Wohnorts/Bezirks ist da eher sekundär.

        Extremer ist es noch bei den Migranten aus dem arabischen Raum:

        Zitat
        Es kamen nur Vertreter jener Verbände und abweisende Väter. „Einer schwang seine Gebetskette vor meiner Nase und sagte, ich habe elf Kinder, und meine Töchter sind meine Ehre, sie sollen gute Hausfrauen und Mütter werden und brauchen keinen Schulabschluss – nur um mir das mitzuteilen, war der erschienen.“
        Zitat Ende

        Zitat

        Es kamen nur Vertreter jener Verbände und abweisende Väter. „Einer schwang seine Gebetskette vor meiner Nase und sagte, ich habe elf Kinder, und meine Töchter sind meine Ehre, sie sollen gute Hausfrauen und Mütter werden und brauchen keinen Schulabschluss – nur um mir das mitzuteilen, war der erschienen.“

        Zitat Ende

        Un Sie sagen jetzt, ja das sind halt die Brennpunkte in Berlin und den Großstädten…….

        Nur zum Teil

        Zitat

        Buschkowsky hat bei dem Kongress, dem mit den Hostessen, natürlich die Tür geöffnet und gesprochen, dazu war er ja eingeladen worden. Wie immer tat er es schonungslos kritisch, und als er fertig war, sind ein paar Kreisfunktionäre der SPD aufgestanden und haben sich von der Seele geredet, wie es bei ihnen ist, in Augsburg, in Wesel. Genauso wie in Neukölln, nur eine Nummer kleiner eben.

        Die Erkenntnis war nicht unbedingt neu für ihn, er fand es nur ganz nett, dass jetzt andere damit herausgerückt waren.

        Zitat Ende

        Haben Sie den Artikel überhaupt komplett gelesen, NDM ?

        • NDM sagt:

          Ich habe den Artikel gelesen, und ich habe auch Sarrazins unsägliche Auslassungen gelesen. Zwischen beiden besteht ein himmelweiter Unterschied, und zwar der, den ich angemerkt hatte. Die Motivation unterscheidet sich, und die „Lösungs“ansätze unterscheiden sich. Gruppen, die Sarrazin loswerden möchte, will Buschkowsky aufwerten, durchaus auch durch Ausübung von staatlicher Autorität. Ich bin eher dafür, Sachzwänge dahingehend zu manipulieren, dass eine Einbindung in die Gesellschaft ganz von alleine geschieht, s.o.

          Von Religion sprechen übrigens beide nicht – darauf lasse auch ich mich in diesem Zusammenhang nicht ein, weil es erfahrungsgemäß nichts zur Sache beiträgt, wenn man sich gegenseitig Suren, Hadithe und Rechtsgutachten um die Ohren wirft.

    • Markus Hill sagt:

      Zitat/Artikel, der „Bürgermeister“:
      „Diese Kinder“, sagt er, „sind nicht dümmer als die sieben Kilometer weiter im Süden. Aber es macht zu Hause niemand etwas mit ihnen. In der deutschen Unterschicht schickt die Mutter das Kind mit den Hausaufgaben zum Vater, und der Vater schnauzt, ich gucke Fußball, zieh ab. In der migrantischen Unterschicht beherrschen die Eltern die deutsche Sprache schlecht oder gar nicht. Manchmal ist es den Kindern sogar verboten, Deutsch zu sprechen, eben weil die Eltern es nicht verstehen und Angst haben, die Kinder reden über sie. Im Grunde haben wir, und jetzt sage ich wieder so einen Satz, auf den sich alle stürzen werden, nur eine Chance: Wir müssen die Kinder dieses Milieus gegen ihre Eltern erziehen. Die Eltern sind mir schnuppe. Ich will, dass die Kinder eine Chance außerhalb des Milieus kriegen.“
      Bevor man solche Ansätze verurteilt, sollten Sie zumindest einmal getestet werden. Diese Leute haben jetzt mehrere Generationen Zeit gehabt, das Problem ist wohl von Generation zu Generation weitergegeben worden. (Der Ansatz erscheint übrigens auch nationalitätsübergreifend zumindest einer Prüfung wert).