Angela Merkel

Ich werde die Bundeskanzlerin aller Deutschen sein

Gut eine Stunde nach den ersten Hochrechnungen trat Bundeskanzlerin Angela Merkel triumphierend vor die Anhänger und sagte, ihr Wahlziel sei erreicht; es gebe eine stabile Mehrheit für Schwarz-Gelb. „Ich möchte aber auch sagen, ich werde die Bundeskanzlerin aller Deutschen sein.“

Montag, 28.09.2009, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 13:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

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Ausdrücklich dankte die Bundeskanzlerin den Wählerinnen und Wählern für ihre Stimme. In der kommenden Legislaturperiode werde sie hart dafür arbeiten, dass es unserem Land besser gehe. „Unser Anspruch heißt: Wir wollen Volkspartei bleiben, auch im 21. Jahrhundert“, sagte Merkel weiter. Die CDU wolle die große Volkspartei der Mitte bleiben, die sowohl die Interessen der Arbeitnehmer wie der Unternehmer vertrete.

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FDP gewinnt, SPD verliert
Kurz nach der Rede Merkels trat auch FDP-Parteichef Guido Westerwelle vor die Mikrofone, bedankte sich bei seinen Anhängern und zeigte sich bereit, „Verantwortung für Deutschland“ zu übernehmen. Mit einem Plus von 4,8 Punkten erreichten die Liberalen ihr bisher bestes Wahlergebnis von 14,6 Prozent. Gestärkt kündigte Westerwelle an, dass  er für ein „faires Steuersystem“, bessere Bildungschancen eintreten wolle und „dass die Bürgerrechte endlich wieder respektiert werden“.

Der große Verlierer des Abends war die SPD. Sie fuhr ihr bisher schlechtestes Ergebnis ein (23,1 Prozent) und verlor mehr als 11 Punkte im Vergleich zu den Wahlen im Jahre 2005 (34,2 Prozent) ein. Eine „bittere Niederlage“ gestand SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier ein. Nun wolle er als Oppositionsführer in den Bundestag ziehen.

Das neue Fünf-Parteiensystem
Die ersten Worte Oskar Lafontaines nach der Wahl gingen in Richtung SPD: Mit 12,5 Prozent im Rücken erklärte er seinen ehemaligen Genossen ihr katastrophales Abschneiden: Militäreinsatz und Sozialabbau seien Grund für den „Niedergang der SPD“. Die Linke sei „die Partei, die jetzt darauf drängen wird, dass der Sozialstaat wiederhergestellt wird“. Gregor Gysi hingegen schimpfte und zeigte sich, trotz des guten Abschneidens, enttäuscht: „Es ärgert mich, dass nun Union und FDP regieren werden“.

Gemischte Gefühle verspürte man im Lager der Grünen. „Wir nehmen diese Herausforderung an“, sagte Spitzenkandidatin Renate Künast während Jürgen Trittin eingestand, das Ziel Schwarz-Gelb zu verhindern verfehlt zu haben. Grünen-Parteichef Cem Özdemir, der knapp den Einzug in den Bundestag verpasste, zeigte nach vorne. 2013 wolle er rein in die Regierung. Wie das gehen soll, erklärte Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann: „Die Ausschließeritis muss ein Ende haben“, sagt er. Man müsse sich in diesem Fünf-Parteien-System künftig offener gegenüber neuen Koalitionen zeigen. Politik Videos

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  1. elimu sagt:

    Wenn man jetzt ganz böse ist…. „Ich werde die Bundeskanzlerin aller DEUTSCHEN sein“ ??!!
    Hmm.. na gut. Warum nicht „aller in Deutschland lebenden BÜRGER“ oder so ähnlich? Aber man ist ja aufgeregt… da muss man halt drüber hinwegschauen können :)

    • Johanna sagt:

      Was ist an Frau Merkels Satz auszusetzen.

      Sie ist die Bundeskanzlerin *aller Deutschen*.

    • Krischan Piepengruen sagt:

      Weil wir – oh Überraschung – ein Grundgesetz haben, in dem – oh weitere Überraschung – von Deutschland und von den Deutschen die Rede ist. Und nicht von “aller in Deutschland lebenden BÜRGER” .
      Tcha – wer hätte das gedacht!

      • Krause sagt:

        .. und wir laden die in „Deutschland lebenden BÜRGER“ ja sogar ein Deutsche zu werden. Wer aber lieber stolzer Türke bleibt, kann sich gerne an Herrn Erdogan wenden – aber bitte dann in der Türkei.

      • Selçuk sagt:

        In diesem Grundgesetzt ist nicht NUR von den Deutschen die Rede und das ist auch gut so!

    • elimu sagt:

      stellt euch mal nicht so an… Was tun denn jetzt alle auf einmal so beleidigt?? Wie die kleinen Blagen… jetzt ma ehrlich… so toll ist die Merkel nun auch wieder nicht. Auf jeden Fall hab ich Sie nicht gewählt! Außerdem kann ich Sie kritisieren so wie ich es will… Vor allem, wenn Ihr schon vom Grundgesetz bzw. von der Meinungsfreiheit gehört habt, müsste es euch nicht weiter stören, oder?? Das einzig Gute an Frau Merkel ist, dass sie eine FRAU ist.. ansonsten kann ich nichts mit ihr verbinden.

      Also solche Sch…ss Kommentare hätte ich jetzt echt nicht erwartet, sorry…. Kindergarten sag ich nur. Diese ewige Duselei, von wegen „Wer aber lieber stolzer Türke bleibt, kann sich gerne an Herrn Erdogan wenden – aber bitte dann in der Türkei.“ kann ich nicht mehr nachvollziehen… Es geht hier einzig und allein um Deutschland und um Frau Merkel….

      • GuntherG sagt:

        Am Schluss doch noch bemerkt das der erste Post am Thema vorbeiging?
        Wie sie auch richtig in Ihrem letzten Satz bemerkten ging es hier um die Bundestags Wahl!
        Diese Wahl ist dem Deutschen Wahlberechtigten vorbehalten, und das ist auch gut so.
        Wenn es jemanden stört hat jeder das Recht sich in deutschland einbürgern zu lassen, insofern keine rechtlichen Belange dagegen sprechen. Ansonsten steht es auch deutlich über dem Eingang zum Bundestag: „Dem Deutschen Volke“.
        Und solange das GG in Deutschland gilt wird da nicht stehen : Den Bürgern die sich gerade in/auf deutschen Staatsgebiet aufhalten.

  2. BiKer sagt:

    und wieso hat dann die bundeskanzlerin aller deutschen, angela merkel, nach der rede erdogans in der kölnarena zu den türken gesagt: „ich bin auch eure bundeskanzlerin“. war das verfassungswidrig weil es nicht in der verfassung stand? war das falsch? war das verkehrt? bitte antworten!

    • Krischan Piepengruen sagt:

      Hallo Biker,

      wenn ich sage, was sie zu Erdogans Rede hätte sagen sollen, würde das hier im migazin sofort gelöscht, es wäre denn, hier gälte das Grundgesetz, Artikel 5:

      „(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

      • BiKer sagt:

        ich habe konkrete fragen gestellt! sie reden sich raus. wieso hat dann frau merkel damals gesagt, dass sie auch die bundeskanzlerin der türken ist? nix mit, wenn ich schreiben würde, was sie hätte sagen müssen etc…. nein! wieso hat dann die – heute – bundeskanzlerin aller deutschen – damals so etwas gesagt? art. 5 gg hat hier nichts verloren!

        mich stört ihre aussage von früher wie die von gestern nicht im geringsten. mich stört, es, wenn leute wie sie daherkommen und uns von oben herab etwas zu erklären versuchen, was einfach nur dumm ist. antworten sie lieber auf meine fragen von oben!

      • Ozan sagt:

        zu, piepengrün…

        Sprich dich aus, heißt es seit seit Jahrzehnten in der Bravo…Hier wird keiner aufgrund seiner Meinung gesperrt, solange sie sich im Rahmen des GG bewegt…

      • Selçuk sagt:

        Warum antworten Sie denn nicht auf die Frage von BiKer?

  3. Boli sagt:

    So etwas wie Erdogans Rede in Köln darf auf deutschem Boden nie wieder vorkommen!!

    Mag schon sein das Frau Merkel zu denen in Köln gesagt hat das Sie auch deren Bundeskanzlerin ist. Ich bezweifle nur, das es ihr abgenommen wurde da sie keine türkischen Interessen vertritt.

    • Markus Hill sagt:

      Ich glaube, beim dem Auftritt in Köln entstand der Eindruck bei Frau Merkel, dass türkische Politiker bestimmen möchten, wie die Bundesrepublik ihre Einwanderungspolitik („Assimilation“ etc. ,d.h. im Interesse der BRD und der Mehrheit der Wähler) zu gestalten hat. Um da sozusagen „klar Kante“ zu zeigen, hat Sie wohl gesagt, dass Sie da noch für die Bewohner dieses Landes ein Wort mit zu sprechen hat. Wahrscheinlich empfand sie einige der Äusserungen auf der Veranstaltung als anmassend bzw. kontra-produktiv ggü. den Interessen der deutschen Wähler. Das war, so glaube ich, der Zusammenhang in diesem Falle. Natürlich ist Sie nicht die Kanzlerin der nicht-wahlberechtigten Ausländer, aber als deutsche Kanzlerin für das ganze Land verantwortlich – dazu gehört auch die Integrationspolitik (sofern von ihr beeinflussbar). Vielleicht kam die Äusserung etwas missverständlich an.

      • Selçuk sagt:

        „Wahrscheinlich empfand sie einige der Äusserungen auf der Veranstaltung als anmassend bzw. kontra-produktiv ggü. den Interessen der deutschen Wähler.“

        Können Sie konkrete Beispiele geben? Welche Äußerungen sind gemeint?

        • Markus Hill sagt:

          Ein Beispiel, um nicht die ganze Rede (Zitat: Süddeutsche) in Einzelstücke zu zerpflücken:
          „Denn Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie sollten sich dessen bewusst sein. Wir müssen jedoch auch Folgendes zur Kenntnis nehmen: Sie können sich im heutigen Deutschland, in Europa von heute, in der heutigen Welt, nicht mehr als „der Andere“, als derjenige, der nur vorübergehend hier ist, betrachten, Sie dürfen sich nicht so betrachten.“
          Absolut ein Streitpunkt, Offenheit für Interpretationen ist gegeben. Wohlwollende können hier viel „Gutes“/Konstruktives reinlesen, kritisch eingestellte Leute können sich in der der Warhnehmung auf die „Verbrechens-Formulierung“ beziehen. Deshalb ziehen die Medien aus solchen Statements ja ihren Honig.

    • Selçuk sagt:

      Wissen Sie denn überhaupt, was Erdoğan in seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat?

      • Markus Hill sagt:

        Haben Sie ÜBERHAUPT (Was ist das für ein Diskussionsstil von Ihnen?) meine Äusserung richtig gelesen?
        Wenn seine Äusserungen allzu schwer zu verstehen gewesen, wäre auch ein Kommentar sehr schwer gewesen. Sie waren aber verständlich
        ABER: Wir haben hier davon gesprochen, wie verschiedene Leute diese Äusserungen – von E. und von M.(über viele deutsche Medien dargestellt) – vielleicht haben verstehen können. Das war der Bezug. Wir befinden uns im Bereich der Interpretation einer Ansprache. In der Mehrzahl der Fälle kommt es da zu ganz unterschiedlichen Auslegungen der Äusserungen – da kann man oft auch nicht von richtigem oder falschem Verständnis sprechen. Der Sender hat die Botschaft so dargestellt, dass viele Empfänger unterschiedliche Vorstellungen darüber entwickelt haben. Genau deshalb kommt es doch überhaupt zu solchen Statements von deutscher Seite. Ich habe bewusst geschrieben, dass die Äusserung (Beispiel: E. Anmerkungen über sein Verständnis von Assimilation etc.) von Merkel so gemeint werden KÖNNTE. In der Absicht, dass das vielleicht ein Angebot für eine Form der Deutung sein KÖNNTE. Damit man vielleicht auch von anderer Seite versteht, warum manche Leute (vielleicht auch übertrieben?) empört bzw. emotional aufgebracht sind.

        • Markus Hill sagt:

          PS: Um kurz noch etwas zu unterstreichen – Vermutungen/Spekulationen (dass hätten Sie gerne in Sachdiskussionen ausgeklammert gehabt, Statement an anderer Stelle) gehören durch aus in einen sachlichen Diskurs. So etwas wie „überhaupt“ würde ich da als wesentlich sachfremder in einem Dialog interpretieren. Erscheint auch als sehr unhöflich, nicht sehr wertschätzend. Vielleicht ist das einfach nur Ihrer Aufmerksamkeit entgangen.

          • Selçuk sagt:

            Lieber Markus,

            ich habe wirklich keine Lust mit Ihnen so eine Diskussion zu führen. Gucken Sie bitte genauer hin, dann werden Sie sehen, dass meine Frage nicht an Sie gerichtet war.

            Nun zu der Rede von Erdogan.
            „Der Sender hat die Botschaft so dargestellt, dass viele Empfänger unterschiedliche Vorstellungen darüber entwickelt haben. Genau deshalb kommt es doch überhaupt zu solchen Statements von deutscher Seite.“
            Dann haben Sie als Empfänger nicht genau hingehört. Sie müssen die gesamte Rede in Betracht ziehen, nicht nur einen Absatz.

            Er sagt:
            „Ich verstehe die Sensibilität, die sie gegenüber Assimilation zeigen, sehr gut. Niemand kann von Ihnen erwarten, Assimilation zu tolerieren. Niemand kann von Ihnen erwarten, dass Sie sich einer Assimilation unterwerfen.
            Denn Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie sollten sich dessen bewusst sein.“
            +
            „Wir müssen jedoch auch Folgendes zur Kenntnis nehmen: Sie können sich im
            heutigen Deutschland, in Europa von heute, in der heutigen Welt, nicht mehr als „der Andere“, als derjenige, der nur vorübergehend hier ist, betrachten, Sie dürfen sich nicht so betrachten.“
            +
            „Schauen Sie, viele unserer Kinder hier lernen im frühen Alter keine Fremdsprachen. Diese Kinder werden mit Deutsch erst dann konfrontiert, wenn sie mit dem Schulbesuch beginnen. Und das führt dazu, dass diese Kinder im Vergleich zu den anderen Schülern, die Schullaufbahn mit einem Nachteil von 1 – 0 beginnen müssen. Doch würde es für Sie und für Ihre Kinder in jeder Hinsicht vorteilhaft sein, wenn Sie die Möglichkeiten maximal ausschöpfen, die das hiesige gute Schulsystem Ihnen bietet. Sie werden einen Beruf ausüben, Sie werden öffentliche Dienste in Anspruch nehmen. Wenn Sie die Sprache des jeweiligen Landes nicht beherrschen, nicht lernen, so fallen Sie unweigerlich in eine Situation der Benachteiligung.“
            +
            „Weiter: Jahrelang hat eine Haltung vorgeherrscht, die durch eine Distanz gegenüber der Politik in diesem Lande, gegenüber der Außenpolitik, der Innenpolitik, der Sozialpolitik charakterisiert war. Doch sollte die türkische Gemeinschaft mit ihren drei Millionen Menschen in der Lage sein, in der deutschen politischen Landschaft einen Einfluss auszuüben, Wirkungen zu erzielen.
            Warum sollten wir nicht in Deutschland, in den Niederlanden, in Belgien, in den anderen Ländern Europas auch Bürgermeister haben? Warum sollten wir keine Vetreter und Gruppen in den politischen Parteien haben? Warum sollten wir in dem deutschen Parlament, in dem EU-Parlament nicht noch mehr Vertreter haben? Warum sollten unsere Ansichten bei der Formulierung der Sozialpolitik der Länder, in denen wir leben, nicht zur Kenntnis genommen werden?“
            =
            Das alles in Betracht gezogen, heißt es für mich: INTEGRIERT EUCH! Seid ein Teil der Gesellschaft: Sehr euch nicht als „der Andere“ an + Lernt die Sprache, bringt sie euren Kindern bei + Bringt euch in die Politik mit ein.

            Die „Kritiker“ ziehen einen Satz aus der gesamten Rede heraus, interpretieren ihn nach Lust und Laune. So einfach ist das nicht! Sie müssen schon verstehen wollen, was Ihr Gegenüber eigentlich sagt. Der Begriff „Assimilation“ kann unterschiedlich verstanden werden. Nur wenn man sich seine gesamte Rede anguckt, wird deutlich, was er mit Assimilation eigentlich gemeint hat.

            • Markus Hill sagt:

              Sorry. Die Antwort von Ihnen ist erhellend. Schön, dass Sie geantwortet haben: Dann haben Sie meinen Einwand nicht richtig verstanden. Sie haben nach einem oder mehreren Beispielen gefragt. Ich habe oben eines zur Arbeitsreduzierung angeführt, um beispielhaft darzustellen, dass Dinge unterschiedlich von unterschiedlichen Lesern verstanden werden könnten. (Die Rede hatte ich damals ganz gelesen. Deshalb habe ich auch geschrieben, dass sich vielleicht einige etwas zu sehr empören – auch vor dem Hintergrund der gekürzt darsgestellten Äusserungen).
              Natürlich widerspricht Ihre Aussage nicht der meinen. NATÜRLICH suchen sich die Leute Ausschnitte aus und beissen sich daran fest. Auch mit noch so viel scheinbar (!) rationaler Argumentation werden Sie aber die Botschaft, die bei den Leuten angekommen ist, nicht wegdiskutieren können. Sie machen im Prinzip das gleiche, was Sie den anderen Leuten vorwerfen. Und das war der Punkt, um den es oben (bei vielen Statements) gegangen ist: Jeder trifft da seine Auswahl und liest da etwas für sich in die Zeilen der Rede. Wenn Sie sich einmal genau die „Rhetorik“ der Rede ansehen (Wahlkampfauftritt, dass lesen Sie schon beim Intro), wird Ihnen das schon von selber klar.
              Es ist schön, dass Sie versuchen, die türkische Sicht des Redners zu interpretieren anhand von den von Ihnen ausgewählten Statements. Andere Interpreten der Rede werden sich andere Teile daraus nehmen. Allein aus Ihren Ausführungen/Deutungen entnehme ich, dass die Sicht über die Assimiltation natürlich auf der Gegenseite auch anders interpretiert wird (Beispiel: Politische Teilhabe: Was heisst das? Wählen können wollen, ohne Staatsbürger zu sein? Deutscher Staatsbürger zu sein, aber nach türkischen Vorgaben wählen? – Diese Diskussion hatten wir doch schon an anderer Stelle – die von Ihnen unterstellte Eindeutigkeit ist keinesfalls gegeben, natürlich ergibt sich da Diskussionsbedarf. Deshalb hatte man das geteilte Medienecho. Natürlich können Sie sich auf den Standpunkt stellen, dass alle anderen Leute „dumm“ sind und Reden nicht richtig verstehen. Das wäre sehr elitär von Ihnen gedacht, dass kann man dann ja als Meinung durchaus so stehen lassen).
              Ungeachtet (mit Bitte um Entschuldigung) des Adressaten: Das mit dem „überhaupt“ empfinde ich nach wie vor als unpassend gegenüber dem Gesprächspartner.

              • Selçuk sagt:

                Sie sagen, dass eine Eindeutigkeit keineswegs gegeben ist. Das ist Ihre Sicht und wahrscheinlich auch vieler anderer. Ich kann diese Sicht aber nicht teilen. Ich sehe zumindestens einen guten Willen in der Rede von Erdogan, was dieses Thema angeht. Ansonsten hat der Mann ja eh nur Werbung für sich und seine Partei gemacht.

                Wissen Sie, ich habe oft genug beobachten können, dass es Menschen gibt, die manche Dinge so verstehen, wie sie verstehen können und auch dass es Menschen gibt, die die Dinge so verstehen, wie sie sie verstehen WOLLEN. Der größte Dorn im Auge vielen Menschen war, meiner Meinung nach, dass es sich hierbei um den Ministerpräsidenten der Türkei handelte und dass sich eine sehr große Zahl von türkischen Mitbürgern an diesem Tag versammelt haben. Wenn ein Politiker einer anderen Nation eine solche Rede gehalten hätte, wäre die Empörung nicht so groß gewesen. Das ist nur meine eigene Meinung, die mich aber sehr traurig stimmt. Ich hoffe sehr, dass die Rede von Erdogan die Menschen, die er eigentlich angesprochen hat, in einer positiven Weise beeinflusst hat.

                „Natürlich können Sie sich auf den Standpunkt stellen, dass alle anderen Leute “dumm” sind und Reden nicht richtig verstehen.“
                Naja. Das dies nicht mein Standpunkt ist, müsste man eigentlich in meinem Kommentar sehen können.

                „Das mit dem “überhaupt” empfinde ich nach wie vor als unpassend gegenüber dem Gesprächspartner.“
                Sie lassen sich zu sehr daran stören.

                • Markus Hill sagt:

                  Den guten Willen habe ich in vielen Teilen der Rede auch so gesehen. Ich glaube, dass es halt wohl gegenwärtig schwer überbrückbare Gegensätze der Interessen gibt. Die Bundesregierung hat wohl keinerlei Interesse am Ausbau von grossen „Türkei-Bürgerinseln“, die Ihren politischen Einfluss auch ohne direktes Wählermandat in Deutschland ausbauen wollen. Man befürchtet wohl einfach noch mehr Konfliktpotentential. Die gegenwärtigen Erfahrungen mit der türkischen Einwanderung erscheint ihr wohl als ein warnendes Beispiel .Am optimalsten wäre wohl für die Regierung am Schluss, dass sich viele Leute einbürgern lassen und wie die anderen Bürger auch einfach Ihren poltischen Einfluss in regulären Wahlen ausüben. Noch besser wäre es, wenn diese Neubürger dann auch wirklich ihre Heimat,, zumindest in der Folgegeneration, hier sehen. Das hat nichts damit zu tun, dass man seine kulturellen Wurzeln etc. aufgeben muss.( Es ist Blödsinn, von einem Moslem den Verzehr von Schweinfleisch als Bestandteil einer Leitkultur vorzuschreiben – auch ist die türkische Sprache nicht verboten.:-).
                  Zumindest diese Punkte erscheinen in der Rede wohl nicht so eindeutig. Das ist vielleicht ein Grund der Medienkontroverse.
                  Richtig ist wohl auch, dass dann auch noch ein Türke hier so in Deutschland auftritt, dass war dann wohl nochmals Öl ins Feuer. Für manche Leute ist das schon pauschal gesehen ein Affront bzw. ein rotes Tuch. Die tägliche Berichterstattung über bestimmte Erfahrungen mit türkischer Migration hat da wohl zusätzlich eine Vorlage geleistet (Stammtisch-Tenor: „Bei den Ergebnissen, sollten die schon einmal etwas leiser auftreten. Erst keine Leistung bringen, aber dann hier mit Forderungen kommen!“).Da sind wir wieder beim Thema Befindlichkeiten und Emotion – auch den Deutschen kann man diese wohl kaum absprechen. Mit Ratio hat das nichts mehr zu tun.:-)

                • Markus Hill sagt:

                  Natürlich, der Kommentar klingt nicht „elitär“.
                  Die Leute, die bestimmte Dinge hören oder verstehen wollen, wird man in der Regel auch nicht durch Diskussion überzeugen können. Überzeugen ist aber auch oft zuviel verlangt, eigentlich reicht doch einfach nur einmal die Offenheit, sich die andere Seite zumindest anzuhören. Langfristig verändert sich dann häufig auch etwas die Denke. Und wenn es nur ist, dass man entdeckt, dass der andere nicht böse und verschlagen ist.:-)
                  Dann bin ich auch überhaupt nicht mehr so empfindlich.:-)

              • Markus Hill sagt:

                PS: Nicht, dass Sie meine Äusserung missverstehen – ich sage nicht, dass Ihre Interpretation der Worte aus der Rede falsch sein muss. Nur war mir damals sofort der „Wahlkampfcharakter“ der Rede aufgefallen, das ständig Ansprechen der Emotionen im Text, das bewusst „Vage“, aufgefallen. Da ist es fast zwangsläufig, dass da viele Leute viele Dinge hineininterpretieren.

  4. Derya sagt:

    Man sollte nicht unfair sein, und schon gar nicht naiv. Es glaubt doch wohl niemand hier ernsthaft, dass Angela Merkel mit dem Spruch wirklich nur die Deutschen-Deutschen meinte, oder? Ich glaube sie meint alle in Deutschland lebenden Menschen. Angela Merkel hat keinen schlechten Job gemacht in der letzten Amtsperiode, das muss man ihr lassen. Aber wirklich geprahlt hat sie auch nicht gerade, innenpolitisch schon mal überhaupt nicht. Sie konnte sich ganz gut während der EU-Ratspräsidentschaft und bei außenpolitischen Themen generell profilieren, aber das wars dann auch schon…

    Aus Sicht der Integrationspolitik hat Angela Merkel einige Dinge getan in der letzten Amtsperiode. Trotzdem kann man es niemanden mit Migrationshintergrund übel nehmen, dass er oder sie Angela Merkel nicht wählt. Manchmal frage ich mich, ob die CDU selber glaubt, was sie da so macht… Integrationskonferenzen und -gipfel, Integrationsbeauftragte und Islamkonferenzen und so weiter… Was bringen alle medial inszenierten Integrationsbemühungen, Aufrufe zur Einbürgerung u. Ä. wenn am Ende an der Parteibasis selber der Glaube an das fehlt, was da eigentlich proklamiert wird? In der CDU gibt es keine nennenswerten Politiker mit Migrationshintergrund, die in der Partei aufsteigen können. Man legt ihnen Steine in den Weg, sagt sie könnten die CDU nicht angemessen repräsentieren… Aus verschiedenen Gründen… Dies ist keine Anschuldigung, sondern eine Feststellung. Und eine Begründung dafür, warum Menschen mit Migrationshintergrund nicht die CDU wählen. Wir werden nicht erst durch die deutsche Staatsbürgerschaft zu Menschen erster Klasse emporgehoben. Wir waren es auch vorher schon… Wie jeder andere Deutsche auch.

  5. Derya sagt:

    @ Krause:

    ach ja und eine Sache noch: diese Argumentation von wegen „dann aber bitte in der Türkei“ ist etwas mager geworden… Wir machen hier keinen Urlaub, wir leben hier!

    • „Wir machen hier keinen Urlaub, wir leben hier!“

      Ein sehr schöner Standpunkt, den Sie treffend formuliert haben. Ich hoffe, Sie sind einverstanden, wenn ich Ihren Satz verwende, ohne aber zu vergessen, auf die Urheberin zu verweisen.

    • Krause sagt:

      @ Derya
      „Wir machen hier keinen Urlaub, wir leben hier! “

      Dagegen habe ich ja auch nichts. Ich habe aber etwas dagegen, wenn jemand hier lebt, kein Interesse an der deutschen Staatsangehörigkeit hat, aber trotzdem diesselben Rechte einfordert. In der Taz war kürzlich ein Artikel von Frau Sezgin, die tatsächlich forderte, dass Ausländer das Wahlrecht zur Bundestagswahl bekommen sollen. Hallo?? Geht’s noch??. Das gibt es in keinem Land der Welt.

      Das GG unterscheidet nun einmal zwischen Ausländern und Deutschen – wie jede andere Verfassung auf der Welt auch. Deutsche haben danach mehr Rechte als Ausländer, weil Sie ja auch mehr Pflichten haben. Wem das nicht paßt, kann gerne Deutscher werden.

      • Non-EU-Alien sagt:

        „Das GG unterscheidet nun einmal zwischen Ausländern und Deutschen – wie jede andere Verfassung auf der Welt auch. “

        –> Stimme Ihnen zu und finde ich auch total normal und nachvollziehbar. Was ich nicht nachvollziehbar finde ist, dass andere Gesetze, wie das Staatsangehörigkeitsgesetz, noch ein weitere Unterscheidung vornehmen. Es gibt dort Ausländer die aus einem EU Staat kommen und Ausländer die von außerhalb der EU kommen. Die ersten kriegen die doppelte Staatsangehörigkeit, die letzteren nicht. Und was steht im GG? Keiner darf auf Grund seiner Herkunft…blablabla…

  6. Marco Steckhan sagt:

    Sie ist lediglich die Bundeskanzlerin der 24,26% wahlberechtigten Deutschen!!! Dieser Wert ergibt sich aus der Wahlbeteiligung und dem Stimmenanteil der CDU/CSU. Nur jeder Vierte wollte diese Minderheitenkanzlerin!

  7. Derya Gül sagt:

    @ Kamuran Sezer:

    Na klar, kein Problem.

    @ Krause:

    Inwiefern haben denn Deutsche bitte mehr Pflichten als Ausländer???? Ist mir nicht klar…

    • Krause sagt:

      @ Derya

      Na zum Beispiel die Wehrpflicht.

      • elimu sagt:

        oder auch nicht :)

      • Markus Hill sagt:

        Ich würde da weniger die Wehrpflicht anführen. Ist einfach normal – die Leute gehören zum Land, bekennen sich dazu, hatten Vorfahren hier, haben eine gemeinsame Geschichte etc. – halt die Ursprungsbevölkerung. Wie in jedem anderen Land auch – sofern man sich auf den Rahmen des Nationalstaats einstellen kann und dieses Konstrukt als Legitimationsbasis akzeptiert. Das ist gegenwärtig noch konsensfähig.

        • Markus Hill sagt:

          PS: Am wichtigsten erscheint mir das Bekenntnis zum Gemeinwesen/Identifikation mit dem Staat. Wir reden hier oft über Migrationsthemen. Fühle ich mich hier wohl, möchte ein poltisch mitbestimmender Teil der Gesellschaft sein (inklusive Wahlrecht) und erfülle bestimmte Bedingungen, dann kann ich die Staatsbürgerschaft beantragen. Dann ist man Deutscher (egal, mit welchen Wurzeln, dass ist dann ein Teil der persönlichen Herkunftsgeschichte), hat den deutschen Pass und kann z. B. wählen etc.

  8. Derya Gül sagt:

    @ Krause:

    Eine in der Tat sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe.
    Das macht auch wirklich JEDER Deutsche und dann auch noch aus absolut freien Stücken…

    • Krause sagt:

      @ Derya Gül

      „Das macht auch wirklich JEDER Deutsche und dann auch noch aus absolut freien Stücken… “

      Na, das ist ja nun mal das Wesen der Pflicht, das man nicht immer entscheiden kann, ob man es machen will oder nicht. Im übrigen, Wehrdienstleist macht wirklich nicht jeder, dafür machen die meisten Männer aber Ersatzdienst – und der ist nun wirklich eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.

  9. Derya sagt:

    @ Krause:

    Also jetzt mal ganz ehrlich, bei der Argumentation, die du gebracht hast ist doch jetzt Wehrpflicht wirklich etwas wackelig, oder??? Als du Pflichten gesagt hast, dachte ich: jetzt kommt wirklich etwas, wogegen sich schwer argumentieren lässt. Aber die Wehrpflicht??
    Natürlich ist der Zivildienst wichtig und um einiges sinnvoller, als die Wehrpflicht….
    Aber das ist Ansichtssache, von daher ist es egal.

    Zum Thema Staatsbürgerschaft generell :
    ich finde, das Thema wird politisch überbewertet. Laut meinem Pass bin ich Deutsche und mache auch Gebrauch von den Rechten, die mir dadurch zustehen. Ich lebe in Deutschland und die Politik hier tangiert mich um einiges mehr, als die der Türkei. Das heißt aber nicht, dass die Politik in der Türkei mir egal ist oder dass ich mich nicht damit beschäftige, im Gegenteil. Doch ist vieles einfacher und praktischer, wenn man die deutsche Staatsbürgerschaft hat.
    Wenn mich jemand im Ausland fragt ob ich Deutsche bin, sage ich nein, ich bin Türkin und lebe in Deutschland. Und das ist genau der Punkt: ein Mensch der hier geboren und aufgewachsen ist und die deutsche Staatsbürgerschaft hat sagt noch immer nicht, dass er Deutscher ist. Das hat nichts mit Undankbarkeit zu tun, es ist das Gefühl das zählt.
    Integrationspolitik sollte die Mentalität in den Köpfen ALLER in Deutschland lebenden Menschen verändern, und da sollte man nicht bei der Staatsangehörigkeit auf dem Papier anfangen. Das sind nämlich Formalia.

  10. Selçuk sagt:

    Ich finde, dass es bei diesem Satz von Frau Merkel nichts zu bemängeln gibt. Sie ist ja auch in erster Linie die Kanzlerin der deutschen Staatsbürger. Natürlich hätte ich das schön gefunden, wenn sie mit ihrer Formulierung alle Bürger, einschließlich die ausländischen, von denen eine große Zahl fast ihr ganzes Leben in Deutschland gelebt haben und noch leben werden, angesprochen hätte. Das hat sie nicht, was aber in meinen Augen alles andere als tragisch ist. Mir ist nur wichtig, was für eine Politik sie nach den Wahlen macht und dass diese im Sinne aller Bürger dieses Landes ist.

    • elimu sagt:

      Na ja.. eigentlich war es nur eine kleine „Stichelei“ :) und siehe da…. alle flippen aus und haben etwas zu diskutieren. Ist doch auch schön :) Mission erfüllt :P