OECD-Bildungsbericht

Sechs, setzen!

Die Veröffentlichung des jährlichen OECD-Berichts „Bildung auf einen Blick“ wurde in Deutschland kontrovers diskutiert. Während die CDU nur Licht sieht und Schatten schönredet, bemängeln SDP, Grünen und die Linkspartei Ungerechtigkeit im Bildungssystem und fordern mehr Geld.

Mittwoch, 09.09.2009, 8:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 12:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Für Grünen-Bundesvorsitzenden, Cem Özdemir, ist die Note des OECD-Berichts klar: „Sechs, setzen! Würde die OECD Zeugnisse ausstellen, Deutschland müsste angesichts seiner bildungspolitischen Fehlerquote abermals die Klasse wiederholen. Nach vier Jahren Großer Koalition ist klar: Bildung war für diese Bundesregierung mitnichten ein ´zentrales Anliegen`, wie es im Koalitionsvertrag noch vollmundig verkündet worden war. Die Große Koalition verantwortet nicht nur die im internationalen Vergleich viel zu geringe Zahl an Studienanfängern und Hochschulabsolventen. Auch die Ausgaben für Bildung sind immer noch unterdurchschnittlich – und sogar weiter rückläufig.“

Der Fehlerkeim des Bildungssystems stecke in dessen sozialer Selektion. „Arbeiter- und Migrantenkinder werden von Beginn an benachteiligt. Potenzielle Studierende werden durch zu wenige und zu schlecht finanzierte Studienplätze, die zum Teil über Studiengebühren vergütet werden müssen, von den Hochschulen ferngehalten. Es ist eine Katastrophe für die Zukunft unseres Landes, wenn von 100 Akademikerkindern 83 an die Hochschule gelangen, das jedoch nur 23 Kinder aus Arbeiterfamilien schaffen. Hinzu kommt, dass fast jeder zweite Abiturient aus einer Arbeiterfamilie den Weg an die Universität von vornherein scheut“, so Özdemir.

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Sozial ungerecht
Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Christel Humme sieht es, ähnlich wie Cem Özdemir und attestiert, dass das deutsche Bildungssystem nicht nur sozial ungerecht, sondern auch erheblich unterfinanziert ist. „Beides muss sich ändern. Bildung muss uns in Deutschland wieder deutlich mehr wert sein“, sagte Humme.

Deutschland müsse die Bildungsausgaben massiv steigern und das zusätzliche Geld intelligent investieren – in mehr Chancengleichheit und bessere Bildung für alle. Seit die SPD Regierungsverantwortung im Bund trage, habe man mit vielen Initiativen und Maßnahmen erfolgreich dazu beigetragen, das Bildungswesen in Deutschland auf den richtigen Weg zu bringen.

Gemeinschaftsschulen
Rosmarie Hein (Die Linke), Mitglied des Parteivorstandes, sprach sich angesichts des Berichts für Gemeinschaftsschulen aus, um Bildungsbenachteiligungen mit dem Übergang in die Schule entgegenzuwirken. Das gegliederte Schulsystem hingegen fördere die Chancenungleichheit. „Aber da schalten die konservativen Parteien weiter auf stur“, so Hein.

CDU erfreut
Einzig für die CDU stellt der OECD-Bericht der deutschen Bildungspolitik ein gutes Zeugnis aus. Die Ergebnisse würden für sich sprechen. Mithin habe Deutschland Grund zur Freude. Gleichzeitig sei das Ergebnis Ansporn, nicht nachzulassen. Die CDU wolle die Rahmenbedingungen für Bildung weiter verbessern. Dazu gehöre insbesondere die Bildungsfinanzierung.

Auf dem Bildungsgipfel im vergangenen Jahr sei beispielsweise vereinbart worden, bis 2015 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung aufzuwenden. Laut OECD-Bericht betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2006 in Deutschland 4,8 % und ist damit im Vergleich zu 1995 um 0,3 Prozentpunkte gefallen. Politik

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  1. Pragmatikerin sagt:

    ….Und noch eine OECD-Studie in Welt Online vom 12.7.2010 (Man kann diese Studien “drehen und wenden” wie man sie braucht! Traue also keiner Studie/Statistik, wenn du sich nicht selbst erstellt – besser noch – gefälscht hast ;-)
    Pragmatikerin

    “Migrantenfrauen erobern den deutschen Arbeitsmarkt
    Laut OECD-Migrationsbericht 2010 ist die Einbürgerung ein wichtiges Kriterium, warum einige Zuwanderer besser integriert sind als andere.
    hr Österreicher in Deutschland als umgekehrt.

    Anders als in vielen anderen OECD-Ländern hat die Wirtschaftskrise in Deutschland die Arbeitsmarktchancen für Zuwanderer kaum beeinflusst. Bei Frauen mit Migrationshintergrund zeichnet sich sogar eine Zunahme der Erwerbstätigkeit ab. Außerdem scheint die Einbürgerung von Migranten deren Integration in den deutschen Arbeitsmarkt maßgeblich zu beeinflussen. Dies geht aus dem Internationalen Migrationsausblick 2010 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.
    Dass sich die Erwerbstätigkeit von zugewanderten Frauen deutlich positiv entwickelt, liegt vor allem am höheren Bedarf an Arbeitskräften in der Krankenpflege und bei häuslichen Dienstleistungen. Laut OECD könnte sich dieser Trend mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung noch verstärken.

    Der Migrationsausblick zeigt auch, dass der Erwerb der Staatsangehörigkeit einen positiven Einfluss auf die Erwerbstätigkeit von Zuwanderern hat. So haben eingebürgerte Migranten in Deutschland eine um fast zwölf Prozentpunkte höhere Beschäftigungswahrscheinlichkeit als Zuwanderer gleichen Alters, gleicher Herkunft und gleicher Aufenthaltsdauer, die dasselbe Bildungsniveau, nicht aber den deutschen Pass haben. Ähnlich sieht es in Belgien, Dänemark und Frankreich aus.

    Insgesamt hat Migration in den vergangenen Jahren in Deutschland anders als in vielen anderen OECD-Ländern aber kaum dazu beigetragen, das Arbeitskräftepotential zu stabilisieren. Während vor der Wirtschaftskrise in der Schweiz, Irland oder Spanien Zuwanderer für rund die Hälfte der neuen Arbeitskräfte standen, waren es in Deutschland nur rund 18 Prozent. Das ist nach Japan und Portugal der geringste Wert unter den OECD-Ländern, für die diese Daten vorliegen. Im OECD-Mittel lag der Beitrag der Zuwanderung bei rund 30 Prozent.

    “Es ist wichtig, zu verstehen, dass Migranten besonders in wirtschaftlich guten Zeiten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten”, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Präsentation der Studie in Brüssel. “Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme werden die langfristigen demografischen Trends nicht verändern. Es ist deshalb wichtig, dass Migrationspolitik eine langfristige Perspektive beibehält.”

    Die meisten Zuwanderer kamen 2008 aus Polen (22 Prozent) nach Deutschland, gefolgt von Rumänien, der Türkei und Ungarn. Gegenüber den Jahren zuvor hat sich der Anteil der polnischen, rumänischen und ungarischen Zuwanderer erhöht. Der Anteil der Zuwanderer aus der Türkei ist dagegen zurückgegangen.

    Auch unter Studenten ist Deutschland nach wie vor attraktiv. Mit gut 200.000 internationalen Studierenden ist Deutschland nach den USA und Großbritannien das Land mit dem größten Markt für Studierende aus dem Ausland – etwa gleichauf mit Australien und Frankreich. Allerdings ist die Zahl internationaler Studenten in Deutschland in den vergangen Jahren deutlich langsamer gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern.
    Dennoch scheint Deutschland für internationale Studenten nach dem Abschluss ihres Studiums als Arbeitsmarkt attraktiv. So bleiben etwa 30 Prozent der Absolventen aus Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums 8(EWR) und der Schweiz im Anschluss an ihr Studium dauerhaft in Deutschland. Die meisten von ihnen kommen aus China, Russland, der Türkei und der Ukraine.

    Die OECD-Studie erfasst auch die Emigration von Deutschen ins Ausland. Im Jahr 2008 sind die meisten in die Nachbarländer Schweiz (46.000 Personen) und Österreich (19.200 Personen) gezogen. Danach folgen die USA (8500 Personen) und die Niederlande (7500 Personen).

    jw

    Abdul 17. Juli 2010 02:26 :

    Danke, Pragmatikerin, für Ihren Beitrag.

    Freudlichst
    Abdul

    Pragmatikerin 17. Juli 2010 16:29 :

    Zu der Organisation OECD habe ich nachstehenden Beitrag in Wikipedia gefunden. Die Ziele dieses Verbundes sind wohl edel, aber sicher nicht unfehlbar. Man kann also zu Recht sagen: “glaube keiner Statistik, welche du nicht selbst erstellt oder gefälscht hast”

    Pragmatikerin

    Lt. Wikipedia ist

    “Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (engl.: Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD, franz. Organisation de coopération et de développement économiques, OCDE) eine Internationale Organisation mit 31 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die meisten OECD-Mitglieder gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen und gelten als entwickelte Länder. Sitz der Organisation ist Paris in Frankreich.

    Die OECD wurde 1961 als Nachfolgeorganisation der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) und des Marshallplans zum Wiederaufbau Europas gegründet, die seit dem 16. April 1948 agierten. Das Ziel der OEEC war ein gemeinsames Konzept zum wirtschaftlichen Wiederaufbau und zur Zusammenarbeit in Europa zu erarbeiten und umzusetzen. Insbesondere sollten die europäischen Länder in den Entscheidungsprozess über die Verwendung der Gelder aus dem Marshallplan eingebunden werden. Nach Abwicklung der Marshallplanhilfe wurde weiterer Bedarf für einen Austausch über wirtschaftspolitische Fragen gesehen und die OEEC im September 1961 in die OECD überführt.

    In den ersten Jahren ihres Bestehens zählte die OECD 18 Mitglieder (15 europäische Staaten sowie die USA, Kanada und die Türkei). In den 1960er Jahren traten Italien, Japan und Finnland bei, in den 1970er Jahren folgten Australien und Neuseeland, in den 1990er Jahren kamen Mexiko, Tschechien, Ungarn, Südkorea, Polen und die Slowakei hinzu und 2010 traten Chile, Israel, Estland sowie Slowenien bei.

    Heute versteht sich die OECD als Forum, in dem Regierungen ihre Erfahrungen austauschen, best practice identifizieren und Lösungen für gemeinsame Probleme erarbeiten. In der Regel ist peer pressure der wichtigste Anreiz für die Umsetzung der erarbeiteten Empfehlungen. Häufig werden im Rahmen der OECD auch Standards und Richtlinien erarbeitet, gelegentlich auch rechtlich verbindliche Verträge.”

  2. Pragmatikerin sagt:

    Nachtrag: Die obigen Kommentare habe ich bereits im Juli bei „Jurblog“ eingestellt.

    Pragmatikerin

  3. bogo70 sagt:

    @Pragmatikerin,
    Wenn wir jetzt „ihre eigene Meinung“ dazu erfahren könnten, wäre es hilfreich, Leider ist nicht ersichtlich, was sie uns damit vermitteln wollen, außer vielleicht das alle diese Studien was für die Tonne sind, es sei denn sie passen uns in den Kram?