Mängel bei der Integration
OECD bescheinigt Deutschen guten Übergang von Ausbildung in Beruf
In Deutschland streben immer mehr Menschen einen höheren beruflichen oder akademischen Abschluss an, was sich später im Geldbeutel bemerkbar macht. Große Verlierer sind diejenigen, die überhaupt keinen Abschluss schaffen. Betroffen sind häufig Menschen mit Migrationshintergrund.
Freitag, 16.09.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 19.09.2016, 18:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Übergang von der Ausbildung in den Beruf verläuft für junge Menschen in Deutschland reibungsloser als in den meisten anderen OECD-Ländern. Dies sei im internationalen Vergleich die „herausragendste Stärke des deutschen Bildungssystems“, sagte der Direktor für Bildung bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, am Donnerstag in Berlin. Dagegen habe Deutschland den Anteil von Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung und Abitur in den vergangenen 30 Jahren nicht verringern können.
Schleicher stellte zusammen mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sowie dem Hamburger Schulsenator und Mitglied der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe (SPD), den OECD-Bericht 2016 zum Thema Bildung vor. Er sagte, der reibungslose Übergang von der Ausbildung in den Beruf sei nicht nur der guten wirtschaftlichen Lage zu verdanken, sondern auch das Resultat einer soliden, international anerkannten beruflichen Bildung.
Nur Island und die Niederlande hätten im vergangenen Jahr noch niedrigere Quoten beim Anteil junger Menschen (20 bis 24-Jährige) ohne Ausbildung oder Beschäftigung. In Deutschland lag der Anteil laut Bericht bei etwas unter zehn Prozent, der OECD-Durchschnitt bei 17 Prozent.
Bildung verspricht Einkommensbonus
Zudem strebten deutlich mehr junge Menschen einen höheren beruflichen und akademischen Abschluss an. Bessere Bildung verspreche in Deutschland nach wie vor einen hohen Einkommensbonus, sagte Schleicher.
Dennoch habe auch Deutschland weiterhin Nachholbedarf bei den weniger Qualifizierten, betonte der OECD-Experte. Der Anteil der Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur habe sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Bei den heute 25- bis 34-Jährigen liege er bei 13 Prozent und damit nahezu auf dem gleichen Niveau wie bei den heute 55- bis 64-Jährigen.
Herausforderung Zuwanderer
In vielen anderen OECD-Ländern hätte der Anteil der Geringqualifizierten dagegen verringert werden können, etwa in Österreich von 23 auf zehn Prozent oder in der Schweiz von 16 auf acht Prozent. Das deutsche Ergebnis sei auch wegen der weiterhin geringen Aufstiegschancen aus bildungsfernen Milieus in der Bundesrepublik problematisch, sagte Schleicher.
Eine besondere Herausforderung für die nächsten Jahre besteht laut Bericht darin, auch den vielen neuen Zuwanderern eine Berufsausbildung zu ermöglichen und oder sie zu unterstützen, einen begonnenen Ausbildungsweg erfolgreich zu beenden.
Wanka: Migranten müssen noch überzeugt werden
Bundesbildungsministerin Wanka sieht Deutschland in der Entwicklung der Bildung auf einem guten Weg. Die Richtung stimme, sagte sie. Wichtig sei aber, auch künftig schon in die Bildung von Kleinkindern zu investieren. Mittlerweile gingen von den Dreijährigen 94 Prozent in Kindereinrichtungen, sagte Wanka. Dies sei erfreulich, denn Pisa-Ergebnisse zeigten: Wer als Kind eine Zeit in der Kita gewesen sei, der erziele als 15-jähriger Schüler bessere Werte, „unabhängig von der sozio-ökonomischen Herkunft“, sagte Wanka.
Viele Eltern mit Migrationshintergrund müssten von diesen Vorteilen der frühen Kindesbildung jedoch noch überzeugt werden, sagte Wanka. Hamburgs Schulsenator Rabe plädierte dazu auch für die Einrichtung von mehr Ganztagsschulen, da Migranten dort von einem intensiven Sprachtraining profitierten. Aktuell Politik
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