Sarah Spasiano ist Migrationswissenschaftlerin und Aktivistin. Sie studierte Ethnologie in Freiburg und Internationale Migration in Osnabrück und promoviert aktuell zu ziviler Seenotrettung an der Uni Bonn.
Der 15-jährige Mazin, der auf seiner Flucht nach Europa von libyschen Milizen entführt und verhaftet wurde, ist endlich wieder frei. Sein Fall steht stellvertretend für das Schicksal vieler Geflüchtete in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land. Im Gegensatz zu vielen hatte Mazin Glück: Ein Netzwerk setzte sich für seine Freilassung ein.
Der 15-jährige Mazin wurde nach seiner Flucht nach Libyen entführt und gefoltert. In Polizeigewahrsam gehen die Misshandlungen bis heute weiter. Seine Familie wendet sich verzweifelt an den UNHCR.
Menschen protestieren in Genf für die Bewegung „Refugees in Libya“. Manche von ihnen sind selbst geflohen und haben es nach Europa geschafft, nicht dank, sondern trotz des UNHCR. Die Hilfsorganisation arbeite mit Staaten Hand in Hand gegen Menschen in Not.
Die UN mit Sitz im Westen sind fast unantastbar für Proteste von Betroffenen im Süden. Dennoch gibt es Proteste: transnational, zivilgesellschaftlich, wirkmächtig und stark.
Die Entführer von Mazen schickten ein verstörendes Foltervideo an seine Familie. Kein Einzelfall für Flüchtende in Libyen. Die Geschichte zeigt, wie die westliche Welt und ihre Hilfsorganisationen in Afrika versagen und warum die lebensgefährliche Flucht nach Europa für die Menschen oft der einzige Ausweg ist.
Immer wieder wird behauptet, Seenotrettung habe einen Pull-Effekt, rege also mehr Menschen zur Migration an. Ein kritischer Blick auf die Theorie dahinter.
Einige positive Entscheidungen von Gerichten in Italien und Griechenland geben Hoffnung auf eine gerechtere Behandlung von kriminalisierten Geflüchteten.
Am 21. Mai 2022 findet im sizilianischen Trapani die erste Anhörung im Prozess gegen die Crew des Seenotrettungsschiffes Iuventa statt. Vier Crewmitgliedern drohen im Fall einer Verurteilung 20 Jahre Haft.
Zwischen Gruppen, die sich für Geflüchtete engagieren, bestehen oft tiefe Gräben. Man wirft sich gegenseitig vor, zu schweigen oder nur zu reden. Muss das so sein?