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Schiff im Mittelmeer im Auftrag der EU. Mission: Sophia © CSDP EEAS @ flickr.com (PDM 1.0), bearb. MiG

Libyen

Neue EU-Mission im Mittelmeer soll keine Flüchtlinge retten

Der Bürgerkrieg in Libyen treibt immer wieder Menschen übers Mittelmeer nach Europa. Die EU-Außenminister einigten sich auf eine neue Mission, um ein Waffenembargo zu überwachen. Flüchtlinge zu retten steht ausdrücklich nicht im Zentrum - Vorkehrungen gegen vermeintliche Sogwirkung.

Dienstag, 18.02.2020, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.02.2020, 22:53 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Die EU will zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen wieder mit Schiffen auf dem Mittelmeer patrouillieren, nachdem diese im Streit um die Rettung von Flüchtlingen abgezogen worden waren. Sie sollten im östlichen Mittelmeer eingesetzt werden, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nach einem EU-Ministerrat am Montag in Brüssel. Die bisherige EU-Mission „Sophia“ wird nach den Worten des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell eingestellt. Sie wird durch die neue Mission ersetzt.

Bei dem Treffen ging es darum, den Zustrom von Waffen in das Bürgerkriegsland zu verringern. Dem dient bereits seit Jahren die EU-Mission „Sophia“. Allerdings setzt sie aktuell nur Fluggeräte und keine Schiffe ein. Hintergrund ist der Streit um Flüchtlinge. „Sophia“-Schiffe hatten immer wieder Menschen aus Seenot gerettet. Eine Reihe von Mitgliedsländern unterstellten „Sophia“, einen Anreiz für Schlepper beziehungsweise Flüchtlinge für die Überfahrt über das Mittelmeer zu bilden.

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Abseits der Flüchtling-Routen

Diese Möglichkeit wollen die EU-Außenminister künftig offenbar ausschließen. Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg betonte in Brüssel: Wenn die neue Mission eine Sogwirkung auf Migranten ausübe, würden die maritimen Einheiten aus dem betreffenden Gebiet abgezogen. Ähnlich äußerte sich Borrell. Maas zufolge waren sich die Minister einig, dass wenn „es falsche Entwicklungen nach sich zieht, die Mission in der Form nicht weitergeführt wird“.

Die Schiffe der neuen Mission sollten laut Maas, Schallenberg und Borrell im Osten von Libyen beziehungsweise im östlichen Mittelmeer unterwegs sein und damit abseits der Hauptrouten der Flüchtlinge. Denn diese legen auf ihrem Weg nach Europa vor allem im Westen von Libyen rund um die Hauptstadt Tripolis ab. Maas sagte, man orientiere sich damit an den Routen derjenigen, die Waffen nach Libyen bringen. (epd/mig) Leitartikel Politik

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  1. Gerrit sagt:

    Die oben genannten Herren (und andere) sollten sich nicht mit Halbwahrheiten und „Wunschwahrheiten“ beschäftigen.

    Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, daß es diesen sogenannten „Pull-Effekt“ nicht gibt; zumindest nicht für die Mittelmeer-Flüchtlinge. Die haben nämlich nur den Wunsch: Weg aus Libyen!

    https://www.migazin.de/2019/05/09/zivile-seenotrettung-wie-grundwerte-eu/

    Bei einer intakten Seenotrettung vermindert sich allerdings die Zahl der
    Ertrunkenen. Es wird weniger! Aber das scheint den Entscheidungsträgern egal zu sein.

  2. Gerrit sagt:

    Ein Nachtrag noch … man sollte auch diesen Artikel

    https://www.merkur.de/politik/fluechtlinge-migration-seenotrettung-als-pull-faktor-13045319.html

    lesen. Dann sieht/liest man, daß es den EINEN Effekt, z.B. die Seenotrettung, NICHT gibt. Von offizieller Seite sind es vorgeschobene Gründe, um die Abschreckung hoch zu halten. Und das ist menschlich und moralisch sehr verwerflich!!!