
Völkermord
Namibia: Amnesty fordert Deutschland zu Reparationszahlungen auf
Mehr als ein Jahrhundert nach dem Völkermord an den Herero und Nama wartet Namibia noch immer auf echte Wiedergutmachung. Amnesty wirft Deutschland vor, Verantwortung zu vermeiden – und alte Machtverhältnisse unter neuem Namen fortzuschreiben.
Mittwoch, 08.10.2025, 15:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.10.2025, 15:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Amnesty International hat die deutsche Bundesregierung dazu aufgefordert, volle Verantwortung für den Genozid an den Herero und Nama in Namibia zu übernehmen. Die deutsche sowie die namibische Regierung sollten garantieren, dass die beiden Völker sinnvoll und effektiv in den Reparationsprozess einbezogen werden, teilte Amnesty International mit. Auch wenn solche Kolonialverbrechen nach internationalem Recht aufgearbeitet werden müssten, verweigere Deutschland weiterhin entsprechende Reparationszahlungen.
„Es ist beschämend, dass es Deutschland über 100 Jahre nach dem Genozid noch immer nicht gelungen ist, in einen sinnvollen Austausch mit den betroffenen Gemeinschaften zu treten“, sagte Tigere Chagutah, Regionaldirektor für Ost- und Südafrika bei Amnesty International.
Kürzlich jährte sich eine der sogenannten Vernichtungsanordnungen im Zuge des Genozids, den die Deutschen als Kolonialmacht zwischen 1904 und 1908 in Namibia verübten. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wurden dabei 80 Prozent des Hererovolkes und 50 Prozent der Nama ausgelöscht. Überlebende wurden in Konzentrationslagern festgehalten, gefoltert und missbraucht. Für die Nachfahren der damals Ermordeten sind die Auswirkungen bis heute zu spüren.
Abkommen in der Kritik
2021 erkannte die Bundesregierung die Gräueltaten als Völkermord an. Zugleich sagte Deutschland ein Programm zur Unterstützung der Nachfahren der Herero und Nama in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren zu. Rechtliche Ansprüche auf Entschädigung sollen sich daraus aber nicht ableiten lassen. Das namibische Parlament hat das Abkommen wegen unterschiedlicher Auffassungen bisher nicht unterzeichnet.
Auch Amnesty kritisiert das Abkommen: Wenn die einstige Kolonialmacht die Konditionen dafür festlege, bestehe die Gefahr, dass sich Machtstrukturen eher neu verfestigten, als dass sie durchbrochen würden. Problematisch sei auch, dass wichtige Repräsentanten der Herero und Nama von den Verhandlungen ausgeschlossen worden seien. „Opfer und betroffene Gemeinschaften sollten im Zentrum jedes Prozesses stehen, in dem es um die Wiedergutmachung des kolonialen Erbes geht“, sagte Chagutah. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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