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Schule (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Schutz statt Image

Forscherin warnt vor Verharmlosung rechtsextremer Vorfälle an Schulen

Seit dem rechtsextreme Vorfälle an Schulen in Brandenburg öffentlich gemacht wurden, wird über den Umgang damit diskutiert. Eine Forscherin warnt vor einer Verharmlosung des Problems. Das Image stehe im Vordergrund und nicht der Schutz der Betroffenen.

Montag, 22.04.2024, 12:47 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.04.2024, 12:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Rechtsextremismusforscherin Heike Radvan hat mit Blick auf Vorfälle wie die an einer Schule in Burg vor einer Verharmlosung der Taten gewarnt. Das verhindert ihrer Einschätzung nach eine angemessene Analyse. „Frühzeitig setzte sich in der Region die Lesart durch, derzufolge die beiden Lehrkräfte das Problem Rechtsextremismus übertrieben dargestellt hätten und es sich um eine unzulässige Kritik an den Verantwortlichen in der Schule und im Gemeinwesen gehandelt hätte.“

In den Vordergrund sei eine Abwehrhaltung gerückt, einhergehend mit der Sorge um einen Imageverlust der Region im Spreewald und der Schule, sagt die Forscherin an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) der Deutschen Presse-Agentur.

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Es geht nicht um Image, sondern um Schutz

Vor einem Jahr hatten eine Lehrerin und ein Lehrer aus Burg im Spreewald in einem anonymen offenen Brief geschildert, dass sie täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Nach Anfeindungen aus der rechten Szene verließen sie die Schule. Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit der Öffentlichmachung mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg.

Es gehe nicht um ein positives Image der Schule oder der Region, sondern darum, diejenigen Schüler zu stärken und zu schützen, die offensichtlich Angst hätten, in die Schule zu gehen, betont die BTU-Forscherin. Sie warnt vor einer Täter-Opfer-Umkehr.

„Viele haben Angst – immer noch“

Das Bündnis „Schule für mehr Demokratie!“ ist an Schulen in Brandenburg in Kontakt mit verschiedenen Schülern, um sie zu unterstützen. „Im Moment ist es so, dass wir versuchen, sie für das Bündnis zu gewinnen. Das gestaltet sich tatsächlich ziemlich schwierig, weil viele Angst haben – immer noch“, beschreibt Melanie Sado vom Bündnis. Als Mutter dreier schwarzer Kinder und Ehefrau eines Kameruners habe auch ihre Familie häufig mit Rassismus zu tun. Eine Schulleitung, die klare Kante gegen Rechts zeige, sei wichtig.

Das Bündnis fordert in diesem Zusammenhang eine verpflichtende Demokratiebildung im Lehramtsstudium. Menschenrechte seien politisch nicht verhandelbar. Wenn Lehrkräfte sich rechts äußerten, sollte das kontrolliert und geahndet werden, sagt Melanie Sado.

Problem: Auslagerung des Problems

Den Diskurs um ein vermeintlich „gutes Image“ bei rechtsextremen Vorfällen in den Vordergrund zu stellen, sei nicht neu, sagt BTU-Forscherin Radvan. „Wir beobachten dies seit vielen Jahren in vielen Regionen. Diese Auslagerung des Problems – schuld seien ‚die Anderen‘, ‚die Medien‘, diejenigen, die das Problem ansprechen – scheint reflexartig zu funktionieren.“

Der Forscherin zufolge braucht es eine deutliche Benennung und Analyse des Problems und eine pädagogische Auseinandersetzung damit. Autoritäre Aussagen und kurzfristige Angebote würden dabei nicht helfen. Eine langfristige Arbeit an den Schulen sei nötig. (dpa/mig) Leitartikel Panorama

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