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Junge schaut aus dem Fenster (Symbolfoto) © Shlomaster @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Migranten stark betroffen

Kinder mit ausländischen Eltern 2,4-mal häufiger von Armut betroffen

Wieder einmal zeigt eine Studie, dass die Zahl der Kinder aus armen Familien nicht kleiner wird – Kinder mit Migrationsgeschichte sind 2,4-mal häufiger betroffen. Die Unicef sieht Deutschland bei der Kinderarmut unter vergleichbaren Industriestaaten auf einem Platz im unteren Mittelfeld.

Mittwoch, 06.12.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.12.2023, 16:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mehr als eine Million Kinder in Deutschland leben dauerhaft in Armut. Der Anteil armer Kinder und Jugendlicher ist nach einem Forschungsbericht von Unicef seit einem Jahrzehnt unverändert hoch. Wie das UN-Kinderhilfswerk am Mittwoch in Berlin mitteilte, rangiert Deutschland damit im unteren Mittelfeld der reichen Länder: auf Platz 25 der insgesamt 39 untersuchten Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Europäischen Union (EU). Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) nannte den Bericht einen „Weckruf“.

Wie der Bericht zeigt, sind einige Gruppen von Kindern ganz besonders häufig von Armut betroffen, auch in Ländern, in denen Kinderarmut im Durchschnitt selten vorkommt. Dazu gehören Kinder, die geflüchtet oder migriert sind. „Beispielsweise sind Kinder, deren Eltern eine ausländische Staatsangehörigkeit haben, 2,4-mal häufiger von Einkommensarmut betroffen als Kinder, deren Eltern keine ausländische Staatsangehörigkeit haben“, heißt es. Aber auch Kinder von Alleinerziehenden, Kinder mit Behinderungen oder Sinti und Roma sind dem Report zufolge besonders häufig von Armut betroffen – auch wenn sie in einem reichen Land leben.

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Unicef forderte die Politik auf, effektiver und nachhaltiger in Kinder und Jugendliche zu investieren. Familienministerin Paus räumte in Berlin ein, Deutschland habe bei der Kinderarmut „ein verfestigtes Problem“. Die Studienergebnisse sieht sie als Mahnung, dem Kampf gegen Kinderarmut höchste Priorität einzuräumen“. Sie wolle daher mit der Kindergrundsicherung ab dem Jahr 2025 Armut in Deutschland bekämpfen.

Sechs Millionen arme Kinder in der EU

In der EU sind laut Unicef rund sechs Millionen Kinder unmittelbar von Einkommensarmut betroffen. Hinzu kommen nach dem Bericht viele weitere Kinder, deren Familien es sich nicht leisten können, die Wohnung ausreichend zu heizen, abgenutzte Kleidung zu ersetzen oder für genügend Lebensmittel, geschweige denn Spielzeug zu sorgen.

Kinder, die dauerhaft oder immer wieder in Armut leben müssen, zeigen laut Bericht häufig soziale und emotionale Verhaltensauffälligkeiten. Viele von ihnen wiesen einen geringeren Wortschatz auf und erkrankten häufiger an Depressionen als Kinder, die in Wohlstand aufwachsen. Eine Person gilt als einkommensarm, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt.

Politik kann Kinderarmut bekämpfen

Am schlechtesten ist nach dem Forschungsbericht die Entwicklung in Frankreich und Großbritannien. In Frankreich sei die Kinderarmut von 2012 bis 2021 um zehn Prozent angestiegen, in Großbritannien sogar um 20 Prozent. Dagegen minderten Polen, Slowenien, Lettland und Litauen Kinderarmut im Untersuchungszeitraum um mehr als 30 Prozent, wie es weiter heißt. „Die Politik hat es weitgehend in der Hand, Kinderarmut effektiv zu bekämpfen“, bilanzieren die Autoren des Berichts.

Daher dürfe nicht bei der Bekämpfung der Kinderarmut gespart werden, sagte Sebastian Sedlmayr von Unicef Deutschland. „Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen appellieren wir deshalb an die Bundesregierung sowie die Länder und Kommunen, trotz der aktuellen Haushaltskrise mehr für Kinder zu tun, die in Armut leben. Neben einer effektiven Kindergrundsicherung geht es dabei um den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur für Kinder“, sagte Sedlmayr. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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