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Ratgeber

Erfolgreich der sozialen Isolation entkommen!

Viele Migranten und Geflüchtete befinden sich in Deutschland in sozialer Isolation. Welche Wege führen aus der Einsamkeit? Jetzt hier informieren.

Freitag, 20.10.2023, 0:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.10.2023, 15:33 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Nicht wenige Experten sind der Meinung, dass Einsamkeit in Deutschland inzwischen zur Volkskrankheit Nummer 1 geworden ist. Betroffen von dem Tabuthema „Soziale Isolation“ sind alle Bevölkerungsschichten. Besonders ältere Menschen ohne Partner und Freundeskreis leiden darunter. Auch Alleinerziehende stehen im Fokus, da sie neben Kindererziehung und Job keine Zeit für soziale Kontakte finden.

Eine dritte Bevölkerungsgruppe, die überdurchschnittlich von Einsamkeit betroffen ist, wird unter Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten verortet. Diese mussten in der Regel von heute auf morgen ihre Heimatländer wegen Kriegen, Armut oder Umweltkatastrophen verlassen, um sich hierzulande unter erschwerten Bedingungen eine Zukunft aufzubauen. Dabei ließen sie ihr gewohntes Umfeld zurück und landen häufig direkt in der Isolation. Welche Strategien gibt es, damit die Einsamkeit für Migranten nicht zum ständigen Begleiter wird?

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Was wird unter Einsamkeit verstanden?

Von den Betroffenen wird Einsamkeit als ein schmerzhafter, anhaltender Zustand empfunden. Die vorhandenen Beziehungen entsprechen nicht den individuellen Bedürfnissen und Wünschen, einsame Menschen fühlen sich nicht wahrgenommen.

Die Wissenschaft unterscheidet zwei Formen von Einsamkeit. Fehlt es grundsätzlich an sozialen Beziehungen und Kontakten, spricht man von sozialer Einsamkeit. Emotionale Einsamkeit dagegen entsteht, wenn Bezugspersonen fehlen, mit denen sich eine tiefe und vertrauensvolle Verbundenheit aufbauen lässt.

Unterschiede zwischen Einsamkeit und Alleinsein

Einsamkeit und Alleinsein sind nicht dasselbe. Viele Menschen fühlen sich wohl, wenn sie alleine sind. Ihr Verhalten ist selbstbestimmt und sie befriedigen ihren Wunsch nach Kontakten und menschlicher Wärme über Social Media oder den Chatroom. Wird der Zustand langweilig, geht es auf ein Bier in die Kneipe oder zu einem Besuch bei Freunden.

Einsamkeit dagegen ist kein selbstgewählter Zustand. Isolierte Menschen nehmen die Qualität ihrer sozialen Beziehungswelt als nicht zufriedenstellend wahr. Dabei stellen sie bei der Schuldzuweisung die eigene Person in den Fokus. Üblicherweise wird aus eigener Kraft selten ein Ausweg aus diesem Dilemma gefunden.

Wege aus der Einsamkeit

Einsamkeit ist eine komplexe Thematik, die noch nicht vollständig erforscht und tief in der Gesellschaft verankert ist. Einige Lösungsansätze sind zu erkennen.

Staatliche Maßnahmen gegen Einsamkeit

Auch die Politik hat die Problematik erkannt. Daher brachte die Ampelregierung 2022 unter Leitung des Bundesfamilienministeriums das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE)1 auf den Weg, das bis zum Ende der Legislaturperiode umgesetzt werden soll. Bis zu welchem Grad auch Migranten und Flüchtlinge dabei Beachtung finden, bleibt abzuwarten. Im Februar dieses Jahres wurde ein erstes Arbeitspapier2 veröffentlicht, dass die zukünftigen staatlichen Ziele zur Bekämpfung von Einsamkeit in Deutschland formuliert:

  • Verbesserung der sozialen Kompetenzen: Damit sind beispielsweise die Förderung der kommunikativen Fähigkeiten sowie der Umgang mit und das Verständnis von Körpersprache gemeint.
  • Ausweitung der Möglichkeiten von Interaktionen und sozialen Kontakten: Darunter fallen Maßnahmen wie die Nutzung eines Chatrooms, um soziale Kontakte zu knüpfen und soziale Interaktionen zu erleben.
  • Stärkung der sozialen Unterstützung: Einsame Menschen sollen von ehrenamtlichen oder geschulten Personen bei der Suche nach passenden Angeboten und Aktivitäten unterstützt werden.
  • Wandel sozialer Wahrnehmung: Dabei soll die Abkehr von negativen Bewertungsmustern hin zu einem vertrauensvollen Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen gewährleistet werden.

Was können die Betroffenen tun?

Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl und wird von jedem Betroffenen individuell wahrgenommen. Ohne ein gewisses Maß an Selbstmotivation wird es nicht möglich sein, der sozialen Isolation zu entkommen. Dabei steht an erster Stelle, sich mehr um die eigene Person zu kümmern, um das Selbstwertgefühl zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, können regelmäßige sportliche Betätigungen hilfreich sein, um den Kopf freizubekommen und das Körpergefühl zu steigern.

Es ist unumgänglich, die eigene Komfortzone zu verlassen, um soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Anfangs reicht dafür ein nettes Gespräch mit den Nachbarn oder der Kassenkraft im Supermarkt. Die Anmeldung bei einem Sportverein oder ein ehrenamtliches Engagement besitzen ein hohes Potenzial, um der Einsamkeit zu entfliehen. Langfristig ist es von Bedeutung, bei persönlichen Kontakten eher auf Qualität als auf Quantität zu achten. (dd)

  1. BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend): Ministerium Paus gibt Startschuss für Strategie gegen Einsamkeit; Berlin, Juni 2022
  2. Kompetenznetz Einsamkeit: Maßnahmen zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit in Deutschland; Frankfurt am Main; Februar 2023
Panorama
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