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Euro-Münzen (Symbolfoto) © Alexas_Fotos @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Ratgeber

Was Eingewanderte für die Zukunft ihrer Kinder tun können

Die Unterstützung der Kinder ist eines der Kernaufgaben von Eltern - ob in der Bildung, bei der Entfaltung von Talenten, im Alltag oder auch in finanzieller Hinsicht. Die Herausforderungen sind groß, doch es gibt auch Hilfen.

Donnerstag, 19.10.2023, 0:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 20.10.2023, 10:35 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Viele eingewanderte Eltern in Deutschland wünschen sich für ihre Kinder mehr Chancen und Wohlstand als sie selbst hatten. Doch dieser Weg bringt besondere Herausforderungen mit sich. Da die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland nach wie vor hinter anderen Ländern zurückbleibt, haben Eltern es mit einem System zu tun, das Migrantenkindern viele Steine in den Weg legt. Dieser Artikel beleuchtet, welche Möglichkeiten Eltern trotz dieser Ungleichheiten haben, um eine gute Grundlage für die Bildung und finanzielle Zukunft ihrer Kinder zu schaffen.

Sparkonten einrichten: Selbst kleine Beträge helfen

Das Einrichten von Sparkonten für Kinder ist eine der grundlegenden Strategien, die eingewanderte Eltern anwenden können, um die Zukunft ihrer Kinder auf solide finanzielle Beine zu stellen. Eltern, die sich nicht an schwankende Aktienmärkte heranwagen wollen, können sichere Geldanlagen in Form von Festgeld in Erwägung ziehen.

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Festgeldanlagen ermöglichen es, Geld für einen bestimmten, längeren Zeitraum anzulegen, für den ein fester Zinssatz gilt. Während Geld auf einem bloßen Girokonto durch die Inflation an Wert verliert, kann das Geld bei dieser Anlageart durch den Zinseszinseffekt selbst bei kleinen Beträgen auf eine beträchtliche Summe anwachsen.

Dieses Geld kann später für Bildungsausgaben, wie Studiengebühren oder Ausbildungskosten, genutzt werden. Für die Kinder bedeutet das eine gewisse finanzielle Freiheit, da sie sich nicht gezwungen fühlen, während ihres Bildungsweges schnell Geld verdienen zu müssen. Sie können ihre Bildungsentscheidungen basierend auf ihren Interessen und Fähigkeiten treffen, anstatt finanzielle Zwänge berücksichtigen zu müssen. Das ist entscheidend, um die bestmögliche Bildung und Ausbildung zu erhalten.

Finanzielle Bildung an Schulen ist unzureichend

2015 sorgte eine 17-jährige Kölner Schülerin mit einem Tweet für Schlagzeilen: Sie habe keine Ahnung hat von Steuern oder Versicherungen, könne aber auf vier Sprachen eine Gedichtinterpretation durchführen. Seitdem hat sich im Bereich finanzielle Bildung an deutschen Schulen nicht viel geändert.

Seit 2017 wird in Baden-Württemberg als erstem Bundesland das Schulfach „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS)“ angeboten. Dieser Schritt verdeutlicht die Notwendigkeit, finanzielle Bildung nicht allein den Eltern zu überlassen, da nicht alle diese gleichermaßen vermitteln können. Tatsächlich wünschen sich 83 % der Eltern mehr finanzielle Bildung an Schulen.

Die Ergebnisse zahlreicher Studien unterstreichen die immense Bedeutung finanzieller Bildung für Kinder und Jugendliche. Sie wirkt sich nicht nur auf die finanzielle Kompetenz aus, sondern prägt auch das generelle Verhalten im Umgang mit Geld. Geduld und die Fähigkeit zum Verzicht spielen eine zentrale Rolle für finanziellen Erfolg.

Was können Eltern für finanzielle Bildung tun?

Taschengeld ist eine effektive Möglichkeit, Kindern frühzeitig grundlegende finanzielle Konzepte näherzubringen. Die Höhe des Taschengelds ist dabei gar nicht so entscheidend. Experten empfehlen, Taschengeld in regelmäßigen Abständen auszuzahlen. Dies schafft Struktur und vermittelt Kindern gleichzeitig die Fähigkeit, ein eigenes Budget zu verwalten.

Kinder lernen am besten durch Erfahrung. Im familiären Umfeld haben sie die Gelegenheit, den Umgang mit Geld spielerisch zu erproben. Sie erfahren, wie es sich anfühlt, wenn größere Ausgaben getätigt werden und sie danach mit weniger Geld auskommen müssen.

Gleichzeitig lernen sie, wie sich ihre Möglichkeiten vergrößern, wenn sie eine Zeit lang sparsam sind. Diese frühzeitigen Erfahrungen sind von entscheidender Bedeutung für ihr späteres Leben.

Chancengleichheit lässt zu wünschen übrig

Der Chancenmonitor 2023, vorgestellt vom ifo-Zentrum für Bildungsökonomik, wirft ein beunruhigendes Licht auf die Bildungschancen in Deutschland. Das Fazit ist deutlich: Viele Kinder haben aufgrund ihrer Herkunft keine echte Chance auf gerechte Bildungsteilhabe.

Diese Problematik der Bildungsungleichheit ist in Deutschland bereits aus früheren Untersuchungen bekannt, wie beispielsweise den Pisa-Studien. Der Chancenmonitor, erstellt im Auftrag der Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder,“ untermauert diese Erkenntnisse mit aktuellen Daten. Er offenbart drastische Unterschiede, die sich vor allem aus den familiären Voraussetzungen der Kinder ergeben:

  • Ein Kind mit einem alleinerziehenden Elternteil ohne Abitur, aus dem untersten Einkommensviertel und aus einer migrantischen Familie, hat eine Wahrscheinlichkeit von lediglich 21,5 Prozent, ein Gymnasium zu besuchen.
  • Im Gegensatz dazu, wenn beide Eltern verfügbar sind, zum oberen Einkommensviertel gehören und keine Migrationsgeschichte haben, liegt die Wahrscheinlichkeit für den Besuch eines Gymnasiums bei hohen 80,3 Prozent.

Stipendienangebote für Migranten nutzen

Während angemessene Ausgleiche für die Disparitäten im Bildungssystem noch auf sich warten lassen, bietet sich die Möglichkeit, auf spezielle Förderprogramme für Migranten zurückzugreifen. Die finanzielle Unterstützung durch Stipendien kann für viele Migrantenfamilien den Unterschied bei der Bildung ihrer Kinder bedeuten.

Spezielle Stipendien für Personen mit Migrationserfahrung und -förderprogramme können den Bildungszugang erleichtern und finanzielle Hürden beseitigen. Hier sind einige Beispiele:

  • Avicenna Studienwerk: Dieses Stipendienprogramm konzentriert sich auf Studierende mit Migrationshintergrund und fördert sie in verschiedenen Studienrichtungen.
  • START-Stiftung: Sie unterstützt Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die sich auf dem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife befinden.
  • Kisswin-Stipendium: Es bietet finanzielle Unterstützung für Studierende und Doktoranden mit Migrationshintergrund.

Sprachkenntnisse und Leseverständnis öffnen Türen

Die Bildungsungleichheit in Deutschland beginnt bereits im Vorschulalter. Eingewanderte Kinder sind oft benachteiligt, was den Zugang zu frühkindlicher Bildung angeht. Obwohl es an der Politik liegt, diese Situation zu verbessern, sind Eltern dazu aufgerufen, schon früh aktiv zu werden.

Gute Deutschkenntnisse sind für den Bildungserfolg der Kinder von entscheidender Bedeutung. Obwohl es legitim ist, zu Hause die Muttersprache zu sprechen, ist es auch wichtig, Deutsch eine bedeutende Rolle im Alltag spielen zu lassen. Dies kann auch einen positiven Nebeneffekt für Eltern haben, die ihr Deutsch verbessern wollen. Kinder bringen aus Schule und Kindergarten neue Wörter nach Hause – das kann eine Bereicherung sein, vor allem, da Deutschkennnisse auf dem Arbeitsmarkt wichtiger werden und für jede vierte Stelle explizit als Voraussetzung genannt werden.

Besonders aufgrund von coronabedingten Schulschließungen litt das Leseverständnis von Grundschulkindern, wie eine IGLU-Studie zeigte. Doch Lesen ist die Grundlage des Bildungssystems. Eltern können das Leseverständnis ihrer Kinder fördern, indem sie regelmäßig vorlesen und Bücher zur Verfügung stellen.

Eltern haben Einfluss

Die Schwierigkeiten, denen Migrantenkinder in Deutschland auf ihrem Bildungsweg begegnen, sind alarmierend. Es liegt zweifellos in der Verantwortung der Politik, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um für Bildungsgleichheit zu sorgen. Dennoch sollten Eltern ihren Einfluss auf die Zukunft ihrer Kinder nicht unterschätzen. Obwohl die Herausforderungen groß sind, gibt es Maßnahmen, die in ihrer Hand liegen. Die Einrichtung von Sparkonten, die Vermittlung finanzieller Bildung, die Förderung von Sprachkenntnissen und die Unterstützung bei der Suche nach Stipendien sind entscheidende Schritte, um die Bildungschancen ihrer Kinder zu erhöhen. (bg) Wirtschaft

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