Coup
„Laut gegen Nazis“ sichert sich Recht an rechtsextremem Kürzel
So wie es auch Shirts mit Namen von Musikgruppen darauf zu kaufen gibt, vertreiben Rechtsextreme über ihre Shops auch Kleidung mit einschlägigen Codes wie VTR LND. Das könnte künftig teuer werden. Denn der Hamburger Verein Laut gegen Nazis hat nun die Hände drauf.
Mittwoch, 11.10.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 11.10.2023, 16:24 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Hamburger Verein „Laut gegen Nazis“ hat sich die Markenrechte an der Buchstabenkombination VTR LND gesichert, die von Rechtsextremen gern als Aufdruck auf Shirts und Kapuzenpullovern genutzt wird. Die Abkürzung steht für „Vaterland“. „Damit können wir nun alle Shops abmahnen, die Kleidung mit dem Aufdruck vertreiben. Und das werden wir auch tun“, sagte der Vereinsvorsitzende Jörn Menge der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Der erste Brief sollte direkt am Mittwoch verschickt werden. Durch das Weglassen von Vokalen könnten die Rechtsextremen legal Begriffe öffentlich verwenden, die in der Szene prominent seien.
Das Recht an einem zweiten Kürzel sei bereits beantragt worden. Insgesamt gebe es rund 100 dieser einschlägigen Codes, die in der rechtsextremen Szene genutzt würden und die bisher nicht markenrechtlich geschützt seien, sagte Menge. „Wir wollen gern alles schützen, was frei ist“, sagte Menge weiter. Dafür seien jedoch Spenden nötig, ein Aufruf für 32.000 Euro starte demnächst auf der Spendenplattform „Betterplace“.
Rechte machen viel Geld mit Nazi-Merchandising
Der Verein will mit der Sicherung der Markenrechte die Verbreitung von rechter Propaganda unterbinden. „Und wir wollen Unruhe in die rechte Szene bringen und dafür sorgen, dass sie weniger Geldeinnahmen hat“, sagte Menge dazu. Denn das Merchandising mit Codes dieser Art spüle der Nazi-Szene richtig viel Geld in die Kassen. Partner und Unterstützer der Aktion ist zum einen die Werbeagentur Jung von Matt, die für die Kampagne die Recherche und die rechtliche Arbeit kostenfrei übernahm.
Das Anmelden einer Wortmarke kostet Menge zufolge rund 1.500 Euro. Auch diese Kosten wurden zunächst von der Agentur übernommen. Zudem macht sich Schauspieler Peter Lohmeyer für die Aktion stark. „Wir versuchen, der rechten Szene damit Land abzugraben und lassen bestimmte Dinge nicht zu“, sagte der 61-Jährige dazu. So könne man seine Ohnmacht gegenüber den Rechtsextremen und ihren Aktivitäten verlieren. „Es ist gut, nicht machtlos zu sein.“
Besser als stumm zu bleiben
Die Kampagne soll zudem zeigen, auf welche Art die rechtsextreme Szene um Aufmerksamkeit buhlt und Geld verdient. Der Verein „Laut gegen Nazis“ werde die Codes nicht selbst verwenden. „Wir wollen die Codes ja nicht wirtschaftlich nutzen, sondern damit ein Zeichen setzen“, so Menge. Es sei ihm klar, dass Rechtsextreme damit nicht von einer anderen Meinung überzeugt werden können. „Aber wir können doch versuchen, die zu fangen, die jetzt AfD wählen.“ Mit Blick auf die zunehmende Normalität von rechtem Gedankengut sei alles besser als stumm zu bleiben.
Der Verein „Laut gegen Nazis“ existiert seit 2008. Mit gezielten Aktionen versucht er die rechtsextreme Szene zu stören und die Verbreitung von deren Botschaften zu verhindern. So gab es bereits die Kampagne „Unfollow me“, die dazu aufrief, in sozialen Netzwerken allen rechtsextremen und homophoben Followern zu entfolgen. Im vergangenen Jahr hatte der Verein mit der rechten Fake-Band Hetzjäger gezeigt, wie leicht es ist, rechtsextreme Inhalte in Streamingdiensten zu platzieren. (dpa/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Rheinland-Pfalz-Studie Jeder zweite Polizist lehnt muslimfeindliche…
- Neue Integrationskursverordnung Bundesregierung will Integrationskurse verschlanken
- Drama im Mittelmeer Seenotretter bergen hunderte Geflüchtete
- Studie Deutschland braucht Einwanderung – und diskriminiert
- Wie und warum? Doku zum Feuertod des Asylbewerbers Jalloh in einer…
- Auftrag des Grundgesetzes Menschenwürde in der Einwanderungsgesellschaft