HRW-Bericht
Hunderte Geflüchtete an saudisch-jemenitischer Grenze getötet
HRW-Bericht enthüllt grausame Taten an der saudisch-jemenitischen Grenze: Saudische Grenzschützer sollen Hunderte Geflüchtete gezielt getötet haben, darunter auch Kinder. Das Auswärtige Amt zeigt sich besorgt.
Dienstag, 22.08.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.08.2023, 8:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Saudische Grenzschutzbeamte haben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge Hunderte äthiopische Geflüchtete und Asylsuchende getötet, die versucht haben, die saudisch-jemenitische Grenze zu überqueren. Menschen sollen aus nächster Nähe erschossen worden sein, darunter auch Kinder, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Bericht. Demnach wurden außerdem Sprengwaffen gegen die Menschen eingesetzt. In dem Bericht wurde der Zeitraum zwischen März 2022 und Juni 2023 untersucht. Aktuelle Untersuchungen von HRW deuteten aber darauf hin, dass die Tötungen weiterhin stattfinden.
Augenzeugen berichteten den Menschenrechtlern von Leichenbergen entlang der Flüchtlingsroute. „Wenn die saudischen Sicherheitsbeamten eine Gruppe (Migranten) sieht, schießen sie ununterbrochen“, sagte eine der Überlebenden den Helfern. Einschätzungen der Menschenrechtsorganisation zufolge hätten die saudischen Beamten Hunderte – „möglicherweise Tausende“ – Menschen in dem Grenzgebiet getötet. Geflüchtete sagten, die Flüchtlingsroute zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei „voll von Missbrauch“ und unter der Kontrolle von Menschenhändlern.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat sich besorgt zu dem Bericht geäußert. „Wir sind sehr besorgt über die dort aufgeführten massiven Vorwürfe“, sagte eine Sprecherin des deutschen Außenministeriums am Montag in Berlin. Man verfüge aber über keine eigenen Erkenntnisse zu den in dem Bericht geäußerten Vorwürfen. Das Auswärtige Amt bemühe sich im Gespräch mit den internationalen Partnern, solche Sorgen vorzubringen, sagte die Sprecherin. Über Details wollte sie keine Auskunft geben, ergänzte aber: „Das Auswärtige Amt spricht sehr regelmäßig mit Saudi-Arabien, auch über Menschenrechtsfragen.“
Humanitäre Katastrophe in Jemen
Trotz des Bürgerkriegs kommen noch immer Menschen in den Jemen mit dem Ziel, ins benachbarte Saudi-Arabien zu gelangen. Schätzungen zufolge kommen weit mehr als 90 Prozent der Geflüchteten auf der „gefährlichen Ostroute“ – vom Horn von Afrika über den Golf von Aden durch den Jemen nach Saudi-Arabien – aus Äthiopien. Die Route wird HRW zufolge auch von Menschen aus Somalia, Eritrea und gelegentlich aus anderen ostafrikanischen Ländern genutzt. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen, die auf der Ostroute migrieren, gestiegen.
Im Jemen herrscht seit Ende 2014 ein verheerender Konflikt zwischen der Regierung, den Huthi-Rebellen und deren Verbündeten. Das Königreich kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthis, die das Land 2014 überrannten und die weite Teile im Norden beherrschen. Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt im Jemen als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat. (dpa/mig) Aktuell Ausland
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