George-Floyd-Fall in Berlin?
Justiz ermittelt nach Tod eines Schwarzen bei Polizeieinsatz
Ein 64-jähriger Schwarzer stirbt nach einem Polizeieinsatz. Das Verfahren wird zunächst eingestellt, weil Todesursache unklar sei. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wieder – nach Beschwerde. Augenzeugen belasten die Polizei: Knie auf den Hals gedrückt.
Dienstag, 22.08.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.08.2023, 11:13 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der Tod eines psychisch kranken Schwarzen nach einem Polizeieinsatz in Berlin-Spandau vor knapp einem Jahr beschäftigt wieder die Justiz. „Auf die Beschwerde des Bruders des Verstorbenen und die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft Berlin hin sollen nach Wiederaufnahme des Verfahrens die Ermittlungen fortgeführt werden“, wurde der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, am Montag vom Sender RBB 24 zitiert.
Die Staatsanwaltschaft Berlin, die am Montagabend für Nachfragen nicht zu erreichen war, hatte das Verfahren zunächst eingestellt. Dagegen hat der Bruder des Mannes über seine Anwältin Beschwerde eingelegt. Aus Sicht der Anwältin wurde „von Anfang an halbherzig ermittelt“. So sei keiner der beteiligten Polizisten noch einmal zusätzlich vernommen worden, auch die Aussagen eines Betreuers des Mannes fänden sich nicht in dem Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft wieder.
Tod nach Polizeieinsatz
Die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren eingestellt, nachdem die Todesursache auch nach weiteren medizinischen Untersuchungen unklar geblieben war. Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden gab es laut Behörde weiterhin nicht.
Der 64-Jährige, der an Schizophrenie litt, sollte am 14. September von Polizisten aus einem Heim in Spandau in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt werden. Ein Gericht hatte das angeordnet. Bei dem Polizeieinsatz brach er zusammen, musste wiederbelebt werden, kam in eine Intensivstation, fiel ins Koma und starb am 6. Oktober.
Augenzeuge: Polizei-Knie auf dem Hals
Nach Angaben des Bruders des Toten hatte ihm der gesetzliche Betreuer des 64-Jährigen berichtet, drei Polizisten hätten diesen überwältigt und auf dem Boden fixiert. Er habe geblutet, ein Polizist habe ihm das Knie auf den Hals gedrückt.
Der Betreuer habe das Vorgehen verglichen mit dem Ereignis, bei dem der Schwarze US-Amerikaner George Floyd 2020 von einem Polizisten erstickt wurde. Weltweit hatte dieser Fall Proteste ausgelöst. (dpa/mig) Leitartikel Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Neue Behörde Ukrainer sollen arbeiten oder zurück in die Heimat
- Rheinland-Pfalz-Studie Jeder zweite Polizist lehnt muslimfeindliche…
- Der Fall Prof. Dr. Kenan Engin Diskriminierung an deutschen Hochschulen kein Einzelfall
- Drama im Mittelmeer Seenotretter bergen hunderte Geflüchtete
- Kaum Auslandsüberweisungen Studie entlarvt Lüge zur Einführung von Bezahlkarten
- Einstiegsdroge: Ausländerfeindlichkeit AfD zur politischen Säule von Rechtsextremen geworden