„Die Kämpferin in mir“
Das harte Schicksal von Sara Mardini
Sara ist in Syrien Profischwimmerin. Sie flieht mit ihrer Schwester 2015 vor dem Krieg über das Mittelmeer. Sie retten sich und 18 weitere vor dem Ertrinken. Später wird sie als Flüchtlingshelferin verhaftet. Eine Arte-Doku über moralische Pflicht und humanitäre Not.
Von Serhat Koçak Montag, 19.06.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 19.06.2023, 13:20 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Syrerin Sara Mardini und ihre jüngere Schwester Yusra stammen aus einer Familie von Hochleistungssportlern. Doch der Bürgerkrieg zerstört ihren Traum, für ihr Land bei Olympia zu schwimmen. 2015 fliehen die zwei mit ihrer Familie vor der Gewalt und dem Chaos. Sie machen sich im Schlauchboot auf den gefährlichen Weg von der Türkei nach Griechenland. Als der Motor versagt, springen Sara und Yusra ins Meer und ziehen das Boot im Wasser ans Ufer – dreieinhalb Stunden lang. Alle Geflüchteten an Bord können gerettet werden. Später hilft Sarah als Rettungsschwimmerin, Flüchtlinge vor der Ägäisinsel Lesbos zu retten – und wird verhaftet. Der Vorwurf: Menschenhandel und Spionage. Ihr drohen 25 Jahre Gefängnis.
Über vier Jahre hat die Filmemacherin Charly W. Feldman Saras Kampf um Gerechtigkeit und ihr Ringen um einen Platz in der Gesellschaft begleitet. In ihrer Arte-Doku „Sara Mardini – Gegen den Strom“ gibt sie am Mittwoch um 21.50 Uhr nun traurige Einblicke in Saras harten Alltag. Denn während ihre Schwester bereits bei den Olympischen Spielen schwamm, wartet Sara bis heute auf ihren Prozess und setzt sich trotzdem weiterhin für Menschlichkeit an Europas Grenzen ein.
Mardini: Festgenommen, „weil ich übersetzt habe.“
2018 versuchte Sara Mardini mit anderen freiwilligen Helfern vor Lesbos, das Leben von Flüchtlingen zu retten. Aber für ihren humanitären Einsatz drohen den Aktivisten hohe Gefängnisstrafen. Auch Sara Mardini wird mit anderen für dreieinhalb Monate in einem Hochsicherheitsgefängnis interniert.
Die Reportage „Sara Mardini – Gegen den Strom“ läuft am Mittwoch, 21. Juni, um 21.50 Uhr auf Arte.
„Ich wurde festgenommen, weil ich nachts am Strand Wasser und Decken verteilt habe. Weil ich übersetzt habe für die Geflüchteten. So sehe ich das“, sagt sie auf einer Podiumsdiskussion in London. Doch die Regierung und die Politik würden es anders darstellen. „Sie denken, dass die Freiwilligen die Einreise illegaler Einwanderer fördern. Ich bin nur eine Studentin, (…) – es war schwer. 107 Tage – und du weißt nicht, warum.“ Zurzeit schwebt wieder ein Verfahren über ihr. Der Ausgang ist völlig unklar.
EU bis heute ohne humane Lösung
Sara erlebt mit, was es heißt, wenn Europa seine Abwehr gegenüber den Bootsflüchtlingen noch verstärkt. Denn bis heute hat der Kontinent keine humanen Lösungen gefunden, wie man mit den Menschen, die übers Meer flüchten, umgehen will. Sara wollte nicht, dass es anderen Geflüchteten so ergeht wie ihrer Familie. Als humanitäre Helferin war sie auf Lesbos „nicht mehr die Geflüchtete, sondern die Retterin“. Irgendwann bringe die Zeit, in der man lebe, einen dazu, sich zu ändern. „Ich konnte Dinge, die ich nicht für möglich hielt. Ich entdeckte die Kämpferin in mir“, sagte Mardini.
In der Arte-Dokumentation ist Sara Mardinis Geschichte ein bemerkenswertes Beispiel für Mut und Menschlichkeit inmitten der Flüchtlingskrise. Trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert wurde, setzt sie sich weiterhin für die Rechte und Würde von Flüchtlingen ein und hofft, dass ihre Geschichte andere dazu inspirieren kann, sich ebenfalls für Veränderungen einzusetzen. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton
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