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MiGAZIN Kolumnist Sven Bensmann © privat, Zeichnung MiG

Nebenan

Der Preis des Friedens

Was ist uns eigentlich Frieden wert - zum Beispiel in Kolumbien? Und hat Christian Lindner dafür noch Platz in seinem Haushalt der sozialen Ungerechtigkeiten?

Von Montag, 17.04.2023, 13:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.04.2023, 6:15 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt. Dieser Grundpfeiler deutscher Politik gilt unumstößlich. Ob bei den völkerrechtswidrigen Überfällen beim Zerfall Jugoslawiens, auf Afghanistan oder auf die Ukraine – Deutschland war und ist immer mit dabei. Krieg ist eben ein gutes Geschäft – oft ein besseres als Frieden. Egal wie viele Geflüchtete vor europäischen oder deutschen Grenzen stehen, irgendwie wird man die immer los, wenn man nur will: Es braucht schon einen besonderen, affekthaften Ausbruch christlicher Nächstenliebe, die Grenzen ausnahmsweise mal wirklich zu öffnen und zu sagen: „Wir schaffen das.“ – die Regel ist es in Deutschland und Europa nicht, und schon gar nicht in den USA.

Selbst die Entwicklungspolitik – in den Augen einiger linker Sozialromantiker immer noch so eine Art Friedenspolitik – ist meist nichts anderes als ein Mittel der Konfliktentwicklung, Mittel, Frieden und Freiheit der „Entwicklungspartner“ zu reduzieren und sie der deutschen und westlichen Wirtschaft zu unterwerfen – bis es dann fast unvermeidlich zu weitreichender Korruption, zu Bürgerkrieg und zu Migrationsbewegungen kommt, so dass dann der Maggus in München, der Bernd in Sachsen und der Christian in seinem Porsche fordern müssen, alle Grenzen dichtzumachen – und doch bitte lieber die Fluchtursachen zu bekämpfen.

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Weit weg von der europäischen Außengrenze, im Vorgarten der USA, deutet sich derzeit ein mögliches Drama ab, um das sich die USA schon aus ideologischen Gründen nicht werden kümmern wollen: Bedroht ist eine eher linksgerichtete Regierung, während die USA aus Überzeugung in Lateinamerika stets nur Faschisten, Militärdiktatoren und anderen Abschaum unterstützen. Es geht, präziser gesagt, um Kolumbien, das nach Jahrzehnten Bürgerkrieg und langwierigem Friedensprozess mit der FARC ein Abkommen erzielt hat, das zerrissene Land zu heilen. Ob es auch daran liegt, dass Kolumbien die USA mit billigen Drogen flutet, die die Bevölkerung ruhig stellen (Afghanistan ist dank der West-Intervention mittlerweile ja auch wieder Weltmarktführer in der Opiumproduktion), oder ob man schlicht und einfach den einfachen US-Pöbel vor der Erkenntnis bewahren will, dass selbst wirtschaftlich darnieder liegende Nationen wie Kuba und Kolumbien ihren Bürgern mehr soziale Errungenschaften zukommen lassen, als die hyperreichen USA, wer weiß das schon, aber mit den USA ist linke Politik halt nicht zu machen.

„Ach, stimmt ja, Lützerath, da war ja was, ne? Genug Klimagase, um im Alleingang die gesamteuropäischen Klimaziele zu torpedieren und die weltweite Kritik an Chinas Energiepolitik ad absurdum zu führen.“

So ein Friedensprozess wie in Kolumbien ist jedenfalls teuer, da er auch eine ausgedehnte Bodenreform vorsieht, die nicht nur denjenigen Menschen, die ihr Leben lang nur Krieg geführt haben, eine Alternative bieten soll, eine Perspektive, in Frieden und durch Frieden anständig zu leben. Gut 30 Milliarden Euro – nicht einmal ein Drittel dessen, was der deutsche Staat allein und in einem Handstreich für die weltweite Rüstungsindustrie spendierte – braucht Kolumbien, um eine ganze Reihe von Sozialprogrammen, von der Entschädigung von Opfern des Bürgerkriegs bis zur Eingliederung der ehemaligen Rebellen zu finanzieren. Übersetzt: um den fragilen Frieden im Land zu sichern, um Fluchtursachen zu bekämpfen, um Mord und Vertreibung zu verhindern. Geld, das Kolumbien schon während des Bürgerkriegs nie hatte und auch jetzt nicht hat.

Stellen wir uns daher einmal die bisher rein hypothetische Frage: Ist der kolumbianische Frieden der Welt 30 Milliarden wert? Man könnte schließlich mal bei der dortigen Regierung anfragen, unter welchen Bedingungen Geld nach Kolumbien fließen könnte; wir könnten es von mir aus sogar „Entwicklungspolitik“ nennen, die Auszahlung an den Schutz des kolumbianischen Regenwaldes knüpfen und uns dann für diese tolle gute Tat und diesen gelebten Klimaschutz so lange am eigenen Pimmel spielen, bis wir Lützerath endlich vergessen haben. Ach, stimmt ja, Lützerath, da war ja was, ne? Genug Klimagase, um im Alleingang die gesamteuropäischen Klimaziele zu torpedieren und die weltweite Kritik an Chinas Energiepolitik ad absurdum zu führen.

Oder wir warten halt abermals ab, bis es endlich wieder so richtig rummst – vielleicht sind G36 und Leopard bis dahin ja dschungelfähig. Da ließe sich bestimmt ein gutes Geschäft machen. Meinung

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