Seenotrettung im Mittelmeer
Insgesamt mehr als 900 Schutzsuchende an Bord
Bei mehreren Einsätzen haben private Seenotrettungsschiffe mehr als 900 Menschen gerettet. Sie warten auf einen sicheren Hafen. Trotz vieler Tote gibt es im Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettung.
Sonntag, 30.10.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30.10.2022, 14:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die „Geo Barents“ hat am Wochenende 119 weitere Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Die Menschen – darunter sieben Minderjährige – seien auf einem Holzboot unterwegs gewesen, teilte die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, auf Twitter mit. Alle Überlenden seien nun an Bord des Rettungsschiffes und würden versorgt. Auch die Schiffe anderer Organisationen hatten in den vergangenen Tagen Dutzende Flüchtlinge und Migranten gerettet.
An Bord der „Geo Barents“ sind nach dem jüngsten Rettungseinsatz mehr als 500 Schutzsuchende. Die Crew der von dem internationalen Verbund SOS Méditerranée unterhaltenen „Ocean Viking“ versorgt nach eigenen Angaben ebenfalls 234 Menschen, unter ihnen mehr als 40 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die „Humanity 1“ der deutschen Organisation „SOS Humanity“ harrte am Samstag weiter mit knapp 180 Flüchtlingen und Migranten auf der Suche nach einem europäischen Hafen aus.
1/4 Die #Humanity1 liegt mit 180 Geretteten in internationalen Gewässern vor Sizilien und wartet auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Alle 4 Anfragen vom 23.-27.10. an alle relevanten Behörden – inkl. Rettungsleitstellen in Malta und Italien – blieben bislang ohne Erfolg. pic.twitter.com/r3W4O0H5Gq
— SOS Humanity (@soshumanity_de) October 27, 2022
Keine staatliche Seenotrettung
Im Mittelmeer, dessen Überquerung zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit zählt, gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Menschenrechtler werfen der Europäischen Union Untätigkeit und Rechtsbruch vor. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben bei der Überquerung in diesem Jahr bereits 1.757 Menschen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.
"Einige der 234 Überlebenden verbrachten vor ihrer Rettung bis zu 3 Tage auf See. Der Stresspegel ist hoch. Sie müssen an einem sicheren Ort von Bord gehen", appelliert Viviana.
Die Geretteten sind seit bis zu 8 Tagen auf der #OceanViking. Wie lange müssen sie noch warten? pic.twitter.com/L56RVeHsks— SOS MEDITERRANEE Germany (@SOSMedGermany) October 29, 2022
Häufig müssen die privaten Seenotretter tagelang warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen. In Libyen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, drohen ihnen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen. Es wird befürchtet, dass die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien einen schärferen Kurs gegenüber den Seenotrettungsorganisationen einschlägt. (epd/mig) Aktuell Panorama
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