Studie
Private machen positive Erfahrungen mit Aufnahme von Ukrainern
Eine überwältigende Mehrheit der Menschen, die privat Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen haben, haben positive Erfahrungen gemacht. Das geht aus einer aktuellen Befragung hervor. Experten mahnen aber Bürokratieabbau an und fordern mehr Unterstützung für Unterbringende.
Montag, 26.09.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.09.2022, 13:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Hunderttausende Menschen in Deutschland haben sich bereiterklärt, Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine privat unterzubringen. Wie eine aktuelle Studie jetzt zeigt, machte eine überwältigende Mehrheit (82 Prozent) der Befragten positive Erfahrungen. Wenn die Unterbringung endete, dann vor allem, weil eine andere Unterkunft gefunden wurde (55 Prozent). Vergleichsweise seltener wurde die Unterbringung wegen mangelnder Unterstützung, unpassender Wohnsituation oder zwischenmenschlicher Konflikte beendet (20 Prozent). Wie aus der Auswertung außerdem hervorgeht, würden 80 Prozent der Befragten erneut Geflüchtete bei sich aufnehmen – darunter auch Personen, die weniger positive Erfahrungen gemacht haben.
„Private Gastgebende müssen mehr Unterstützung erhalten“, sagt Georgia Homann, Projektleiterin bei #UnterkunftUkraine. Die Plattform ist eine Anlaufstelle für Menschen, die Wohnraum für Geflüchtete bereitstellen. „Insbesondere mit Blick auf den bevorstehenden Winter gilt es, bürokratische Hürden zu beseitigen und digitale Lösungen weiterzuentwickeln. Nur so können wir das Potential privater Unterbringung nutzen, das die Studie aufgezeigt hat“, erklärt Homann.
Private Helfer brauchen Unterstützung
Bereits bei vergangenen Fluchtbewegungen haben Privatpersonen Geflüchtete bei sich zu Hause aufgenommen. Durch digitale Vermittlungsplattformen habe diese Engagementform – private Unterbringung von Geflüchteten – erheblich an Reichweite gewonnen, so die Studienautoren. Alleine auf der Plattform #UnterkunftUkraine wurden den Angaben zufolge bis September 2022 insgesamt 48.800 Menschen eine Unterkunft vermittelt, über 160.000 Personen haben dort ihren Wohnraum angeboten. Und die Mehrheit der befragten Unterbringenden (58 Prozent) hat sich noch nie zuvor für Geflüchtete engagiert.
„Wir sehen hier eine erhebliche Neuaktivierung von Menschen, die jetzt zum ersten Mal Geflüchtete unterstützen“, sagt Prof. Dr. Sabrina Zajak, Leiterin der Abteilung Konsens & Konflikt am DeZIM-Institut und Co-Autorin des Berichts. „Private Unterbringung hat das Potenzial, sich als neue Form des Engagements zu etablieren. Allerdings brauchen die Unterbringenden und auch die Geflüchteten dringend Unterstützung.“
Menschen wollen „handfeste“ Hilfe leisten
Wie aus der Erhebung weiter hervorgeht, sind Menschen, die Unterkünfte anbieten, überwiegend weiblich (63 Prozent), leben in einer Stadt und haben viel Platz sowie ein separates Zimmer (75 Prozent stehen über 100m² Wohnraum zur Verfügung). Ihre zentrale Motivation sei es, „handfeste“ Hilfe zu leisten, die über Geld- oder Sachspenden hinausgeht.
Für die Studie hat das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) untersucht, wer Geflüchtete aufgenommen hat, welche Erfahrungen die Unterbringenden machen und auf welche Hürden sie stoßen. In Zusammenarbeit mit der Plattform #UnterkunftUkraine wurden bis Ende Juli 2022 über 3.000 Personen befragt. (mig) Gesellschaft Leitartikel
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