TÜV/Dekra
Höhere Durchfallquoten bei Führerscheinprüfungen in ausländischen Sprachen
Nicht deutschsprachige Fahrschüler fallen öfter durch die theoretische Führerscheinprüfung. Grund: Unzureichende Lernmaterialien in nicht deutscher Sprache und eine Ausbildung, die nicht an die Bedürfnisse von Fremdsprachlern angepasst ist. Ein Start-up verspricht Abhilfe.
Von Sophia Hiss Mittwoch, 21.09.2022, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 23.09.2022, 6:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Gesellschaftliche Teilhabe, Chancengleichheit und Mobilität, sind entscheidende Faktoren in der Frage um gelingende Integration von Menschen, die neu nach Deutschland eingereist sind. Ein Führerschein kann neben dem Sprachunterricht und einer Ausbildung ein wichtiger Schritt hin zu einem selbstständigen und unabhängigen Leben sein. Für viele Berufe oder Ausbildungsstellen ist ein Führerschein dabei in vielen Fällen obligatorisch. Die Prüfung bleibt für nicht deutschsprachige Fahrschüler:innen aber eine große Hürde, denn obwohl die theoretische Führerscheinprüfung derzeit in bis zu 13 Sprachen abgelegt werden kann, sind die Chancen für Fremdsprachler:innen auf eine erfolgreiche Prüfung deutlich geringer.
Das belegen aktuelle Zahlen: 2021 wurden insgesamt 1,7 Millionen theoretische Führerscheinprüfungen in Deutschland abgelegt, davon 17 Prozent nicht in deutscher Sprache. Ein Blick in diese Gruppe zeigt: Überdurchschnittlich viele nicht deutschsprachige Fahrschüler:innen sind durch diese Prüfung gefallen.
TÜV/DEKRA: Mehr als 50% Durchfallquote bei ausländischen Sprachen
Laut einer aktuellen Statistik von TÜV/Dekra, die auf Anfrage des Startups „Educatio Digitale Lernsysteme GmbH“ aus Passau erstellt wurde, fielen im Jahr 2021 rund 40 Prozent der Fahrschüler:innen durch die schriftliche Prüfung in deutscher Sprache. Bei Theorieprüfungen, die in nicht-deutschen Sprache abgelegt wurden, sind die Durchfallquoten deutlich höher. Besonders Prüfungen, die in Rumänisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch und Französisch abgelegt wurden, weisen mit mehr als 50 Prozent eine besonders hohe Durchfallquote auf. Solche, die in Arabisch oder Türkisch abgelegt wurden, lagen mit ca. 45 Prozent dabei ebenfalls über dem Durchschnitt.
Das ist nicht verwunderlich. Bei Begriffen wie „Kontrollleuchte“, „Einsatzhorn“ oder „Ausfädelungsstreifen“ kommen selbst Muttersprachler ins Schleudern. Bisher stünden den Fahrschüler:innen nur die übersetzten amtlichen Prüfungsfragen zur Vorbereitung bereit. Dazu kommt die Präsenzpflicht in den theoretischen Unterrichtsstunden, die in den allermeisten Fällen nur auf Deutsch gehalten werden. Ob fremdsprachige Fahrschüler:innen dem Unterricht folgen können oder nicht, bleibt oft unbeachtet.
Kritik: Unzureichende Lernangebote in ausländischen Sprachen
Fakt ist: Nicht deutschsprachige Führerscheinanwärter müssen die Prüfung öfter wiederholen als Deutschsprachige. Prüfungswiederholung sind allerdings mit hohen Kosten und enormen Zeitaufwand verbunden. Das ist insbesondere für junge Menschen, die neu im Land sind, eine enorme Belastung und falls der Führerschein für den Job erforderlich ist, auch eine große Integrationshürde.
Gábor Faragó, Gründer von „Educatio Digitale Lernsysteme“ kritisiert, dass viele Unterrichtsinhalte aufgrund der Sprachbarriere nicht verstanden werden. Sein Start-up hat „Dreiv“ entwickelt, ein digitales Selbstlern-Programm zur Unterstützung des Präsenzunterrichts in viele Fremdsprachen, darunter Englisch, Türkisch, Hocharabisch und Russisch. Damit könnten sich nicht deutschsprachige Fahrschüler:innen interaktiv mit Lernvideos, Erklär-Texten in ihrer jeweiligen Sprache und einem Lexikon in einfacher Sprache auf die Prüfung vorbereiten. In Zukunft wolle der Start-up noch mehr Sprachen anbieten und entwickle gerade eine Version auf Ukrainisch. (sh/mig) Aktuell Panorama
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