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Flughafen (Archiv) © de.depositphotos.com

Jährlich 400.000 Einwanderer

Heil: Wir müssen die Einwanderung von Fachkräften erleichtern

Deutschland braucht jährlich 400.000 Einwanderer, um den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel auszugleichen. Die Bundesregierung will bis Ende dieses Jahres ein Gesetz vorlegen. Mit der Chancenkarte soll die Einwanderung erleichtert werden. Arbeitsmarktforscher fordert mehr.

Montag, 12.09.2022, 16:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 12.09.2022, 15:35 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will bis Ende dieses Jahres ein Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung auf den Weg bringen. Heil sagte nach einem Austausch mit der Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden über die Fachkräftestrategie der Bundesregierung, die Hürden seien immer noch zu hoch. Die Verfahren müssten vereinfacht und beschleunigt werden. Er arbeite gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an den Eckpunkten, sagte Heil. Auch Arbeitsmarktforscher Enzo Weber fordert Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten.

Der Arbeitsminister verwies auch auf die Chancenkarte, mit der ausländische Fachkräfte künftig für eine gewisse Zeit nach Deutschland kommen könnten, um sich hier eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz zu suchen. Dafür soll ein Punktesystem eingeführt werden. Die Interessenten müssen Heil zufolge von vier Kriterien mindestens drei erfüllen: ein ausländischer Abschluss, mindestens drei Jahre Berufserfahrung, Sprachkenntnisse sowie ein Alter unter 35 Jahren. Außerdem müssen die Menschen schon während der Stellensuche selbst für ihren Unterhalt sorgen.

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Habeck: Fachkräftemangel kein vorübergehendes Problem

Mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen, ist Teil der Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Um die Potenziale im Inland zu heben, will die Regierung allen jungen Menschen eine Ausbildungsgarantie geben, mehr für die Weiterbildung tun und flexiblere Übergänge in die Rente ermöglichen. Zentral sei außerdem die Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit, sagte Heil.

An den Gesprächen mit Wirtschaftsvertretern und Gewerkschaften hatten auch Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) teilgenommen. Stark-Watzinger sagte, zwei Millionen unbesetzte Stellen in Deutschland seien „ein trauriger Rekord“. Habeck betonte, der Fachkräftemangel sei kein vorübergehendes Problem. Wenn die Politik nichts unternehme, werde es noch größer werden. Die Transformation der Wirtschaft bedeute einen enormen Wandel für Deutschland. Dafür würden die Menschen gebraucht.

Arbeitsmarktforscher für Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten

Heils Forderung bekommt Rückenwind von Arbeitsmarktforscher Enzo Weber. Er fordert mehr gezielte Zuwanderung aus Staaten, die nicht zur Europäischen Union gehören. Innerhalb der EU sei das Potenzial bereits deutlich begrenzt, da die Bevölkerung in anderen Mitgliedsländern teils noch stärker altere als die deutsche Gesellschaft, sagte Weber der „Rheinischen Post“. „Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist rechnerisch am meisten durch die Migration aus Drittstaaten möglich“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das IAB gehört zur Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Hintergrund ist die alternde Bevölkerung in Deutschland und anderen Ländern. „Ohne Zuwanderung würden wir bis 2030 rund fünf Millionen Arbeitskräfte durch den demografischen Wandel verlieren“, sagte Weber. Zum Ausgleich müssten jedes Jahr 400.000 Arbeitskräfte mehr nach Deutschland kommen als das Land verlassen.

Anerkannter beruflicher Abschluss „größte Hürde“

„Die größte Hürde bei der Zuwanderung ist bislang, dass ein anerkannter beruflicher Abschluss vorausgesetzt wird“, erläuterte der Arbeitsmarktforscher. Die von der Bundesregierung geplante „Chancenkarte“ sei „richtig“, es reiche aber „bei Weitem noch nicht aus“, betonte Weber. Es müsse auch erleichtert werden, dass Menschen bereits mit einem Arbeitsvertrag nach Deutschland kommen könnten. „Und zwar auch dann, wenn sie nicht über einen anerkannten Abschluss verfügen.“

Als Ausgleich schlug der Forscher eine berufsbegleitende, gezielte Weiterqualifikation und Sprachförderung vor. „Entscheidend ist, dass man die Menschen dann auch gut integriert und in Deutschland hält. Denn es ist wenig gewonnen, wenn viele zuwandern, aber viele auch wieder abwandern.“ (epd/mig) Leitartikel Wirtschaft

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