„Fatales Zeichen“
Einstellung der Sprachförderung in Kitas weiter in der Kritik
Das Programm des Bundes für die Sprachförderung in Kitas soll auslaufen. Die Bundesländer sollen die Aufgabe übernehmen. Caritas und AWO sehen den Bund jedoch weiter in der Pflicht.
Donnerstag, 18.08.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.08.2022, 12:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Caritasverband und die AWO dringen auf eine Fortsetzung der Bundesförderung für Sprach-Kitas. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa kritisierte in Berlin, die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP wolle das Programm entgegen ihrer Ankündigung streichen. Diese Entscheidung müsse rasch rückgängig gemacht werden, forderte Welskop-Deffaa. Auch der Zuzug von Kindern aus der Ukraine erfordere eine weitere Förderung. Sogenannte Sprach-Kitas erhalten Geld für Fachkräfte, die sich besonders um Kinder kümmern, die zu Hause nicht ausreichend Deutsch lernen können.
Die Vorstandsvorsitzende des AWO-Bundesverbands, Brigitte Döcker, sprach von einem „Wortbruch“ der Regierung und einem fatalen Zeichen für die Kindertagesbetreuung. Beide Verbände unterstützen die Kampagne „Sprach-Kitas retten“, die durch eine Petition erreichen will, dass sich der Bundestag mit dem Thema beschäftigt. Anfang August hatten bereits Kita-Träger, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Bund sowie die Kultus- und die Familienministerkonferenz aufgefordert, die Sprachförderung in Kindertagesstätten dauerhaft abzusichern.
Jede achte Kindertageseinrichtung Sprach-Kita
Die evangelischen Kindertagesstätten unterstützen die bundesweite Kampagne zum Erhalt der Sprach-Kitas, für die am Mittwoch unter der Adresse https://sprachkitas-retten.de eine Website freigeschaltet worden ist. „Sie sind eine wesentliche Säule in der Kindertagesbetreuung, um Kindern und Familien in den Kitas ein fachlich fundiertes frühkindliches Bildungsangebot zu machen“, sagte der Bremer Vorstandschef der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder, Carsten Schlepper. Jede achte Kindertageseinrichtung in Deutschland sei mittlerweile eine Sprach-Kita, fast 8.000 Fachkräfte seien qualifiziert worden.
Zentrales Instrument der Kampagne ist eine Petition an den Bundestag. Petentin ist Wenke Stadach, die eine Sprach-Kita in Neubrandenburg/Mecklenburg-Vorpommern leitet. Sie wird unter anderem vom SPD-Bundestagsabgeordneten Erik von Malottki unterstützt. Nötig sind mindestens 50.000 Unterschriften, damit es zu einer verpflichtenden Anhörung im Bundestag zum Erhalt der Sprach-Kitas kommt.
Keine Mittel mehr vorgesehen
Der Bund unterstützt seit elf Jahren mit Modellprogrammen die Sprachförderung bei Kindergartenkindern. Das Bundesfamilienministerium hatte den Kita-Trägern Mitte Juli mitgeteilt, dass im Haushaltsentwurf für 2023 keine Mittel für die Fortsetzung des Sprach-Kita-Programms mehr vorgesehen sind und die Sprachförderung als Daueraufgabe in die Zuständigkeit der Bundesländer falle. Nach Angaben des Ministeriums reichten die bisher gewährten Bundesmittel für 7.500 Halbtagsstellen für zusätzliche Fachkräfte zur Sprachförderung in 6.900 Kitas, womit rund eine halbe Million Kinder erreicht worden seien.
Zuletzt hatte der Bund jährlich rund 200 Millionen Euro für die Sprach-Kitas zur Verfügung gestellt. Für die Jahre 2023 uns 2024 sind seitens des Bundes jeweils zwei Milliarden Euro für die Förderung der frühkindlichen Bildung und Qualitätsentwicklung in den Kitas vorgesehen. Die Entscheidungen über die Verwendung der Mittel treffen aber die Länder. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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