Kritik per Offenem Brief
Bund lässt Sprachprogramm für Kinder ohne Deutschkenntnisse auslaufen
Kindertagesstätten fürchten, die Förderung von Kindern, die schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen, nicht so fortsetzen zu können wie bisher, weil ein Förderprogramm des Bundes ausläuft. Mit dem Geld werden bisher zusätzliche Fachkräfte bezahlt.
Donnerstag, 04.08.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 10.08.2022, 14:52 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Beendigung des Sprach-Kita-Programms der Bundesregierung stößt auf Protest. In einem Offenen Brief fordern Kita-Träger, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Bund sowie die Kultus- und die Familienministerkonferenz auf, die Sprachförderung in Kindertagesstätten dauerhaft abzusichern.
Die Verbände werfen der Bundesregierung vor, entgegen ihrer Ankündigung das erfolgreiche Förderprogramm auslaufen zu lassen. Die Parteien SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag erklärt, sie wollten das „Programm Sprach-Kitas weiterentwickeln und verstetigen“.
Kommunen erwarteten „dauerhafte Finanzierung“
Insbesondere Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte würden künftig schlechter gestellt und in ihren Bildungschancen benachteiligt, kritisieren die Verbände. Der Bundesgeschäftsführer des Verbands der katholischen Tageseinrichtungen für Kinder (KTK), Paul Nowicki, sagte dem „Evangelischen Pressedienst“, die Integration ukrainischer Kinder stelle die Einrichtungen vor weitere Herausforderungen. Zusätzliche Fachkräfte für die Sprachförderung würden auch künftig dringend gebraucht.
Dem Bundesfamilienministerium zufolge stellte der Bund zuletzt jährlich rund 200 Millionen Euro für die Sprach-Kitas zur Verfügung. Eine Sprecherin des Städte- und Gemeindebundes sagte dem „Evangelischen Pressedienst“, die Kommunen erwarteten vom Bund statt einer Beendigung „eine dauerhafte Finanzierung“ des Programms, das in der Praxis sehr gut angenommen worden sei. Die Verbände appellieren in ihrem Offenen Brief auch an die Länder, das Programm fortzuführen.
Familienministerium: Es liegt an den Ländern
Eine Sprecherin von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) erklärte, es liege nun bei den Ländern, die Sprachförderung weiter zu finanzieren. Sprachliche Bildung sei kein Nischenthema, sondern gehöre ins Zentrum der Qualitätsentwicklung. Im künftigen Kita-Qualitätsgesetz werde der Bund daher die Sprachförderung gesetzlich verankern und finanziell stärken, erklärte sie. Das Programm Sprach-Kitas sei dagegen ein befristetes Modellprojekt, um die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Sprachförderung zu lenken.
Für die Jahre 2023 und 2024 sind seitens des Bundes jeweils zwei Milliarden Euro für die Förderung der frühkindlichen Bildung und Qualitätsentwicklung in den Kitas vorgesehen. Den Rahmen dafür soll das Kita-Qualitätsgesetz bilden, das derzeit erarbeitet wird und das Gute-Kita-Gesetz ablösen soll. Im Rahmen dieses Gesetzes will der Bund die Sprachförderung zu einem Schwerpunkt machen – die Entscheidungen über die Verwendung der Mittel treffen aber die Länder.
Keine Mittel mehr für Sprach-Kita-Programm
Bisher unterstützt der Bund seit inzwischen elf Jahren mit Modellprogrammen die Sprachförderung bei Kindergartenkindern, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen. Das Bundesfamilienministerium hatte den Kita-Trägern Mitte Juli mitgeteilt, dass im Haushaltsentwurf für 2023 keine Mittel für die Fortsetzung des Sprach-Kita-Programms mehr vorgesehen sind und die Sprachförderung als Daueraufgabe in die Zuständigkeit der Bundesländer übergeben werde.
Nach Angaben des Ministeriums reichten die bisher gewährten Bundesmittel für 7.500 Halbtagsstellen für zusätzliche Fachkräfte zur Sprachförderung in 6.900 Kitas, womit rund eine halbe Million Kinder erreicht worden seien. Jede achte Tagesstätte sei inzwischen eine Kita mit Sprachförderung, hieß es. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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