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Afghanistan © de.depositphotos.com

US-Bericht

Journalismus in Afghanistan im Überlebenskampf

Medien und Journalisten in Afghanistan kämpfen seit dem Abzug westlicher Truppen vor einem Jahr um ihr Überleben. Das zeigt ein US-Bericht. Danach leiden Medienschaffende nicht nur unter den Taliban-Beschränkungen, sondern auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage im Land. Experten fordern Aufnahme fliehender Journalisten.

Donnerstag, 11.08.2022, 17:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.08.2022, 14:29 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Unter dem Druck der Taliban-Herrschaft kämpfen die Medien in Afghanistan um ihr Überleben. Das zeigt ein vom Komitee zum Schutz von Journalisten am Donnerstag in New York veröffentlichter Bericht. In Afghanistan werde dennoch mutiger Journalismus gemacht, betonte der Verband.

Nach dem übereilten und unvorbereiteten Abzug westlicher Truppen unter Federführung der USA aus dem Land hatte die Taliban im August vergangenen Jahres die Macht im Land erneut an sich gerissen. Journalisten seien seitdem weitverbreiteter Zensur ausgesetzt, hieß es. Die Autoren des Berichts kritisierten außerdem Festnahmen und Einschüchterungen von Medienschaffenden.

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Zahlreiche erfahrene Journalisten haben den Angaben zufolge das Land verlassen. Zudem sei aufgrund der wirtschaftlichen Lage ein dramatischer Rückgang der Zeitungen und Rundfunkstationen zu verzeichnen.

Taliban nutzen Social-Media

Bei Online-Medien hätten die Taliban indes ihre Praxis gelockert. 2001 habe die damalige Taliban-Regierung die Nutzung des Internets verboten, um die Verbreitung „obszönen, unmoralischen und islamfeindlichen Materials“ zu verhindern. Gegenwärtig nutzten die Fundamentalisten selbst das Internet und soziale Medien, um ihre Botschaft zu verbreiten.

Laut dem Bericht leisten Medienschaffende Widerstand gegen die Beschränkungen. Das unterscheide sich von den Zuständen unter der ersten Taliban-Regierung von 1996 bis 2001. Als die Taliban im Mai vorgeschrieben hätten, Ansagerinnen des TV-Senders TOLONews müssten das Gesicht bedecken, hätten männliche Ansager als Zeichen des Protestes mehrere Tage lang ihre Gesichter bedeckt. TOLONews stelle außerdem zunehmend Journalistinnen ein. Die Anzahl der Frauen im Sender sei nach Angaben des leitenden Redakteurs heute größer als vor einem Jahr.

Ausland soll fliehende Journalisten aufnehmen

Von 2001 bis 2021 hatten US-amerikanische sowie internationale Streitkräfte die Lage in Afghanistan kontrolliert. Schon zu dieser Zeit sei Journalismus ein gefährliches Geschäft gewesen: In den 20 Jahren seien 53 Journalisten ums Leben gekommen, heißt es in dem Bericht. Damals habe jedoch auch ein Ausbau der Medien stattgefunden, der als eine „der seltenen Erfolgsgeschichten“ der ausländischen Truppenpräsenz eingestuft werden könne.

Das Komitee appellierte an die Taliban-Regierung, repressive Maßnahmen gegen Medienschaffende zu stoppen und inhaftierte Journalisten freizulassen. Auch die Diskriminierung von Frauen in Medienberufen müsse beendet werden. Das Ausland müsse fliehende Journalisten aufnehmen, um ihnen zu ermöglichen, ihren Beruf weiter ausüben zu können. (epd/mig) Aktuell Ausland

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