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Rettungsschiff Alan Kurdi im Mittelmeer © Sea Eye/Karsten Jäger

Mehrere Einsätze

Zivile Seenotretter mit Hunderten Geflüchtete auf dem Mittelmeer

Mehr als tausend Geflüchtete haben die Schiffe von Hilfsorganisationen in den vergangenen Tagen auf dem Mittelmeer gerettet. Für einen Teil der Geretteten wurden Hafen zugewiesen, andere harren weiter auf hoher See aus. Die Abschottungspolitik steht zunehmend in der Kritik.

Sonntag, 31.07.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 31.07.2022, 15:34 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Hunderte im Mittelmeer gerettete Geflüchtete warten weiter auf die Zuweisung eines Hafens. Während die mehr als 430 Überlebenden auf der „Sea-Watch 3“ am Samstag im italienischen Hafen Tarent an Land gingen, haben auch weitere 387 im Mittelmeer gerettete Geflüchtete an Bord der „Ocean Viking“ am Sonntag die Nachricht erhalten, am italienischen Salerno an Land gehen zu dürfen. Gerettete auf der „Geo Barents“ mit weiteren Hunderten Geretteten harren derweil weiter auf hoher See aus. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), forderte ein Ende der europäischen Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache. Sie sprach sich zudem für eine staatlich organisierte Mission aus, um Geflüchtete und Migranten vor dem Ertrinken zu retten.

Die Crew der „Sea-Watch 3“ hatte die Schutzsuchenden vergangenes Wochenende bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet und anschließend auf die Zuweisung eines europäischen Hafens gewartet. Mehrere der Überlebenden mussten aus medizinischen Gründen evakuiert werden. Auf Twitter sprachen sie von Erleichterung an Bord.

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Keine staatliche Seenotrettung vieler Todesfälle

Das Mittelmeer ist eine der wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten nach Europa. Immer wieder wagen Menschen auf der Suche nach Schutz die riskante Überfahrt. Häufig brechen sie aus dem nordafrikanischen Libyen aus, wo ihnen in Haftlagern Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen. Trotz der Gefahren gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung mehr auf dem Mittelmeer. Lediglich die Schiffe ziviler Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Geflüchteten und Migranten.

Außer der „Sea-Watch 3“ sind zurzeit noch die „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ und die vom internationalen Verbund SOS Méditerranée betriebene „Ocean Viking“ auf dem Mittelmeer unterwegs. Auf der „Geo Barents“ warteten 659 Geflüchtete auf die Zuweisung eines Hafens, auf der „Ocean Viking“ waren es 387 Männer, Frauen und Kinder.

Amtsberg: Zusammenarbeit mit libyscher Küstenwache beenden

Die Grünen-Politikerin Amtsberg forderte ein Ende der Kooperation der EU mit der libyschen Küstenwache. Von ihr nach Libyen zurückgebrachte Schutzsuchende seien in Haftlagern regelmäßig Folter, Versklavung und sexualisierter Gewalt ausgesetzt, sagte Amtsberg am Freitag in Berlin. Die Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache sei „somit aus menschenrechtlicher Sicht nicht vertretbar“.

Amtsberg verwies auf das Ende April verlängerte Mandat für die Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Marinemission „Irini“ im Mittelmeer, bei der das Waffenembargo gegen Libyen überwacht wird. Die Unterstützung der Küstenwache sei aus dem Mandat gestrichen worden, betonte Amtsberg. Das sei ein „wichtiger und richtiger Schritt, dem sich auch die Europäische Union anschließen sollte“. Trotz massiver Kritik hält die EU bisher an der Zusammenarbeit mit Küstenwache, die weitgehend aus Milizionären besteht, fest.

Flucht über das Meer der „letzte Ausweg“,

Auch das „International Rescue Committee“ (IRC) prangerte die Gewalt in Libyen an. Für viele Schutzsuchende sei die riskante Flucht über das Meer der „letzte Ausweg“, sagte der Libyen-Landesdirektor der Hilfsorganisation, Tom Garofalo. Seit Beginn des Jahres seien mehr als 9.800 Menschen auf der Flucht von den libyschen Behörden aufgegriffen und in das Land zurückgeschickt worden. Die meisten von ihnen würden in Internierungslager geschickt.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mindestens 1.037 Geflüchtete und Migranten bei der Fahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen oder gelten als vermisst. (epd/mig) Aktuell Panorama

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