Sachsen

Ausstellung „Augusts Afrika“ mit Rassismuskritik

Kurfürst August der Starke hat gern ausschweifende Feste gefeiert. Die Ausgestaltung seiner Inszenierungen ist heute umstritten. Denn oft praktizierte der Hof Rassismus. Eine Ausstellung in Moritzburg bei Dresden geht dem nach.

Mittwoch, 22.06.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.06.2022, 14:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Begeisterung des sächsischen Kurfürsten August des Starken (1670-1733) für Afrika thematisiert seit dem 10. Juni eine Ausstellung auf Schloss Moritzburg bei Dresden. Unter dem Titel „Augusts Afrika“ seien etwa 50 Objekte und Exponate zu sehen, sagte Kurator André Thieme am Donnerstag in Moritzburg. Sie treten in einen Dialog mit elf „Interventionen“, welche die Ausstellung vor dem Hintergrund des Kolonialismus kommentieren und Rassismus aufzeigen.

Als Ausstellung in der Ausstellung nehmen sie Bezug auf Gemälde, Skulpturen und andere Exponate mit rassistischem Inhalt sowie auf umstrittene Praktiken am sächsischen Hof im 18. Jahrhundert. Im Gegensatz zum schillernden, prunkvollen Hof werden dabei kritische Texte in schwarz-weiß auf Säulen und Vorhängen präsentiert.

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„Wir fangen nicht erst in Moritzburg an, die Geschichte zu erzählen, sondern wir wollen ganz klar und deutlich sagen, dass Menschen, die hergekommen sind, einen Weg hatten“, sagte die Politikwissenschaftlerin Karime Maria Diallo. Sie seien durch Sklaverei in einem Unrechtsgeschehen gewesen, selbst wenn einige von ihnen freiwillig gekommen sein sollten. „Menschen wurden versklavt und verschleppt, dort muss die Geschichte anfangen“, sagte Diallo.

„Schwarzes Leben“ in Sachsen

Die Ausstellung „Augusts Afrika – Afrika in Sachsen, Sachsen in Afrika im 18. Jahrhundert“ stützt sich laut Kurator Thieme auf neuere Forschungen, die auch das Ausmaß „Schwarzen Lebens“ in Sachsen zeigten. Demnach lassen sich mehr als 80 Menschen schwarzer Hautfarbe am sächsischen Hof zwischen 1602 und 1770 nachweisen.

Dies sei mehr als an anderen Höfen dieser Zeit, sagte Thieme. Die Betroffenen waren meist Kammerdiener oder Musiker. Sie mussten an szenischen Inszenierungen August des Starken teilnehmen, für die sie Fantasie-Kostüme trugen. Sie seien in ihrer Rolle gefangen gewesen, sagte Thieme.

Expertin: „Wir brauchen viel mehr Forschung“

Ein Großteil der Schwarzen Menschen am sächsischen Hof sei aus der Karibik gekommen, nicht aus Afrika. Anfangs seien „Mohrentaufen“ als höfische Ereignisse veranstaltet worden, bei denen sich das Christentum als Sieger über andere Religionen gefeiert habe, so der Kurator. Später seien sie bereits Christen gewesen, als sie am Dresdner Hof ankamen.

Über die Vorgeschichten der Menschen sei bisher wenig bekannt. Die Politikwissenschaftlerin Diallo betonte: „Wir brauchen viel mehr Forschung zu den individuellen Geschichten.“

Globale Missionstätigkeit

Der sächsische Kurfürst feierte nicht nur „afrikanische“ Feste, er sammelte auch Afrikanisches und schlüpfte in die Rolle afrikanischer Herrscher. Um den afrikanischen Kontinent zu erkunden, entsendete August der Starke 1731 eine wissenschaftliche Expedition. Darauf nimmt die Ausstellung, die bis zum 31. Oktober zu sehen ist, Bezug wie auch auf die globale Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine im 18. Jahrhundert.

Thieme spricht von einer „demokratischen Ausstellung“, die historische und aktuelle Sichtweisen darstellt. Die kommentierenden Interventionen seien ein Anfang, sagte Diallo. Sie wünsche sich mehr diverse Kuratoren-Teams, die Ausstellungen gemeinsam umsetzen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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