Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Sachverständigenrat fordert flexibilere Regeln für ausländische Fachkräfte
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollte ausländischen Arbeitskräfte die Einreise erleichtern. Dem Sachverständigenrat zufolge stehen die Menschen aber weiter vor großen Hürden. Die Experten fordern flexiblere Regeln. Das Bamf meldet mehr als 100.000 Beratungen seit Inkrafttreten des Gesetzes.
Dienstag, 01.03.2022, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 28.02.2022, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Auch zwei Jahre nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes stehen ausländische Arbeitskräfte trotz großer Erleichterungen weiterhin vor großen Hürden, kritisiert der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR). Die Experten forderten daher am Montag in Berlin, den Gleichwertigkeitsnachweis einer im Ausland erworbenen Berufsausbildung als Voraussetzung für den Zuzug beruflich Qualifizierter zu überdenken und mit Öffnungsklauseln zu experimentieren.
Die SVR-Vorsitzende Petra Bendel sieht beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz „erheblichen Nachbesserungsbedarf“. Nach wie vor werde ihnen die Arbeitsaufnahme in Deutschland schwer gemacht. Die Anerkennungsverfahren seien kompliziert und langwierig, beklagte die Münchner Politikwissenschaftlerin. „Hier müssen wir schneller und offener werden. Wir brauchen mehr Digitalisierung und Personal in den Behörden und mehr Angebote, anerkannte Qualifikationsnachweise durch Nachprüfungen zu ersetzen.“
Vorschlag für nicht-reglementierte Berufe
Der Sachverständigenrat hat das „Nimm 2+“-Verfahren als Modellprojekt für nicht-reglementierte Berufe vorgeschlagen, um die Hürde des Gleichwertigkeitsnachweises etwas abzusenken. Dieses würde Fachkräften mit einer im Ausland abgeschlossenen beruflichen Ausbildung bei Vorliegen eines Arbeitsvertrags erlauben, auch ohne Gleichwertigkeitsnachweis nach Deutschland zu kommen und hier erwerbstätig zu sein. Dafür müsste das fehlende Gleichwertigkeitskriterium durch ein oder mehrere Alternativkriterien ersetzt werden, zum Beispiel sehr gute Sprachkenntnisse, ein Mindestgehalt oder Berufserfahrung.
Der Fachkräftebedarf in Deutschland ist den Angaben zufolge unverändert hoch. Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bewerten 55 Prozent der Unternehmen in Deutschland den Fachkräftemangel als Risiko. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge braucht die deutsche Wirtschaft etwa 400.000 Zuwandernde pro Jahr.
Bamf: Mehr als 100.000 Beratungen
Wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am Montag in Nürnberg mitteilte, wurden seit Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes am 1. März 2020 mehr als 100.000 telefonische und schriftliche Beratungen geleistet. 2021 seien insgesamt 63.131 Beratungen durchgeführt worden. Besonders gestiegen sei der Beratungs- und Informationsbedarf zum 2020 eingeführten beschleunigten Fachkräfteverfahren.
Auf der Hotline „Arbeiten und Leben in Deutschland“ nehmen laut Bamf vor allem die Anfragen zu den Themen „Anerkennung ausländischer Abschlüsse“, „Einreise und Aufenthalt“ und „Spracherwerb“ zu. Insgesamt steige neben Anfragen von Personen, die sich bereits in Deutschland aufhalten, auch der Anteil derer mit Wohnsitz im Ausland: 2021 lag er bei 64,4 Prozent (2019: 55,4 Prozent). Vergangenes Jahr hätten vor allem Personen mit Wohnsitz in der Türkei, dem Iran, Indien, Afghanistan und Marokko bei der Hotline angefragt, die auf Deutsch und Englisch berät.
Lockdown nach Inkrafttreten
Aufgrund der sich ausbreitenden Corona-Pandemie wurde kurz nach Inkrafttreten des Gesetzes der erste Lockdown in Deutschland beschlossen. Der internationale Reiseverkehr sowie die Bearbeitung von Visaanträgen unterlagen seither erheblichen Einschränkungen. Eine umfangreiche Bilanz zur Wirkung der neuen Regelungen sei deshalb zurzeit noch nicht möglich, erklärte der Sachverständigenrat.
Der Sachverständigenrat für Integration und Migration ist ein unabhängiges und interdisziplinär besetztes Gremium der wissenschaftlichen Politikberatung. Dem SVR gehören neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Forschungsrichtungen an. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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