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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seiner Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (Archiv)

Holocaust-Gedenktag

Bundespräsident: „Es gibt kein Recht auf Vergessen“

Am 27. Januar vor 77 Jahren wurde das NS-Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Daran erinnert am Donnerstag weltweit der Holocaust-Gedenktag. Bundespräsident Steinmeier rief am Tag davor zu Erinnerung und Verantwortung auf.

Donnerstag, 27.01.2022, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 26.01.2022, 17:15 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Holocaust-Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert und dazu aufgerufen, Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung entgegenzutreten. „Wir gedenken der Millionen von Menschen, die in Konzentrationslager verschleppt, gefoltert und dort ermordet worden sind“, sagte Steinmeier am Mittwoch bei einem Besuch der brandenburgischen KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg: „Der Ort mahnt uns, es gibt kein Recht auf Vergessen.“

„Die Opfer haben ein Recht auf Erinnerung“, betonte der Bundespräsident. Die Verantwortung ende jedoch nicht mit dem Erinnern, sondern bedeute, allen Formen des Antisemitismus, des Rassismus und jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten. „Es gibt kein Ende der Verantwortung“, sagte Steinmeier: „Wir müssen die Verantwortung weitertragen.“ Es freue ihn deshalb auch, dass Umfragen zufolge die jüngere Generation wieder stärkeres Interesse an dem Thema zeige. Auch dafür seien die Gedenkstätten wichtig.

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Zehntausende Menschen ermordet

Der Bundespräsident besuchte die Gedenkstätte Sachsenhausen am Tag vor dem Holocaust-Gedenktag gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender und wurde dabei von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke, Kulturministerin Manja Schüle (alle SPD) und dem Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, begleitet. Nach einem rund anderthalbstündigen Rundgang durch die Gedenkstätte wurden zur Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus drei Kränze am Gedenkort in der früheren Hinrichtungsstätte „Station Z“ niedergelegt.

In der Hinrichtungsstätte wurden unter anderem im Herbst 1941 innerhalb von zehn Wochen mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene in einer „Genickschuss-Baracke“ ermordet. Steinmeier betonte, an Orten wie Sachsenhausen sei es auch darum gegangen, den NS-Völkermord einzuüben. Zwischen 1936 und 1945 waren in dem Konzentrationslager mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende von ihnen wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben.

Erinnern „eine immerwährende Aufgabe“

Das Erinnern an den Holocaust und die Auseinandersetzung damit sei „eine immerwährende Aufgabe“, betonte Woidke: „Wir müssen uns, wann immer es nötig ist, gegen Nationalsozialismus, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit wehren und diejenigen in die Schranken weisen, die Hass und Ausgrenzung säen.“ Erinnern heiße, die Opfer zu würdigen, ihr Leid wahrzunehmen und neuen Gräueltaten durch Aufklärung vorzubeugen, erklärte Liedtke: „Hass und Hetze dürfen nie wieder siegen über Menschenrechte und Toleranz.“ Es müsse auch gefragt werden, welche Folgen die NS-Erziehung weit über das Ende des Terrorregimes hinaus hatte, betonte Schüle: „Erst dann wird Aufarbeitung wahrhaftig.“

„Wir sind dankbar, dass der Bundespräsident anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus diesen historischen Tatort der Verbrechen besucht hat“, betonte Drecoll. Die Gedenkstätten würden angesichts der „schwindenden Zeitzeugenschaft“ für nachfolgende Generationen immer wichtiger. (epd/mig)

  Leitartikel Panorama

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