Afrikabeauftragter warnt
Impfdosen mit ablaufender Haltbarkeit sind Almosen
Impfdosen, die an ärmere Länder gespendet werden, sind oft Restposten mit anstehendem Verfallsdatum. Der Afrikabeauftragte Nooke mahnt mehr Anstrengungen und Sensibilität an. Almosen setzten das falsche Signal.
Mittwoch, 01.12.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.11.2021, 14:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Vor dem Hintergrund der in Südafrika entdeckten Omikron-Variante des Coronavirus dringt der scheidende Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), auf die Lieferung zusätzlicher Impfdosen für Afrika. Um die aktuelle Pandemie-Welle zu brechen, müssten auch für Afrika genügend Impfdosen bereitgestellt werden, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“: „Da muss noch einmal ordentlich etwas draufgelegt werden.“
Nooke warnte davor, Impfdosen aus nationalem Vorrat mit ablaufender Haltbarkeit weiterzugeben. „Einfach die Restposten mit anstehendem Verfallsdatum abzugeben, ist ein falsches Signal“, betonte er. „Das wirkt wie ein wenig überzeugendes Almosenverteilen zur Beruhigung des schlechten Gewissens.“ Zudem werde bei einem solchen Vorgehen der zeitliche Verwaltungsvorlauf unterschätzt, den ein solcher Export erfordere.
Beauftragter für differenzierte Strategie
Der Afrikabeauftragte forderte eine differenzierte Strategie im Umgang mit der Corona-Hilfe für Afrika: „Wichtig ist: Man kann nicht von Kairo bis Kapstadt dieselbe Strategie fahren. Es muss regional genau betrachtet werden, wo welche logistischen Probleme bestehen.“ In Afrika gebe es zudem „eine weit verbreitete Impfskepsis, die auch dazu führt, dass Impfdosen verfallen“, sagte Nooke. Dem Akzeptanzproblem müsse durch mehr Aufklärung begegnet werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Impfallianz Gavi, die Afrikanische Union (AU) und andere Organisationen hatten in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung Probleme bei der Lieferung von Impfstoffspenden beklagt. Zwar seien millionenfach Impfdosen gespendet und bereitgestellt worden, erklärten sie. Allerdings seien die meisten kurzfristig geliefert worden und hätten eine geringe Haltbarkeitsdauer. Zudem würden oftmals für die Impfung notwendige Utensilien nicht mitgeliefert, etwa Spritzen oder Verdünnungsmittel.
Wenige Impfdosen kommen an
Die meisten Impfdosen erreichen Afrika über das Covax-Programm. In dem Programm sind Organisationen wie die WHO, Unicef und Gavi zusammengeschlossen, um eine gleichmäßigere globale Verteilung von Vakzinen gegen Covid-19 zu gewährleisten. Deutschland hat laut dem Auswärtigen Amt inzwischen rund 95 Millionen Impfdosen an Covax übertragen, die nun Schritt für Schritt ausgeliefert werden. Laut Gavi sind davon bislang allerdings erst knapp 15 Millionen Dosen bei den Empfängern angekommen.
Allein in Afrika leben rund 1,3 Milliarden Menschen. Im Oktober war deutlich geworden, dass nur etwa fünf der 54 Länder Afrikas das internationale Immunisierungsziel für 2021 erreichen können, wenn das bisherige Impftempo beibehalten wird. Ziel ist, bis Ende des Jahres 40 Prozent der Bevölkerung vollständig zu impfen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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