„Erfolgsmodell gelungener Integration“
Neue Ausstellung über Hugenotten in Berlin
Die Hugenotten gehören zu den Berlinern mit der ältesten Fluchtgeschichte. Ein Museum auf dem Gendarmenmarkt informiert über das „Erfolgsmodell gelungener Integration“.
Dienstag, 02.11.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 01.11.2021, 12:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nach vierjährigen Umbauarbeiten im Französischen Dom wird das Hugenottenmuseum in Berlin mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet. Anhand authentischer Ausstellungsstücke und mit mehreren Medienstationen gibt sie einen Überblick über die Geschichte der ab dem späten 17. Jahrhundert nach Berlin eingewanderten französischen Glaubensflüchtlinge. Im Mittelpunkt stehe Migration und Leben der Hugenotten bis heute, sagte Pfarrer Jürgen Kaiser von der französisch-reformierten Gemeinde am Donnerstag bei der Präsentation.
Museumsleiter Guilhem Zumbaum-Tomasi nannte die Geschichte der Hugenotten „ein Erfolgsmodell gelungener Integration“. Gezeigt werden rund 150 Ausstellungsstücke auf 400 Quadratmetern. Zum Eröffnungs-Festakt Ende Oktober kam die französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes.
Gottesdienste in deutscher und französischer Sprache
Die Gemeinde, die sich selbst „Französische Kirche“ nennt, ist Teil der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Aktuell hat sie rund 650 Mitglieder, davon 120 französischsprachige. Gottesdienste gibt es in deutscher und französischer Sprache.
Die 1705 fertiggestellte Französische Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt war das erste eigene Kirchengebäude der Gemeinde in Berlin. 1785 ließ Friedrich II. daneben den Französischen Dom errichten und stellte ihn der Gemeinde zur freien Nutzung zur Verfügung. Das ist bis heute weitgehend der Fall.
Ausstellungskosten: 540.000 Euro
Insgesamt kostete die neue Dauerausstellung in den sanierten Räumen des Französischen Doms 540.000 Euro. Davon kamen 390.000 Euro von der Lottostiftung, 100.000 Euro von der Gemeinde sowie 50.000 Euro Spenden. Neu ist unter anderem der Einbau eines Zwischengeschosses für Kabinettausstellungen. Den Anfang macht dort eine Ausstellung über den Kupferstecher und Grafiker Daniel Chodowiecki (1726-1801). Im Rahmen der Sanierung sei auch der unterirdische Verbindungsgang zur Französischen Friedrichstadtkirche wieder geöffnet worden, hieß es weiter.
Das Hugenottenmuseum repräsentiere an einem historisch bedeutenden Ort einen wichtigen Teil der Berliner Stadt- und Kulturgeschichte, sagte Kaiser. Der Französische Dom ist seit 1935 Sitz des Hugenottenmuseums. Die vorherige Ausstellung war von 1987 bis 2017 unverändert zu sehen.
Auswanderungsverbote und Glaubensflüchtlinge
Präsentiert werden Dokumente, Gemälde und Gegenstände, die immer wieder auch auf die Fluchtgeschichte hinweisen. So zeigt die Ausstellung etwa eine „Haarknotenbibel“ im Kleinstformat, die in den Haaren versteckt wurde, und einen „Reiseabendmahlkasten“. Eine Galeerenkugel verweist auf das Auswanderungsverbot und die drohenden Strafen. Weitere Themen sind der Einfluss der Hugenotten auf Wirtschaft, Wissenschaften und Kunst in ihrer neuen Heimat, etwa beim Aufbau der Seidenproduktion.
Als 1685 der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. den Protestantismus in Frankreich verbot, wurden die Protestanten zu Glaubensflüchtlingen. Trotz Verbots flohen bis zu 200.000 Hugenotten. 15.000 bis 20.000 kamen ins Kurfürstentum Brandenburg, ermöglicht durch das berühmte „Edikt von Potsdam“ vom 29. Oktober 1685. Das Datum ist bis heute ein Feiertag im Kalender der französisch-reformierten Gemeinde. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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