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Menschen am Bahnhof (Symbolfoto) © benfuenfundachtzig @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Realitätscheck

Keine feindliche Haltung gegenüber Einwanderern

Ablehnung von Migration und Zulauf zur extremen Rechten sind in Regionen mit viel Einwanderung schwächer. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Experten leiten daraus eine klare Handlungsempfehlung für die Politik ab.

Mittwoch, 27.10.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 23.10.2021, 15:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach der Ankunft von über einer Million Geflüchteter in Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 zeigte sich auf der lokalen Ebene ein freundlicheres Bild als beim Blick auf die bundesweite Lage. Letztere war geprägt von einer Zunahme fremdenfeindlicher Haltungen und Gewalt sowie dem Zulauf zur rechtspopulistischen Partei AfD. Insbesondere in Kreisen, in denen besonders viele Geflüchtete angesiedelt wurden, zeigten sich eine höhere Akzeptanz von Immigration und stärkerer gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Zu diesem Ergebnis kommen WZB-Forschungsprofessor David Brady, Marco Giesselmann von der Universität Zürich und Tabea Naujoks von der Berliner Hertie School bei der Auswertung von Daten des Soziooekonomischen Panels aus den Jahren 2009-2017. Ungefähr 20.000 Personen ohne Migrationshintergrund in Deutschland wurden in diesem Zeitraum mehrfach zu ihren Haltungen zur Einwanderung befragt. Eindeutig zeigt sich ein Trend zu mehr Sorge um den sozialen Zusammenhalt und zu mehr Sympathien für extrem rechte Bewegungen und Parteien im Kontext der starken Einwanderung 2015.

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Kontakt baut Ablehnung ab

Auf der Ebene von Landkreisen und kreisfreien Städten allerdings gilt ein umgekehrter Zusammenhang: Hohe Einwanderungsquoten gehen dort mit weniger Angst vor Einwanderung und geringerer Zustimmung für extrem rechte Parteien einher. Ebenfalls nicht beobachten lässt sich in diesen Gebieten, dass Einheimische wegziehen, die Sorge um den sozialen Zusammenhalt zunimmt oder die Bereitschaft abnimmt, durch das Zahlen von Steuern das Gemeinwesen zu stützen.

David Brady zieht daraus eine klare Lehre auch für zukünftige Migrationsbewegungen: „Das Beispiel zeigt, dass ausgrenzende Haltungen durch mehr Kontakt abgebaut werden können. Je mehr lokale Begegnungen es gibt, desto weniger greift der allgemeine Diskurs, der Geflüchtete zur Bedrohung macht.“

Empfehlung an die Politik

Einschränkend allerdings muss ein zweites Ergebnis der Studie genannt werden: In Kreisen mit hoher Arbeitslosigkeit ist dieser Mechanismus nicht festzustellen. Hier stößt vielmehr der Zuzug Geflüchteter auf ablehnende Haltungen. Die Forscher schließen aus diesem Befund, dass eine schwierige ökonomische Situation der ideale Nährboden für migrationsfeindliche Einstellungen ist.

Die Empfehlung an die Politik liegt auf der Hand: „Entscheiderinnen und Entscheider sollten Geflüchtete dort ansiedeln, wo die Jobperspektiven gut sind, um negative soziale Folgen abzufedern“, erklärt David Brady. Gesellschaft Leitartikel

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