Tsitsi Dangarembga, Friedenspreis, Buchhandel, Rassismus, Afrika
Tsitsi Dangarembga auf dem Aké Arts & Book Festival (2019)

Stimme Afrikas

Tsitsi Dangarembga erhält Friedenspreis des Buchhandels

Als eine der wichtigsten Stimmen Afrikas, als Erzählerin mit universellem Blick und als Vorkämpferin für Meinungsfreiheit wurde Tsitsi Dangarembga gewürdigt. Die Friedenspreisträgerin aus Simbabwe rief zur Überwindung von rassistischem Denken auf.

Montag, 25.10.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.10.2021, 14:02 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. Die 62-Jährige verbinde in ihrem künstlerischen Werk ein einzigartiges Erzählen mit einem universellen Blick, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, bei der Übergabe des Preises. Dangarembga sei „nicht nur eine der wichtigsten Künstlerinnen ihres Landes, sondern auch eine weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur“. Der Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert, die Verleihung wurde live im ZDF übertragen.

Mit ihrer besonderen Gabe als Autorin und Filmemacherin vermöge es Dangarembga, die Menschen zu bewegen und aufzurütteln, sagte Schmidt- Friderichs. Zudem kämpfe Dangarembga, die im Nordosten von Simbabwe geboren wurde, für Freiheits- und Frauenrechte sowie für die politische Veränderung im patriarchalischen System ihres Heimatlandes. Weil sie sich gegen Korruption engagiere, steht sie dort vor Gericht.

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In ihrer Romantrilogie „This Mournable Body“, „The Book of Not“ und „Nervous Conditions“ beschreibe Dangarembga am Beispiel einer heranwachsenden Frau den Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe, würdigte Schmidt-Friderichs. Dabei zeige die studierte Psychologin soziale und moralische Konflikte auf, „die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen“. In ihren Filmen thematisiere sie Probleme, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen.

Rassismus überwinden

Auma Obama, die Halbschwester des früheren US-Präsidenten Barack Obama, würdigte in ihrer emotionalen Laudatio ihre Freundin Dangarembga als eine der bedeutsamsten Stimmen auf dem afrikanischen Kontinent. Gegen viele Widerstände erhebe diese mit ihrem Werk „die Stimme für die Stimmlosen“ und kämpfe für die Meinungsfreiheit, sagte die kenianische Journalistin und Autorin. Dangarembga habe ein differenziertes Bild von Afrika in die Welt gebracht, sagte Obama. Ihr künstlerischer Antrieb sei der Wunsch, die Dinge zum Guten zu verändern. „Lesen Sie afrikanische Literatur, schauen sie über ihren Horizont, wir sind da“, so Obama.

Tsitsi Dangarembga rief in ihrer Dankesrede dazu auf, „eine neue Aufklärung“ zu wagen und ging auf die gewaltsame Kolonialgeschichte ihres Landes ein. Ein verändertes Denken, ein Paradigmenwechsel sei nötig, um ein friedvolles Zusammenleben der Menschheit zu erreichen. Das durch westlichen Kolonialismus und Imperialismus in die Welt getragene rassistische Denken müsse abgestreift und ein ausbeuterisches Weltwirtschaftssystem überwunden werden. Rassismus sei verantwortlich für einen großen Teil der Gewalt, die sich Menschen gegenseitig antun, sagte die Friedenspreisträgerin.

Rechte Verlage auf der Buchmesse

Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) ging in seinem Grußwort auf die Diskussion um die Präsenz rechtsradikaler Verlage auf der Buchmesse und die Absage von schwarzen Autorinnen ein. Es sei nicht tolerierbar, wenn Autoren aus Angst vor Angriffen der Buchmesse fernblieben, sagte Feldmann. In Frankfurt sei kein Platz für Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rassismus oder Islamophobie.

Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben. Er soll laut Statut eine Persönlichkeit auszeichnen, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat“. Im vergangenen Jahr erhielt der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen den Preis. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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