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Kind in einem Flüchtlingslager (Archiv) © Tim Lüddemann @ flickr.com (CC 2.0), Tim Lüddemann

Weltkindertag

Menschenrechtler fordern Schließung von Anker-Zentren

Eine Allianz von rund 100 Menschenrechtsorganisationen fordern die Schließung der umstrittenen Anker-Zentren. Das Konzept sei gescheitert. Es isoliere und entrechte Menschen.

Montag, 20.09.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 19.09.2021, 11:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die künftige Bundesregierung soll nach Ansicht von Kinderrechts- und Flüchtlingsorganisationen die sogenannten Anker-Zentren für Geflüchtete abschaffen. Die Bedingungen in diesen Einrichtungen verletzten Rechte von Kindern und ihren Familien, erklärten terre des hommes, Pro Asyl, die Landesflüchtlingsräte und rund 100 weitere Organisationen am Donnerstag. Sie äußerten sich mit Blick auf den Weltkindertag am 20. September.

„Aufnahmeeinrichtungen und Anker-Zentren sind kein Ort für Kinder und kein Ort für Erwachsene“, heißt es in dem Appell. „Statt Isolation und Entrechtung brauchen wir faire Asylverfahren und gleiche Rechte für alle Kinder, die in Deutschland leben.“ Anker-Zentren sind bestimmte Aufnahmestellen für Asylsuchende. Die Bezeichnung steht für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“. Flüchtlinge sollen so lange dort unterkommen, bis sie in Kommunen verteilt oder abgeschoben sind.

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„Das Konzept ist gescheitert“

„Die räumliche Enge in Anker-Zenten und Aufnahmeeinrichtungen, das Miterleben von Gewalt und Abschiebungen und der Mangel an Privatsphäre und Bildungsmöglichkeiten widersprechen den in der UN-Kinderrechtskonvention niedergelegten Kinderrechten“, betonte die Vorstandssprecherin von terre des hommes, Birte Kötter. Besonders Frauen, Kinder und Familien litten unter diesem System. Die oftmals weit abgelegenen Einrichtungen führten zur Isolation und Entrechtung der Betroffenen.

Drei Jahre nach Öffnung der ersten Anker-Zentren fällt die Bilanz den Organisationen zufolge düster aus: „Das Konzept ist gescheitert“. Die Organisationen fordern von der neuen Bundesregierung, Kinderrechte ernst zu nehmen und den Aufenthalt in Aufnahmeeinrichtungen auf wenige Wochen zu verkürzen. Die Ereignisse in Afghanistan hätten nochmal deutlich gemacht, warum Menschen fliehen und dass sie sichere Orte brauchen.

Viele Geflüchtete traumatisiert

Pro Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt sagte: „Die Anker-Zentren entrechten und isolieren die Menschen.“ Das zermürbe die Schutzsuchenden, besonders Kinder. Das Konzept sei gescheitert, die Zentren gewährleisteten keine fairen Asylverfahren, erklärte er.

Auch die Frauenhilfsorganisation Solwodi Deutschland kritisiert die Unterbringung von Geflüchteten und ihren Kindern in Aufnahmeeinrichtungen. „Aktuell müssen Familien bis zu sechs Monate in Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben“, teilte Solwodi in Boppard mit. Viele Klientinnen der Hilfsorganisation seien aufgrund ihrer Erlebnisse vor sowie während der Flucht traumatisiert, wuchsen in prekären Lebensverhältnissen auf und erfuhren weder Zuneigung noch Bildung. „Umso schwieriger ist es für sie, Förderung und Kompetenzen an ihre Kinder weiterzugeben, die sie gerade erst selbst neu erlernen“, hieß es. (epd/mig) Aktuell Panorama

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