Studie
Niedrigere Impfquote bei Menschen mit geringem Einkommen
Je höher das Einkommen, desto mehr Menschen sind laut einer aktuellen Befragung geimpft. Wissenschaftler dringen auf mehr Impfangebote am Arbeitsplatz, damit Geringverdienende nicht noch weiter zurückfallen.
Donnerstag, 08.07.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 07.07.2021, 16:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bei Menschen mit geringem Einkommen liegt die Impfquote gegen Covid-19 deutlich unter dem Durchschnitt. In einer am Mittwoch veröffentlichten Befragung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gaben 49 Prozent der Menschen im unteren Fünftel der Lohnverteilung mit einem Einkommen von durchschnittlich 11,50 Euro pro Stunde an, schon mindestens eine erste Impfdosis erhalten zu haben. 23 Prozent berichteten, vollständig geimpft zu sein.
Bei Befragten im oberen Fünftel mit einem Stundenlohn von durchschnittlich 34,40 Euro lag der Wert für die erste Impfung laut Bericht hingegen bei 71 Prozent und für den vollständigen Impfschutz bei 31 Prozent. Menschen mit geringem sozio-ökonomischen Status, zu denen überdurchschnittlich Personen mit Migrationshintergrund zählen, seien bei der Impfterminvergabe ins Hintertreffen geraten, kritisieren die Wissenschaftler. Insgesamt gaben 59 Prozent der Befragten an, mindestens eine Impfdosis erhalten zu haben, 27 Prozent davon waren vollständig geimpft.
Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung des Portals „Lohnspiegel.de“, an der sich den Angaben zufolge im Juni 2021 mehr als 4.500 Beschäftigte beteiligten. Die Umfrage ist nicht-repräsentativ.
Wenige Betriebsärzte impfen
Aline Zucco, Expertin für Verteilungsfragen am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Stiftung (WSI), forderte mehr Möglichkeiten für einen niederschwelligen Zugang zu Impfungen. „Ein Impfangebot am Arbeitsplatz ist dafür ein wichtiger Baustein.“ Der weitere Fortschritt der Impfkampagne hänge auch davon ab, dass keine Gruppe abgehängt werde.
Malte Lübker, wissenschaftlicher Betreuer des Portals „Lohnspiegel.de“, verwies auf den geringen Anteil der Betriebsärzte, die Impfungen anbieten. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung boten Mitte Juni lediglich 28 Prozent der Betriebe mit Betriebsarzt ihren Beschäftigten Corona-Impfungen an, zwölf Prozent gaben an, ein solches Angebot zu planen.
Helden der Pandemie oft ungeimpft
Unter den Ungeimpften mit geringen Löhnen sind den Angaben zufolge auch viele Beschäftigte, die am Anfang der Pandemie als Helden der Corona-Krise gefeiert wurden. So seien nur 52 Prozent der befragten Beschäftigten in Verkaufsberufen mit besonders viel Kundenkontakt bereits mindestens einmal geimpft.
Laut Corona-Impfverordnung sollten Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel eigentlich bevorzugt in Prioritätsgruppe 3 geimpft werden. Zucco erklärte, wegen der Aufhebung der Impfpriorisierung seien viele dieser Beschäftigten aber nicht mehr zum Zuge gekommen. „Jetzt finden sich etliche davon offenbar im Dschungel um die Terminvergabe nicht zurecht.“ Neben dem Einzelhandel sei das auch verstärkt im Gastgewerbe und im Bereich Verkehr und Logistik der Fall. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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