Wegwerfmenschen
Menschenrechtler fordert Impfung von Arbeitsmigranten
Ausbeuterische Arbeitsbedingungen, menschenunwürdige Unterkünfte, hohe Infektionszahlen. Bei Corona-Impfung fallen Arbeitsmigranten dennoch durchs Netz. Menschenrechtler Peter Kossen spricht von „Wegwerfmenschen“.
Dienstag, 27.04.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.04.2021, 16:18 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Menschenrechtler Peter Kossen fordert eine schnellstmögliche Corona-Impfung für ost- und südosteuropäische Arbeitsmigranten. Aufgrund „vielfach unmenschlich harter Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen oder als Paketzusteller“ gebe es bei diesen Arbeitern eine Vielzahl von Infektionen sowie schweren und tödlichen Verläufen der Corona-Erkrankung, erklärte Kossen. Er verwies dabei auf die hohen Infektionszahlen in der Fleischindustrie. „Die Totalerschöpfung dieser Menschen ist die Normalität“, kritisierte der Theologe: „Als Wegwerfmenschen werden sie verschlissen und in großer Zahl infiziert.“
Es dürfe nicht sein, dass gerade die Menschen in großer Zahl durch das Netz fielen, die besonders gefährdet seien, erklärte Kossen, katholischer Theologe, der sich seit Jahren für Arbeitsmigranten einsetzt und immer wieder auf den Missbrauch von Werkvertrags- und Leiharbeit zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping hingewiesen hat.
In den Schrottimmobilien, die häufig als Unterkunft dienten, und ihren oft viel zu kleinen, schlecht belüfteten und mehrfach belegten Zimmern gebe es oft Schimmelbeläge an den Wänden, erklärte Kossen. Zunehmend hausten ganze Familien von Arbeitsmigranten mit ihren Kindern in gesundheitsgefährdenden Unterkünften.
Menschenrechtler kritisiert mangelnde Kontrollen
Zwar sehe ein Erlass des Bundesarbeitsministeriums vom vergangenen Jahr die Unterbringung in kleinen festen Teams oder eine Einzelbelegung von Schlafräumen vor. „Ich kann nicht erkennen, dass die Umsetzung dieser wichtigen Vorschrift irgendwo kontrolliert wird“, kritisierte Kossen.
Verschärft würden Probleme durch mangelnde Sprachkenntnisse, erklärte der Menschenrechtler. Viele würden wenig oder gar nicht Deutsch sprechen. „Da kommen Informationen, Warnungen und Sicherheitsvorschriften nur bruchstückhaft oder überhaupt nicht bei den Adressaten an“, beklagte der Theologe. Notwendige Informationen zur Pandemie und zur Impfung erreichten die Arbeitsmigranten vielfach nicht. (epd/mig) Aktuell Panorama
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