Rassismus
Geflüchteter Syrer zieht Bundestagskandidatur wegen Bedrohung zurück
Der aus Syrien stammende Grünen-Bundestagskandidat Tareq Alaows hat seine Kandidatur wegen Bedrohungen zurückgezogen. Während seiner Kandidatur habe er massive Rassismuserfahrungen gemacht. In sozialen Medien gibt es eine Welle der Solidarität. Alaows' Fall sei keine Ausnahme.
Mittwoch, 31.03.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.03.2021, 17:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der aus Syrien stammende Grünen-Bundestagskandidat Tareq Alaows zieht seine Kandidatur wegen Bedrohungen zurück. „Die hohe Bedrohungslage für mich, und vor allem für mir nahestehende Menschen, ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur“, teilte Alaows am Dienstag mit. Zudem erklärte er, dass die massiven Rassismuserfahrungen, die er während seiner Kandidatur erfahren musste, „erschreckend“ gewesen seien. „Meine Kandidatur hat gezeigt, dass wir in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauchen, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen.“
Der 31 Jahre alte Alaows war im Januar als Direktkandidat für die Grünen in Oberhausen und Dinslaken nominiert worden. „Ich kandidiere als erster aus Syrien Geflüchteter für den Bundestag, um mit meiner Stimme die Rechte von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu vertreten und für eine vielfältige und gerechte Gesellschaft für alle einzutreten“, hatte er damals erklärt.
Kein Einzelfall
In seiner Begründung für den Rückzug unterstrich er nun, dass die große öffentliche Aufmerksamkeit für seine Kandidatur gezeigt habe, „was für uns geflüchtete Menschen möglich sein“ könne. „In unserer Gesellschaft mangelt es leider an diskriminierungsfreien Räumen in allen Bereichen des Lebens.“
In den sozialen Medien gab es eine Welle der Empörung und unter dem Hashtag #SolidaritätMitTareq viel Unterstützung für Alaows. Grünen-Europaabgeordneter Erik Marquardt schrieb im Kurznachrichtendienst „Twitter“: „Das macht nicht nur traurig, sondern wütend.“ Für Eileen O’Sullivan ist dieser Fall keine Ausnahme. Sie twittert: „Solche Einschüchterungen passieren seit Jahren und sind eine Bedrohung für unsere Demokratie. Es muss aufhören. Werdet lauter, Leute!“
2015 nach Deutschland geflüchtet
Im Jahr 2015 war Alaows nach einem Jurastudium aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. In einem Interview mit „Zeit Online“ hatte er angekündigt, die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen zu wollen, um die Voraussetzung dafür zu schaffen, sich um das Bundestagsmandat für die Wahl im September zu bewerben. Alaows war auch im Koordinierungskreis der Bewegung Seebrücke aktiv, die sich für die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt.
Ich kandidiere als erste aus Syrien geflüchtete Person für den #Bundestag. #kandidat @Die_Gruenen pic.twitter.com/GNrXCbtlJX
— Tareq Alaows (@Tareq_Alaows) February 2, 2021
Zu seinem persönlichen Schutz und dem seines privaten Umfelds will sich Alaows zunächst aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Die Grünen in Oberhausen und Dinslaken bedauerten den Rückzug ihres Kandidaten. „Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unseren Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können. Leider ist dies aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht mehr möglich“, erklärten der Kreis- und Ortsverband. (epd/mig) Aktuell Panorama
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