Polizeipräsident fordert Auflösung

Sächsische SEK-Polizisten sollen 7.000 Schuss Munition gestohlen haben

Ein schwerer Vorwurf erschüttert die sächsische Polizei: Mitglieder eines Spezialeinsatzkommandos sollen aus Polizeibeständen rund 7.000 Schuss Munition gestohlen haben. Die Ermittlungen richten sich gegen 17 Polizeibeamte. Verbindungen zu der rechtsextremen Gruppe "Nordkreuz" sind Gegenstand der Ermittlungen.

Mittwoch, 31.03.2021, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 30.03.2021, 18:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In Sachsen hat die Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen 17 Polizisten einer Spezialeinheit eingeleitet. Die Tatverdächtigen stünden unter Verdacht, aus Polizeibeständen mindestens 7.000 Schuss Munition entwendet, ein illegales Schießtraining durchgeführt und gegen das Waffengesetz verstoßen zu haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Dienstag mit. Ermittelt werde zudem wegen Bestechlichkeit.

Mit einer Razzia im Großraum Dresden war am Dienstagvormittag gegen die Polizisten vorgegangen worden. Dabei wurden Privatwohnungen und Arbeitsplätze durchsucht. Die sichergestellten Gegenstände würden nun ausgewertet, hieß es. An der Razzia seien mehr als 40 Beamte des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen beteiligt gewesen.

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Die Ermittlungen richten sich gegen 17 Polizeibeamte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) Dresden, das zum LKA Sachsen gehört. Im Fokus stünden vier Hauptbeschuldigte im Alter von 32 bis 49 Jahren, hieß es. An dem illegalen Schießtraining hätten weitere 13 Polizisten im Alter von 30 bis 54 Jahren teilgenommen.

Munition aus dienstlichen Beständen

Die Tatverdächtigen sollen die Munition im November 2018 aus ihnen dienstlich zugänglichen Beständen entwendet haben. Am Rande einer polizeilichen Ausbildungswoche sollen sie diese als Bezahlung für ein von der Firma „Baltic Shooters“ organisiertes privates Schießtraining auf einer Schießanlage in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern verwendet haben.

Wegen der herausgehobenen Bedeutung des Verfahrens habe die Generalstaatsanwaltschaft Dresden die Ermittlungen am 22. März von der Staatsanwaltschaft Schwerin übernommen. In Schwerin war demnach zuvor gesondert gegen den ehemaligen Inhaber von „Baltic Shooters“, Frank T., ermittelt worden. In Dresden werden die Ermittlungen nun von der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (INES) bei der Generalstaatsanwaltschaft geleitet.

Rechtsextreme Hintergründe offen

Zu einer möglichen rechtsextremen Motivation der Tatverdächtigen wollte sich die Generalstaatsanwaltschaft zunächst nicht äußern. Dies sei Gegenstand der Ermittlungen, betonte Generalstaatsanwältin Nicole Geisler. Sachsens LKA-Präsident Petric Kleine sagte hingegen, es gebe „keine Anhaltspunkte“ für eine rechtsextreme Motivation. Ausgeschlossen wurde ein entsprechender Hintergrund jedoch nicht. Zahlreiche Journalistenfragen, darunter auch eine von „MiGAZIN“, ob mögliche rechtsextreme Hintergründe gezielt ermittelt wurden, wurde bei der Online-Pressekonferenz nicht beantwortet.

In einer schriftlichen Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft heißt es jedoch, es würden auch „etwaige Verbindungen zu der Gruppe ‚Nordkreuz‘ überprüft“. Bislang lägen dazu keine Anhaltspunkte vor. „Nordkreuz“ ist eine rechtsextreme Gruppierung, die sich auf einen Staatszusammenbruch und auf die Tötung von politischen Gegnern vorbereitet.

Polizeipräsident für Auflösung des MEK Dresden

Die vier Hauptbeschuldigten wurden den Angaben zufolge am Dienstag mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt und mussten ihre Dienstausweise abgeben. Die 13 weiteren Tatverdächtigen würden nicht mehr im MEK Dresden eingesetzt und an eine andere Dienststelle versetzt, hieß es.

Sachsens Polizeipräsident Horst Kretzschmar sprach sich unterdessen für einen „radikalen Schnitt“ und die Auflösung des MEK Dresden aus. Unter den Mitgliedern von Spezialeinheiten dürften sich keine Straftäter befinden. Die Arbeit von Spezialeinheiten sei in Deutschland und in Sachsen mit einer besonderen Verantwortung verbunden. (epd/mig) Aktuell Panorama

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